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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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Frau geschlafen, mit der ich nicht hätte schlafen sollen. Ich weiß nicht, was das immer ist.
    Es klopft an der Tür.
    Ich muss an die falsche Monika denken, die drüben auf der anderen Seite ein Leben als Ärztin führt, nur durch eine Tür in einer Wand von mir getrennt. Wenn meine Monika es wüsste, die, die irgendwo in der wirklich wirklichen Welt existiert und nicht weiß, wo ich mich wieder herumtreibe, oder die sich vielleicht schon nicht mehr dafür interessiert.
    Draußen im blaugrauen Dämmer steht Daniela. Etwas ratlos sehe ich an ihr herunter. Sie hat sich sichtlich einen anderen Empfang erhofft.
    »Ich dachte, ich sehe mal lieber nach, wie es dir ergeht, nach deinem Abenteuer heute.«
    Sie schaut mich scheu an, dann auf ihre Fußspitzen hinunter. Sie trägt Schuhe aus weinrotem Wildleder.
    »Möchtest du reinkommen?«, frage ich, gebe die Tür für sie frei.
    »Gern«, sagt sie.
    Wir blicken uns an, große Augen, und im nächsten Moment halte ich sie im Arm, fühle ihren Körper von oben bis unten an meinem, sehr intensiv, sehr fest, sehr deutlich, und ich weiß, dass wir uns jetzt küssen werden und was dann alles folgt, wenn ich mich nicht löse von ihr. Dass alles von vorne losgeht und es schon wieder passiert. Hier, dort, an jedem Ort. Es folgt mir und ist nicht loszuwerden.
    Und ich tue es nicht, ich löse mich nicht, wir stehen weiter eng umschlungen, halten uns, pressen uns aneinander, weil mein Körper es will, weil er sie bejaht, weil er in ihrem Geruch sein will, weil er die Festigkeit braucht, mit der sie mich umgibt.
    Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, was wo noch Gültigkeit besitzt, die Koordinaten sind abhandengekommen. Ich weiß nicht mehr, wem mein Herz gehört und wem ich irgendetwas schuldig bin.
    Später sitzen wir auf der rauen Auslegeware, die nackten Rücken gegen die getäfelte Wand gelehnt, eine Wolldecke über unseren Körpern. Mit kalten Füßen. Beide starren wir vor uns hin. Sie fragt: »Wie war es nun eigentlich drüben?«
    Und ich sage: »Ach, schön. Die Leute haben sich so gefreut. Du kannst dir diese Begeisterung nicht vorstellen. Sie haben sich so sehr nach einer Nachricht gesehnt.«
    Und ich sage es ohne Ironie, ohne Sarkasmus. Ich wiederhole das Märchen, das ich schon dem Bürgermeister, dem Lehrer erzählte. Weil ich aus Erfahrung weiß, dass es kurzfristig leichter ist, die Lüge zu schlucken, als eine Wahrheit zu verkraften.
    Und ich erzähle ihr nicht, dass ich die goldene Papierrolle des Bürgermeisters schließlich drüben in ein Papierschiffchen verwandelt habe, weil sich kein Abnehmer dafür gefunden hat.
    »Hast du ... hast du da drüben irgendwelche, hast du vielleicht die Männer gefunden, die versucht hatten, durch die Tür zu gehen?«
    »Oh«, sage ich, »nein, leider nicht.«
    »Hm«, macht sie.
    Wir schweigen eine Weile. Sie streichelt meine Brust.
    »Nimmst du mich mal mit?«
    »Wie?«, frage ich.
    »Na ja, durch die Tür, mit nach drüben, auf die andere Seite. Ich würde das alles so gerne mal wiedersehen. Ob sich viel verändert hat? Ich hatte Freunde dort drüben.«
    »Geht das denn?«, frage ich. »Vielleicht wird es gefährlich. Ich habe keine Lust, dich da in der Tür zu verlieren.«
    »In der Prophezeiung steht, dass an der Hand des Mittlers jeder die Tür von einer Seite des Ortes in die andere passieren kann.«
    »Wirklich?«
    »Ja, so steht es geschrieben, sagt der Lehrer.«
    Ich sehe schon ihr maßlos enttäuschtes Gesicht angesichts der unaufgeregten Reaktionen vor mir.
    »Klar«, sage ich, »natürlich nehme ich dich mit.«
    Ich drücke ihr einen Kuss auf die Haare. Dann ziehe ich sie vom Fußboden hoch und führe sie zum Bett, weil ich froh bin, dass ich die erste Nacht in der Hütte nicht alleine verbringen muss. Ich lege sie auf die Pritsche des Mittlers, dann bette ich den Mittler daneben. Ich lösche mit ungelenken Fingern die Petroleumlampe neben dem Bett.
    Was steht wohl noch so alles in der Prophezeiung? Ich sollte den Lehrer mal um eine beglaubigte Abschrift des Originals bitten, um das Gefahrenpotenzial abzuwägen.
    »Gute Nacht«, flüstert mir die Dunkelheit ins Ohr. »Schön, dass du zurückgekehrt bist. Ich habe an dich geglaubt, aber erleichtert bin ich doch, sehr.«
    »Gute Nacht«, flüstere ich zurück.
    In der Nacht werde ich geweckt. Aus dem Dunkel heraus rüttelt irgendetwas an meiner Schulter. »Lazyboy«, zischt es. Es dauert eine Weile, bis ich mich sortiert habe. Es ist Daphne. Daphne ist in

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