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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gohl
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hören. Eher lechzte ich nach Informationen.
    »Warum reitet denn Heiko eigentlich ihr Pferd?«, erkundigte ich mich. »Ist sie seine Freundin?«
    Nele blickte mich an, als wäre ich nicht ganz bei mir.
    »Spinnst du? Sie ist seine Schwester. Ronja und Heiko Tünnermann. Ihr Vater hat diese Heizungsfirmain der Merkatorstraße. Schwimmt im Geld, die beiden kriegen immer die absoluten Spitzenpferde. Aber man sieht’s mal wieder, das nützt gar nichts! Ronja packt es einfach nicht. Während Heiko …«

    »Natürlich nützt es was!«
    Mittlerweile war ich zurück am Waffelstand und hatte von meiner Unterhaltung mit Nele berichtet.
    Meine Mom war gerade dabei, Waffeln für Thorsten und seine Tante Wiebke über den Tisch zu reichen. Nach dem L-Springen kam noch ein M-Wettbewerb, aber vorerst hatte Thorsten Pause. Gemeinsam mit meiner Mom lauschte er Wiebke, die sich immer noch über die Springreiter aufregte.
    »Aber die Leute müssen doch reiten können!«, gab meine Mutter zu bedenken. »Schließlich gewinnen sie!«
    Für mich das Stichwort, von Ronja und Heiko und ihren teuren Pferden zu erzählen. Wiebke griff das Thema sofort begeistert auf. »Mit teuren Pferden ist Gewinnen leichter, besonders im Springen. Die Pferde sind begabt und schon beim Kauf erstklassig ausgebildet. Die Reiter müssen nur oben bleiben und lenken, vielleicht noch ein bisschen das Tempo bestimmen, aber das machen sie ja meistens über die Zügel. Die reiten, wie andere Leute Go-Kart-Fahren.«
    Thorsten warf mir einen beschwörenden Seitenblick zu und bat mich mit einer Geste zu schweigen.
    Aber Wiebke sprach sowieso schon weiter. »In der Dressur ist es deutlich schwerer«, sagte sie. »Das Pferd darf die Aufgabe nicht auswendig abspulen, die Richterwollen sehen, dass man die richtigen Hilfen gibt. Gute Dressurpferde sind auch sehr sensibel, sie werden nölig, wenn man etwas falsch macht. Bei der Auswahl braucht man also Fingerspitzengefühl. Und wenn dieser Tünnermann den Braunen nur gekauft hat, weil er so viele Siege im Checkbuch hatte, und nicht vorher ausprobiert hat, ob er seiner Tochter nicht noch drei Nummern zu groß ist, kommt es zu solchen Flops. Ronja kann eigentlich nichts dafür und das Pferd erst recht nicht. Vielleicht raufen sie sich noch zusammen, aber wahrscheinlich kriegt sie in der nächsten Saison einfach ein neues.«
    Ich musste an Joker und seine weiche Nase denken. Und daran, wie witzig er seinen Rüssel durch die Luke fädelte, um Vorbeigehende zu erschrecken. Ob Ronja das nicht vermissen würde?
    Oder war ich da einfach zu sentimental?

Hackordnung
     
    I n der nächsten Zeit gewöhnte ich mich an die Reitstunden am Dienstag. Ich fand es nicht mehr so schrecklich und eigentlich fuhr ich sogar ganz gern in den Stall. Ab und zu auch zwischendurch, aber nur gemeinsam mit Mom. Die nutzte jede Gelegenheit, nach einem gemeinsamen Einkauf »eben mal« bei den Pferden vorbeizuschauen. Dann standen wir meist an der Bande der großen Reithalle und sahen den Reitstunden zu, oder wir beobachteten die Privatreiter beim Üben. Heiko und Ronja nahmen beide an der Dressurstunde für Turnierreiter teil und ich fühlte immer wieder ein spezielles Kribbeln im Bauch, wenn er mich auf der Tribüne bemerkte und angrinste.
    Er war allerdings der Einzige, der mich bemerkte. Abgesehen von Heikos frechen Blicken schienen wir Reitschüler in den Ställen ziemlich unsichtbar zu sein. Ob das nur bei Totalanfängern so war oder auch bei Fortgeschrittenen wie Nele? Ich begann mit gezielten Beobachtungen – und dachte bald daran, hier ein Sozialkunde-Projekt anzusiedeln: »Klassengesellschaft im Pferdestall – Eine Untersuchung von Lea Groß«.
    Thorsten grinste, als ich ihm davon erzählte.
    »Also ganz unten stehen die Leute aus den Reitkursen«, führte ich aus. »Wir zum Beispiel, aus dem Mutter-Tochter-Kurs, aber auch die Kinder aus den Ferienkursen. Und dann kommen die normalen Reitschüler …«
    Thorsten nickte. »Aber viel zu lachen haben die auch nicht«, bemerkte er. »Wenn ich mir angucke, wie die Privatreiter sie behandeln!«
    Das stimmte. Im Grunde trampelten alle vom Reitlehrer bis zu den Privatpferdebesitzern auf den regulären Reitschülern herum. Wobei die das auch noch zu genießen schienen! Nele zum Beispiel versuchte ständig, sich irgendwo einzuschmeicheln. Wenn sie eins von den geheiligten Privatrössern halten durfte, während der Besitzer auf dem Klo war, brach sie vor Ehrfurcht fast zusammen. Hinterher redete sie dann

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