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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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plötzlich zur Seite, daß Elsa sich an der Armlehne festhalten mußte, um das Gleichgewicht zu halten. Wargrave beschleunigte mitten in der Kursänderung, flog immer höher und schneller, bis der Rotor über ihnen sich bei einer Geschwindigkeit von einhundertdreißig Stundenkilometern schwirrend drehte. Jetzt ging es auf kürzestem Weg zum Wasserhorngipfel zurück. In der Kabine machte sich plötzlich Spannung breit, als der völlig verwirrte Bruder protestierte.
    »Aber das ist Robert Frey…«
    »Ein hochgeachteter und fähiger Bergsteiger«, wiederholte Wargrave gehässig die Beschreibung Springers von vorhin. »Elsa, mach dich bereit, diese Männer zu erschießen – jeden einzelnen Mann auf dem Gipfel. Du mußt schießen, um zu töten…«
    Elsa reagierte augenblicklich, ließ ihr Nachtglas fallen und griff nach ihrem automatischen Gewehr. Sie näherten sich dem mächtigen Gipfel mit hoher Geschwindigkeit, als sie ein Fenster öffnete und eisig kalte Nachtluft in die beheizte Kabine strömte. Elsa kniete nieder und legte den Gewehrlauf auf die Fensterkante. Ihr Gesicht wurde urplötzlich eisig in dem schneidenden Wind. Der Hubschrauber schwankte und taumelte bei dem plötzlichen Vertikalflug, der sie in eine bestimmte Höhenposition über dem Gipfel bringen sollte. Unter diesen Umständen wird es verdammt schwierig, überhaupt auf etwas zu zielen, dachte sie. Wargrave schien ihre Gedanken zu erraten, als er seinen Steigflug fortsetzte. Seine Wangenknochen zeichneten sich deutlich vor den Lichtern der Instrumententafel ab.
    »Gib ihnen einen Kugelhagel – bewege das Gewehr ein wenig von oben nach unten und dann auch noch seitlich. Wir kriegen sie nur, wenn wir sie mit Kugeln eindecken…«
    Auf dem Wasserhorngipfel hatten die vier Männer fast den stehenden Sikorsky-Hubschrauber erreicht. In ihrer Angst, nicht schnell genug bei der Maschine zu sein, rannten sie über die leichte Schneedecke. Der fünfte Mann aber war plötzlich stehengeblieben, drehte sich um und richtete etwas nach oben. Ein Schuß ertönte, dann noch einer, aber beide verfehlten Wargraves Hubschrauber, der sich jetzt langsam auf den Gipfel hinabsenkte. Elsa gab einen Feuerstoß ab und bewegte dabei die Waffe in einem leichten Bogen.
    Auf dem Gipfel peitschten die Kugeln den Schnee auf, erreichten Emil Platow, den Mann, der gefeuert hatte. Er sackte im Schnee zusammen. Zwanzig Meter weiter verfluchte Frey die verrückte und dumme Reaktion Emils, bückte sich über die Schaltbox und drückte auf den Auslöseknopf. Einen Augenblick lang geschah nichts. Einen Moment lang zweifelte sogar der höchst zuversichtliche Frey daran, daß die Schaltung funktionierte. Dann spürte er das erste Zittern, das erste schreckliche Grollen. Er rannte auf den Hubschrauber zu und blieb dann stehen. Sein Gehirn hatte momentan aufgehört zu arbeiten: Er konnte nicht verkraften, was er sah.
    Der Sikorsky mit den vier Männern an Bord kippte um, als der darunterliegende Fels zerbrach. Frey hatte das Ausmaß der kombinierten Detonationen unterschätzt. Ein, zwei Sekunden lang blieb der Sikorsky auf dem Grat liegen, dann stürzte er in die Tiefe. Beim Aufprall auf einem Grat brach der Rotor ab, dann auch die Halterung. Der Rumpf mit den vier Männern stürzte weiter den Hang hinab, bis er – mehrere hundert Meter weiter unten – auf eine Felsnase stürzte. Der Hubschrauber explodierte, wurde zu einem glühenden Feuerball und verschwand in einer Wolke auseinanderberstender Einzelteile. Durch einen reinen Zufall war nur Robert Frey am Leben geblieben, der jetzt auf einem übriggebliebenen, kleinen Stück Fels stand und auf die Alouette starrte, die über ihm schwebte.
    »Den Mann will ich lebend haben«, bellte Wargrave. »Laß den Rettungskorb hinunter, Elsa…«
     
     
    Max Bruder brauchte er keine Anweisungen zu geben. Er funkte schon an Springer. Lawine kommt… Riesige Lawine, die auf die Bahnlinie zustürzt. Von Frey ausgelöst … Wiederhole… Lawine kommt direkt auf den Expreß zu… Vom Wasserhorn… vom Wasserhorn …
    Vom in der Luft stillstehenden Hubschrauber aus hatten sie deutlich den dumpfen Knall der Detonationen vernommen, denen das schreckliche Grollen folgte, als das Wasserhorn an dem Bergriß auseinanderbrach und Millionen Tonnen Schnee und Gestein in einer langsam beginnenden, dann immer schneller werdenden Lawine von gigantischen Ausmaßen zu Tal schickte. Aus der Luft sah es aus, als beobachtete man einen Ozean, der sich im Winkel von

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