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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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auf der Schwelle.
    "Sybiiiilleee! Essen ist feeeertig!"
    Das hatte wohl jeder in der Siedlung gehört, bemerkte Jonathan in Gedanken. Er schüttelte angewidert den Kopf. Wie konnte man nur mit so einer alten und lauten Person in einem Haus leben?
    Sybille winkte entschuldigend zu Jonathan. "Wir sehen uns", sagte sie und ging zum Haus.
    Jonathan blieb allein zurück. Das Auto war mittlerweile getrocknet. Hässliche Schmutzstreifen zierten das Blech von hinten bis vorne. Dort, wo Jonathan geschrubbt hatte, war es sauber, alles andere war noch von einem Staub- und Schmutzfilm überzogen.
    Was soll's, dachte Jonathan, zuckte mit den Schultern und ging mit dem Kübel zurück ins Haus. Die Balz war fürs Erste beendet.
     
     
    Erwin
     
    Christopher hatte frei und war mit den Kindern zu Hause geblieben, Aurelia war allein zu ihren Eltern gekommen. Zu dritt saßen sie um den Tisch in der Küche. Es war ungewohnt ruhig, so ganz ohne Geschrei und Kinderlachen.
    Erwin und Gabriela standen wieder im Berufsleben. Der Urlaub war schnell vorübergegangen. Entgegen der innigen Besuche bei seiner Mutter in der ersten Woche, war die zweite Woche für Erwin ohne jeglichen Kontakt zu Anna vorübergegangen. Stellas Worte hatten sich tief in ihm eingebrannt und ihn verletzt.
    Aurelias Besuch bei Anna war zwei Tage her. Gleich danach hatte sie bei Erwin angerufen und ihm die Lage geschildert. Erwin war entsetzt gewesen, als er gehört hatte, wie schlecht es Anna mittlerweile schon ging. Der Zorn auf den Egoismus seiner Schwester war um ein Vielfaches gestiegen, er konnte sich kaum noch zurückhalten.
    War es denn zuviel verlangt, dass er, der Sohn, über den Gesundheitszustand seiner Mutter informiert wurde? Über die immer häufiger auftretenden Schmerzphasen und der immer länger werdenden Schlafphasen?
    "Vergiss Stella", versuchte Gabriela ihn zu beruhigen. "Konzentriere dich auf deine Mutter!"
    "Und wie soll das bitte gehen, wenn Stella wie eine Glucke dort im Haus sitzt und ständig über Mutter wacht?", erwiderte Erwin erbost.
    Gabriela streichelte seine Hände, die in Fäusten auf dem Tisch lagen. Langsam entspannten sich seine Finger. Gabrielas Ruhe tat Erwin gut. Er atmete tief ein und aus. "In Ordnung, also gehen wir das ganze noch einmal durch. Erni von der mobilen Hospizbewegung kommt morgen zu Mutter, richtig?"
    Aurelia nickte.
    "Und Dr. Werneck?"
    "Der schaut dann übermorgen vorbei. Morgen hat er noch Dienst", antwortete Gabriela.
    "Weiß Stella Bescheid?"
    Wieder nickte Aurelia. Sie hatte ihre Tante angerufen und ihr klar gemacht, dass sie es nicht mehr alleine schaffen konnte und auch nicht musste. Zuerst hatte sie die Hilfe abgelehnt. Nachdem Aurelia auf sie eingeredet hatte, hatte sie dann doch zugestimmt.
    "Jonathan weiß auch Bescheid. Er putzt seit gestern das Haus, entsorgt Müll und hat sogar den Rasen gemäht, damit Stella nicht der Schlag trifft, wenn sie heimkommt."
    "Was habt ihr ausgemacht?"
    Aurelia sah auf die Uhr. "In einer halben Stunde sollen wir bei Oma sein, dann holt Jonathan Stella ab."
    Erwin stand zufrieden auf. "Na, dann mal los."
     
    Über eine Woche hatte Erwin seine Mutter nicht gesehen. Er war gespannt, wie sie aussah. Ob man ihr die Krankheit schon sehr ansah? War sie geschwächt? Deprimiert? Vom Krebs gezeichnet?
    Doch von alledem war nichts zu sehen, als Erwin Anna gegenüberstand.
    "Hallo Mutter!", sagte er erfreut. Anna sah aus wie immer. "Gut siehst du aus!", meinte er ehrlich und nahm seine Mutter in die Arme.
    "Mir geht es auch richtig gut, danke." Sie drückte Erwin. "Schön, dich wieder zu sehen!"
    Erwin schluckte eine Bemerkung hinunter. Im Augenwinkel sah er Stella, die still den Rückzug antrat und zu Jonathan hinausging. Der wartete schon im Auto, um mit Stella für ein paar Stunden nach Hause zu fahren.
    Der Abstand würde Stella guttun, hatte Aurelia gemeint. Außerdem könne Erwin dann ungestört bei Anna sein. Er fand diese Idee gut.
    "Setzen wir uns doch raus. Es ist so schön warm." Anna deutete in den Garten. Erwin nickte.
    Unter der Weinlaube war es angenehm kühl und es roch süß nach Weintrauben. Bienen summten umher und stürzten sich auf die Früchte, die in wenigen Wochen reif sein würden.
    "Wusstest du, dass Weintrauben das Wachstum von Tumoren verlangsamen oder sogar stoppen können?" Anna blickte versonnen nach oben in das dichte Blätterdach.
    Erwin schüttelte den Kopf. "Nein, wusste ich nicht."
    "Das wurde einmal im Fernsehen gezeigt, da ist irgendein Stoff

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