Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
durch den Gang. »Bleibt dort bei ihnen und lasst sie nicht aus den Augen, bis ich komme und sage, dass für sie keine Gefahr besteht.«
    Whitby hatte bereits mit stoischer Miene die Tür geöffnet. Tobias trat hinaus und lief die Stufen zur Straße hinunter.
    »Was ist?« Dominic blieb ihm dicht auf den Fersen. »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass sie gefährdet sind?«
    »Ja«, sagte Tobias. »Am meisten aber Mrs Lake.«
    Der alte Mann blickte zu der Frau auf, die vor seiner Bank stehen geblieben war.
    »Nichts ist bezaubernder als der Anblick einer schönen Dame an einem Sonnentag im Park«, murmelte er.
    »Ich bezweifle, ob Sie seit einigen Jahrzehnten mehr tun konnten als eine Frau ansehen, Alter«, sagte sie kalt.
    Er zog die Schultern hoch. »Träume hab ich noch immer.«
    »Sicher sind sie so matt und verblichen wie Sie.«
    »Sie mögen Recht haben. Mein Arzt sagt, mir bliebe nur noch ein halbes Jahr. Das Herz macht nicht mehr mit.«
    Aspasia Gray griff in ihr Ridikül und holte eine Pistole hervor. »In diesem Fall haben Sie sicher nichts dagegen, einer Dame einen letzten Gefallen zu tun, ehe der grüne Rasen Sie deckt.«
    Als Lavinia das letzte Schubfach an der Rückseite des großen Schrankes aufzog, sah sie die blonde Perücke vor sich. Befriedigung flammte in ihr auf.
    Ich wusste, dass sie hier irgendwo sein muss.
    Die Perücke allein aber war kein ausreichender Beweis für die Morde, ermahnte sie sich. Sie brauchte mehr, etwas, das Aspasia mit den Vorkommnissen der Vergangenheit in Verbindung brachte. Doch das falsche Haar war mit Sicherheit ein Anfang. Sie konnte es kaum erwarten, Tobias Bericht zu erstatten.
    In diesem Moment verriet ihr ein gedämpftes Geräusch, dass die Haustür geöffnet wurde.
    Ihre Handflächen prickelten. Schlagartig war sie zu keiner Bewegung und zu keinem Atemzug fähig.
    Es bedurfte größter Willensanstrengung, um die lähmende Angst zu durchbrechen. Sie zog sich von dem Schrank zurück und
    drehte sich zur Tür um. Wer das Haus betreten hatte, war durch die vordere Tür hereingekommen. Wenn sie sich ganz leise davonschlich, konnte sie es noch über die Hintertreppe schaffen.
    Sie ging auf Zehenspitzen über den Teppich und hielt an der Tür inne, um zu lauschen.
    »Ich weiß sehr gut, dass Sie dort oben sind, Lavinia«, rief Aspasia vom Fuß der Haupttreppe. »Kommen Sie sofort heraus, oder ich jage dem Alten eine Kugel durch den Kopf. Damit wäre es mit seinen verblichenen Träumen ein für allemal vorbei.«
    Übelkeit erfasste Lavinia. Aspasia hatte den alten Mann als Geisel genommen.
    »Ich wusste, dass Sie Schwierigkeiten machen würden«, fuhr Aspasia fort. »Sie mochten mich von Anfang an nicht. Deshalb setzte ich zwei Straßenjungen auf Sie an, obwohl die Sache mit dem Mementomori-Mann allem Anschein nach erledigt war. Als die beiden sahen, wie Sie aus dem Geschäft traten und zu meinem Haus gingen, meldeten sie es mir.«
    Jetzt klang es, als sei sie schon näher gekommen. Lavinia hörte schwere, dumpfe Schritte und erkannte daran, dass Aspasia den alten Mann die Treppe hinaufdrängte.
    Sie nahm ihr silbernes Medaillon ab. Ein Ende der Kette in einer Hand haltend, trat sie hinaus auf den Gang und ging langsam zum Geländer.
    Als sie hinunterblickte, sah sie ihre Befürchtungen bestätigt. Aspasia, die dem alten Mann eine Pistole an die Schläfe hielt, hatte mit ihm die halbe Höhe der Treppe erreicht.
    Der Alte atmete keuchend und in rasselnden Zügen. Mit einer Hand hielt er sich am Geländer fest, mit der anderen stützte er sich auf den Stock.
    Er blieb stehen und schaute zu Lavinia hoch. »Verzeihen Sie, meine Liebe«, stieß er zwischen schweren Atemzügen hervor.
    »Lassen Sie ihn gehen, Aspasia.« Lavinia bewegte leicht ihre Hand, so dass sich das durch die hohen Fenster des Treppenhauses einfallende Licht im silbernen Minerva-Medaillon spiegelte. »Er kann Ihnen nichts anhaben.«
    Aspasia fand das amüsant. »Natürlich nicht. Aber momentan ist er nützlich. Sie müssen wissen, dass ich in den letzten Tagen viel über Sie erfuhr. Sie haben mit Tobias manches gemeinsam. Beide habt ihr eine vornehme Ader. Keiner von euch würde zulassen, dass ein anderer an eurer Stelle stirbt, während ihr entkommt.«
    »Ich entkomme nicht, Aspasia.« Lavinia ließ das Medaillon achtlos pendeln, als wüsste sie gar nicht, dass sie es in der Hand hielt, und doch achtete sie darauf, dass es in der Sonne gleißte und blinkte. »Sehen Sie? Ich bleibe hier stehen. Sie können

Weitere Kostenlose Bücher