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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gohl
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ich in »Privatstall 2« – unschwer daran zu erkennen, dass er viel heller als der Schulpferdestall war. Außerdem standen die Pferde in größeren Boxen. Eigentlich wollte ich sofort wieder kehrtmachen. Aberdann hörte ich ein Schluchzen und die Neugier trieb mich weiter. Hier schienen sich eher die weniger Erfolgreichen zur »Turnierkritik« zusammenzufinden. In einer Ecke hockte Ronja auf einem Strohballen und heulte wie ein Schlosshund. Zwei Freundinnen bemühten sich, sie zu trösten.
    »Er hat mich so blamiert! Er macht das extra! Genau vor den Richtern. Ich … ich … ich will meine Mazurka zurück!«
    Sprach sie von Heiko?
    »Er ist schon ein bisschen tückisch. Nach Heiko hat er neulich gebissen«, bemerkte eines der Mädchen.
    »Und immer dieses Theater, bevor er mal an den Zügel kommt. Mazurka war nie so!«
    Das war wieder Ronja. Sie musste das Pferd meinen! Anscheinend hatte der riesige braune Joker im wahrsten Sinne des Wortes tierisch versagt. Aber machten Pferde das mit Absicht? Blamierten sie gezielt ihre Reiter?
    »Aber für Mazurka warst du zu groß«, gab das andere Mädchen zu bedenken. »Da hätten sie dich dieses Jahr nicht mehr so gern platziert.«
    »Und jetzt? Platziert mich jetzt einer?«, heulte Ronja. »Jetzt habe ich ein Pferd, das mich nicht leiden kann! Das Mistvieh hat angeblich M gewonnen! Warum galoppiert es dann falsch an?«
    Ich fand es langsam etwas peinlich, hier zuzuhören. Schließlich ging mich das Ganze nichts an und ich hatte in diesem Stall auch nichts verloren. Leise, um nicht von den Mädchen bemerkt zu werden, wandte ich mich um – und schrak zusammen, als mich jemand von hinten anstieß …
    Ich unterdrückte einen Aufschrei und wandte mich um.
    Da war doch eben noch niemand gewesen! Aber dann sah ich die dicke braune Pferdenase, die sich geschickt durch eine eher kleine Luke fädelte, durch die man von außen Futter in die Boxen füllen konnte. War das nicht …? Ich warf einen Blick auf das Namensschild. Tatsächlich. Joker. Und tückisch sah er nicht aus, eher traurig.
    »Es war ein Missverständnis!«
    Okay, das mit dem Gedankenlesen ist Käse, aber Joker machte so ein trauriges Gesicht, dass sich die Deutung aufdrängte. Bestimmt hatte er nach dem Ritt keine Möhren bekommen und anständig abgerieben hatte man ihn auch nicht. Sein Fell wirkte ziemlich verklebt, und dann sah ich auch noch aufgeraute, fast wunde Stellen in seinen Maulwinkeln. Instinktiv tastete ich nach meinem Labello. Aber wenn man mich hier mit dem Lippenstift an anderer Leute Pferd erwischte, wäre das wohl der Gipfel der Peinlichkeit. Dafür fand sich in meiner Tasche aber noch der Probebeutel Pferdeleckerli, den ich im Reitsportgeschäft beim Stiefelkauf erhalten hatte. Ich wusste nicht, warum ich ihn heute eingesteckt hatte, aber jetzt nestelte ich ihn auf und gab Joker ein Apfel-Pfefferminz-Goodie. Mit vielen Vitaminen. Hoffentlich war das nicht die Pferdeversion der zuckerfreien Müsliriegel aus dem Reformhaus, von denen meine Mutter standhaft behauptet, sie wären lecker. Oder noch schlimmer, irgendein Dopingmittel! Aber Joker schien das Zeug zu schmecken. Er wirkte gleich etwas getröstet. Ich streichelte seine Nase. Schön weich war die. Und Anstalten, mich zu beißen, machte er auch nicht.
    Auf dem Rückweg zum Turnierplatz traf ich Nele, die gerade ihr Lieblingspferd Nougat mit einem Apfel fütterte. Wahrscheinlich suchte sie Trost, weil sie mit ihrer Gratulation ganz sicher nicht zu Heiko durchgedrungen war. Mich dagegen schaute sie an wie das achte Weltwunder. Heiko hatte schließlich mit mir gesprochen. Und ich hatte geantwortet wie ein ganz normaler Mensch, statt vor Ehrfurcht im Boden zu versinken. Anscheinend wusste sie jetzt nicht so recht, wie sie mich ansprechen sollte. Mylady? Majestät?
    »Ronja hat wohl nicht gewonnen …«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Nele schien aufzuatmen. Vielleicht hatte sie gedacht, ich sei mir jetzt zu gut dazu, weiter mit ihr zu reden.
    »Nein!«, erklärte sie, und es klang schadenfroh. »Hat mir Kathrin schon erzählt. Das neue Pferd hat sie voll versägt. Er soll M gewonnen haben, aber mit Ronja macht er gar nichts. Sie kriegt ihn nicht runter …«
    Wieder so ein unverständlicher Satz. Sollte sie ihn in den Schwitzkasten nehmen? Wenn mir das bloß mal einer erklären könnte.
    »Mit Heiko ist es natürlich was anderes …« Neles Blick verklärte sich.
    Gleich würde sie wieder anfangen, von ihm zu schwärmen. Aber das wollte ich nicht

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