Lautloses Duell
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»Er ist derjenige, der Phate gewarnt hat«, fuhr Shelton fort. »Deshalb konnte er in St. Francis rechtzeitig entkommen. Dann hat ihm Gillette gesagt, dass wir wissen, welchen Wagen er fährt. Also hat er ihn abgefackelt.«
»Er war ja auch so unheimlich scharf darauf, hier zu bleiben und uns zu helfen, wisst ihr noch?«, fügte Miller hinzu.
»Klar«, nickte Shelton. »Sonst wäre die Chance dahin gewesen, zu …«
Die Detectives sahen einander an.
Bishop flüsterte: »… zu fliehen.«
Sie rannten den Gang hinunter, der zum Labor führte. Bishop fiel auf, dass Shelton seine Waffe gezogen hatte.
Die Tür zum Labor war abgeschlossen. Bishop hämmerte dagegen, aber ohne Erfolg. »Schlüssel!«, rief er Miller zu.
Doch Shelton grunzte nur: »Scheiß auf den Schlüssel«, hob die Pistole und trat die Tür ein.
Der Raum war leer.
Bishop rannte zum anderen Ende des Korridors und stürmte in einen im hinteren Teil des Gebäudes befindlichen Lagerraum.
Er sah sofort, dass die Brandschutztür, die hinaus auf den Parkplatz führte, weit offen stand. Die Alarmvorrichtung am Querriegel der Tür war abmontiert – genau wie Jamie Turner es bei seiner Flucht aus St. Francis getan hatte.
Bishop schloss die Augen und lehnte sich an die klamme Wand. Er spürte den Verrat tief und schneidend in seinem Herzen, so scharf wie Phates schreckliches Messer.
Je besser ich Sie kennen lerne, umso weniger kommen Sie mir wie der typische Hacker vor.
Wer weiß. Vielleicht bin ich ja gar keiner.
Dann wandte sich der Detective um und rannte zurück in den Bürobereich der CCU. Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer des Koordinationsbüros der Haftanstalten bei der Stadtverwaltung von Santa Clara. Der Detective legitimierte sich und sagte: »Wir haben einen Flüchtigen zu melden, einen Strafgefangenen mit einer Fußfessel. Wir müssen eine dringliche Suche anmelden. Ich gebe Ihnen die Nummer seines Geräts durch.« Er blätterte in seinem Notizblock. »Sie lautet –«
»Können Sie später noch einmal anrufen, Lieutenant?«, kam die gelangweilte Antwort.
»Später? Bitte vielmals um Entschuldigung, Sir, aber haben Sie mich nicht verstanden? Uns ist gerade ein Gefangener entwischt. Irgendwann in den letzten dreißig Minuten. Wir müssen ihn finden.«
»Momentan können wir von hier aus überhaupt niemanden finden. Unser gesamtes System ist zusammengebrochen. Abgeschmiert wie die Hindenburg, und unsere Techniker haben nicht den geringsten Schimmer, weshalb.«
Bishop spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken herunterlief. »Sagen Sie ihnen, sie sind einem Hacker zum Opfer gefallen«, brummte er.
»Deshalb.«
Der Kollege am anderen Ende der Leitung ließ ein herablassendes Lachen vernehmen. »Sie sehen sich zu viele Filme an, Detective. In
unsere
Computer kommt niemand rein. Rufen Sie in drei oder vier Stunden noch mal an. Unsere Leute sagen, bis dahin läuft die Chose wieder.«
18 Kapitel 00010010
Er nimmt Sachen auseinander.
Wyatt Gillette trabte mit schmerzender Brust ziemlich außer Atem durch den kühlen Abendregen einen Bürgersteig in Santa Clara entlang. Es war 20 Uhr 30, und er hatte seit seiner Flucht etwa drei Kilometer zwischen sich und das Gebäude der CCU gebracht.
In diesem Viertel kannte er sich gut aus. Nicht weit von hier hatte er als Kind gewohnt, deshalb wunderte es ihn nicht, dass er plötzlich daran denken musste, was seine Mutter einmal einem Freund auf die Frage geantwortet hatte, ob der zehnjährige Wyatt lieber Baseball oder lieber Fußball spielte: »Ach, Sport mag er eigentlich nicht so gern. Er nimmt Sachen auseinander. Das ist das Einzige, was ihn wirklich interessiert.«
Ein Streifenwagen näherte sich, und Gillette verfiel in einen raschen, aber unauffälligen Schritt, wobei er den Kopf unter den Regenschirm duckte, den er aus dem Computerlabor der CCU hatte mitgehen lassen.
Der Wagen fuhr an ihm vorüber, ohne seine Fahrt zu verlangsamen. Wyatt ging wieder schneller. Das Aufspürsystem würde noch zwei Stunden brachliegen. Trotzdem konnte er sich keine Verzögerung leisten.
Er nimmt Sachen auseinander …
Die Natur hatte Wyatt Edward Gillette mit dem Fluch unstillbarer Neugier belegt, die mit jedem Jahr, das ins Land zog, geradezu exponentiell anzusteigen schien; zum Glück wurde dieses fragliche Geschenk durch zwei geschickte Hände und einen scharfen Verstand einigermaßen ausgeglichen, sodass er seine Besessenheit wenigstens befriedigen
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