Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
Buch. »Letztes Jahr brachte er diesen hervorragenden Band über die Kunst des Friseurs heraus. Das ist schon mein zweites Exemplar. Ich musste es kaufen, weil das erste durch die Benutzung stark litt.«
Cork zwinkerte. »Letzten Monat schlief er eines Abends im Bad bei der Lektüre ein. Das Buch war ruiniert.«
»Hören Sie diese Verse auf die edle Art des Frisierens«, drängte Todd. »Empfindsamkeit und Intensität der Gefühle sind überwältigend. Immer wenn ich sie lese, treibt mit Lafoys Ode auf seinen Kamm Tränen in die Augen.«
Er räusperte sich und machte Anstalten, sie laut vorzutragen.
»Vielleicht ein andermal, Mr Todd.« Cork gebot seinem Partner mit erhobener Hand Einhalt. »Mrs Lake und Mr March sind geschäftlich hier.«
»Ja, natürlich, verzeihen Sie.« Todd klappte das Buch zu und betrachtete Lavinia mit geschürzten Lippen. »Sie taten recht daran, uns aufzusuchen, Madam. Rotes Haar muss man verbergen, da kann man wirklich nichts machen. Ich habe ein paar Färbemittel, die Haar dunkler machen, aber keines ist so intensiv, dass es Ihres färben könnte. Wenn Sie Ihre Wahl unter den Perücken getroffen haben, werde ich diese für Sie mit Vergnügen zurechtfrisieren. Ich sehe Sie in Schwarz, nicht wahr, Cork?«
»Ja, wahrhaftig.« Cork strahlte. »In Schwarz wäre Madam hinreißend.«
Todd umkreiste Lavinia und prüfte ihr Haar aus der Nähe. »Ich glaube, ich werde einen meiner Chignons ä la Minerva benutzen. Er wird Sie größer aussehen lassen. Was sagen Sie, Mr Cork?«
»Mr Todd, Sie haben wie immer in diesen Dingen Recht«, säuselte Cork. »Aber leider hat Madam deutlich gesagt, dass sie heute nichts kaufen möchte.«
»Wie schade«, murmelte Todd. »Es gibt Möglichkeiten, wenn nur ...«
»Zurück zu dem Verkauf von blonden Perücken in den letzten Monaten«, ließ Tobias sich ruhig vernehmen.
»Ja, richtig.« Cork faltete die Hände hinter dem Rücken und wippte auf den Zehenspitzen. »Sagten Sie nicht, es würde sich für mich lohnen, über den Verkauf von blondem Haar in letzter Zeit zu sprechen?«
Tobias sah Lavinia an und zog eine Braue in die Höhe. »Meine Assistentin übernimmt die Verhandlungen.«
Lavinia räusperte sich, bereit, sich auf den gleichen Handel einzulassen wie mit den anderen hilfsbereiten Perückenmachern. »Wie Sie haben auch wir sehr exklusive Kundschaft, Mr Cork.
Nur in den allervornehmsten Kreisen wendet man sich bei Ermittlungen an March & Lake.«
»Ich verstehe«, murmelte Cork.
»Wie wir beide wissen«, fuhr Lavinia geschmeidig fort, belebt die richtige Art von Werbung jedes Geschäft. Ich schlage vor, dass ich als Revanche für die Informationen, die Sie uns heute eventuell liefern können, meinen Kunden ausdrücklich Ihre Perücken empfehle.«
Cork machte sich nicht die Mühe, seine Skepsis zu verhehlen. »Ich kann darin wenig Nutzen sehen.«
»Seien Sie versichert, Sir, dass wir von den Spitzen der Gesellschaft reden«, erklärte Lavinia. »Da und dort ein Wort in die richtigen Ohren ist mehr wert als eine Anzeige in der Presse, wie Ihnen sicher klar ist.«
»Hmm.« Cork wippte weiter auf den Zehenspitzen und nickte sodann. »Also gut ... Letzte Saison wurden bei mir ein oder zwei blonde Toupets und ein paar Einlagen für Rollen bestellt, aber das war alles. Wie ich schon sagte, ist die Farbe nicht modern. Es lohnt sich für mich nicht einmal, das erstklassige deutsche Blond auf Lager zu halten. Es wird vor allem französisches Braun oder Schwarz verlangt.«
»Danke für die Information«, sagte Tobias ruhig. »Ich weiß sie sehr zu schätzen. Sie können sicher sein, dass Mrs Lake den Namen Ihres Unternehmens lobend erwähnen wird, wann immer sich eine Gelegenheit ergibt.«
Er nahm Lavinias Arm und schob sie zur Tür.
»Das nenne ich eine komplette Zeitverschwendung«, sagte er, als sie draußen auf der Straße und in Sicherheit waren. »In den letzten zwei Tagen erfuhr ich mehr über die Kunst des Perückenmachens und Frisierens, als ich jemals wissen wollte.«
»Trotzdem hattest du Recht, als du sagtest, wir müssten diese Befragungen durchführen. Wir hätten es uns nicht erlauben können, einer so wichtigen Spur nicht nachzugehen.«
»Jetzt bringen wir die letzten drei Läden hinter uns und heute Abend nehme ich mir den vor, der geschlossen ist. Damit wäre die Sache dann erledigt. Verdammt, Lavinia, ich muss den Fall aus einer anderen Richtung aufrollen.«
Sie strich die Finger ihres linken Handschuhs glatt. »Tobias, ich
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