Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
absolute Wahrheit.«
»Tony, das stimmt doch nicht.«
»Es stimmt sehr wohl.«
»Du bist eifersüchtig«, sagte sie reichlich erstaunt.
»Kann man es mir verdenken?«
»Aber ja. Es ist nicht nötig, dass du dir über meine Bekanntschaft mit Mr Hood Gedanken machst. Ich glaube, er ist nur ein wenig einsam, da er offenbar neu in London ist und keine Freunde oder gesellschaftlichen Kontakt hat.«
»Der Mangel an Freunden ist verständlich.« Anthony warf seinen Hut auf einen Tisch. »Hood besitzt nicht das, was man ein gewinnendes Wesen nennen könnte.«
Sie dachte an die Art und Weise, wie Dominic sich abseits von der Menge im Vortragssaal gehalten hatte. »Er ist ziemlich reserviert. Sicher erschwert ihm die gewisse Intensität, die er an sich hat, zwanglosen Umgang mit Menschen. Ich habe das Gefühl, dass er noch nicht viel in Gesellschaft war.«
»Von seinen geselligen Kontakten weiß ich nichts, doch lass dir gesagt sein, dass er sie haben muss. Er ist Mitglied in meinem Klub.«
»Seid ihr euch dort begegnet?«
»Leider ja. Er wurde zu meinem Schatten, weil er einen Weg sucht, dich und mich auseinander zu bringen.«
»Anthony, du benimmst dich höchst lächerlich. Sei versichert, dass absolut keine ...«
Sie unterbrach sich mit einem kleinen Luftschnappen, da er abrupt einen langen Schritt vorwärts machte, ihre Unterarme erfasste und sie fest an sich zog.
»Er ist nicht wie die anderen Herren, die mit dir flirten, Emeline«, sagte Anthony leise. »Die sind ärgerlich, aber harmlos. Hood ist anders. Er ist gefährlich.«
Ihre Angst verwandelte sich plötzlich in Zorn. »Du kannst doch nicht eine Sekunde ernsthaft denken, ich fühle mich zu ihm hingezogen? Wie kannst du dergleichen auch nur andeuten? Glaubst du wirklich, ich könnte so falsch sein?«
»Natürlich nicht. Ich vertraue dir ganz und gar, Emeline. Verstehst du nicht? Es ist Hoods Entschlossenheit zu zerstören, was du und ich zusammen fanden, die mich beunruhigt.« Er schüttelte den Kopfüber ihre Naivität. »Du begreifst meine eigentliche Angst nicht. Ich befürchte, dass er dir etwas Schlimmes antut.«
»Wovon redest du?«
»Ich traue ihm durchaus zu, dass er versuchen würde, dich irgendwie zu kompromittieren.« Er hielt ergrimmt inne. »Vielleicht noch Schlimmeres.«
Sie musterte ihn forschend. Er war in erschreckender Weise ernst. »Du glaubst, er würde ... würde ...« Sie brachte das Wort vergewaltigen nicht über ihre Lippen. »Aber das ergibt keinen Sinn. Warum sollte Mr Hood etwas so Arges tun wollen?«
»Ich wünschte zu Gott, ich wüsste es«, sagte er leise.
»Er kann mich doch nicht so hassen«, flüsterte sie. »Er kennt mich ja kaum.«
»Du missverstehst mich, Liebes.« Anthony umfasste ihr Gesicht. »Ich glaube nicht, dass er dich hasst.«
»Warum sollte er mir dann ein Leid zufügen wollen?«
»Ich bin es, den er verabscheut und den er verletzen will. Und er hat ganz richtig erraten, dass mir nichts mehr Kummer und Schmerz zufügen würde, als wenn dir etwas zustieße.«
Getroffen von der tiefen Gewissheit, die aus seinen Worten sprach, sah sie ihn an. »Aber du kennst ihn doch erst seit kurzem. Welchen Grund könnte er für seine heftige Abneigung haben?«
»Ich weiß es nicht, gedenke es aber herauszufinden. Bis dahin möchte ich dich nicht in seiner Nähe wissen.«
»Selbst wenn ich gewillt wäre, mich von Mr Hood fern zu halten, weißt du sehr wohl, dass du ihn nicht daran hindern kannst, sich mir zu nähern. Es sei denn, du willst mich in diesem Haus einsperren, was ich natürlich nie zulassen werde.«
»Verdammt, Emeline.«
Sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie eine ihrer Fingerspitzen auf seinen Mund legte. »Hör mal zu, wie wir streiten. Es klingt, als würden Tante Lavinia und Mr March eine ihrer hitzigen Debatten führen. Wie du sicher noch weißt, hatten wir die Absicht, alles ganz anders zu machen.«
Er runzelte die Augenbrauen. »Es geht nicht um unsere persönliche Beziehung.«
»Im Gegenteil, es geht um sie und ihren Inhalt. Unsere Beziehung soll eine harmonische metaphysische Verbindung zweier gleichgesinnter Seelen sein. Wir waren uns einig, dass wir uns nicht zanken und streiten wollen, wie meine Tante und dein Schwager es oft tun. Wir schworen uns, dass wir nicht so stur und eingefahren werden wollen wie sie, dass wir nicht den gleichen dornigen Weg gehen, den sie wählten.«
Anthonys Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben. Zum ersten Mal an diesem Tag glaubte sie eine
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