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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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Beek. Sie steht im silbergrauen Licht, das durch das Hüttenfenster in den Raum schwimmt. Ich hatte gehofft, dass Beek jetzt mir gehört, dass das meine Stadt ist. Mein Auftrag, meine Bestimmung. Daniela neben mir im Bett atmet unruhig. Daphne betrachtet Daniela mit leiser Missbilligung, dann fixiert sie mich wieder.
    »Wie hast du mich gefunden?«, flüstere ich. »Was machst du hier?«
    »Witzbold«, zischt sie. »Ich will dich holen, ist doch klar. Pack deinen Krempel zusammen und komm!«
    »Wie?«, sage ich.
    »Können wir das draußen besprechen? Können wir vielleicht einen Schritt vor die Tür gehen?«, sagt sie mit einem Blick auf die vor sich hin Atmende neben mir in dem schmalen Bett.
    Vor der Tür ist es kühl, eine Frühsommernacht, der Himmel ist blank und schwarz, die Wand lastet schweigend.
    Ich schaue Daphne zweifelnd ins Gesicht.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Na, du hast mir doch selbst von der Hütte erzählt. Zugegeben, ich musste schon ein wenig herumschleichen, bevor ich dich gefunden hatte. Ein Wunder, dass mich niemand erwischt hat.«
    »Was willst du denn eigentlich genau? Bin ich schon so lange weg?«
    »Na ja«, sagt sie, »fast zwei Wochen.«
    »Ha«, sage ich. Ich ziehe das Hemd, das ich trage, enger um meinen Körper. Ferne hört man einen Hund bellen. Ich stelle mir vor, dass es von der anderen Seite der Wand kommt.
    »Sie sind wieder da«, sagt sie, »die Männer, die mich entführt haben. Gestern Nacht ist jemand ums Haus herumgeschlichen. Und heute früh hat jemand an der Tür
    geklingelt, aber ich habe nicht aufgemacht. Du musst mir unbedingt helfen.«
    »Du, das ist gerade nicht so gut«, sage ich.
    »Du musst«, sagt sie. »Habe ich schon erwähnt, dass die Männer von der Bank sind?«
    »Männer von der Bank kommen zu dir ins Haus? Na dann, rede doch einfach mit denen. Das kann ja nicht so schlimm sein.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, sagt Daphne mit großen Augen. »Das ist nicht gerade der freundliche Sparkassenangestellte von nebenan. Die Typen fordern brutal ihr Recht ein.«
    »Wie, ihr Recht?«
    »Na ja, der Bank gehört das Haus im Grunde so gut wie, Hypotheken und so weiter. Ich brauche da jetzt wirklich deine Hilfe.«
    »Was ist mit deinem Onkel?«
    »Vergiss meinen Onkel. Wir sollen ausziehen, verstehst du? Dann ist der Zugang zum Schrank futsch. Dann sitzt du hier fest, dann bist du gefangen, oder du kommst nicht wieder rein, wenn du mal raus bist.«
    »Stimmt«, sage ich, »das wäre wohl nicht so gut.«
    »Ja«, sagt sie. »Und außerdem ...«
    »Ja?«
    »Es ist etwas passiert.« Sie tritt von einem Fuß auf den anderen.
    »Was?«, sage ich.
    »Monika.«
    »Was? Was ist mit ihr?«
    »Ähm«, sagt sie.
    »Ja?«
    »Es gab einen Unfall.«
    »Wie?«, sage ich. »Was für einen Unfall?«
    »Einen Autounfall.«
    »Wie?«
    Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde sie über den Haufen gefahren. Sie liegt im Krankenhaus. Sie ist nicht bei Bewusstsein.«
    Ich sehe in Daphnes Gesicht, die blanken grauen Augen. Ich versuche darin etwas zu finden, an dem ich mich festhalten kann, aber da ist nichts. Irgendwie gleite ich überall ab, egal, wo ich mich festzukrallen versuche.
    »Wie?«, sagt eine tonlose Stimme, die in einer Lehmpuppe zu Hause ist. »Wie geht es ihr? Was ist mit ihr?«
    »Sie liegt wohl im Koma, aber ich weiß es nicht so genau. Ich wurde bloß angerufen. Und dann war ich damit beschäftigt, dich aufzustöbern.«
    Daphne sieht auf einmal sehr jung aus, und ich erinnere mich daran, dass es den Tatsachen entspricht, sie ist sehr jung, 13 Jahre alt, und dass das alles, das Leben, sie vermutlich heillos überfordert, dass ich derjenige sein sollte, der ihr Halt gibt. Ihre Augen glänzen. Sie sieht mich hilflos und zaghaft und ängstlich an. Als wäre ich der Große, als müsse ich jetzt endlich etwas Sinnvolles tun. Ich straffe, ich strecke mich, ich mache mich größer, als ich bin.
    »Warum wurdest du angerufen? Wer hat dich angerufen?«
    »Deine Schwiegermutter, glaube ich. Meine Telefonnummer war irgendwie in Monikas Handy gespeichert. Dich hat sie ja nicht erreicht. Aber kann ich dir das bitte erzählen, wenn wir unterwegs sind?«
    Ich schaue mich um in dieser Nacht, betrachte die Wand, die schwach beleuchteten Häuser. Ich schaue mir die Hütte an, meine Hütte, die Hütte des Mittlers.
    »Ich kann nicht weg«, sage ich. Daphnes Augen weiten sich ungläubig.
    »Du spinnst«, sagt sie.
    Ich sage: »Die Leute brauchen mich hier.«
    »Was soll das denn jetzt

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