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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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gesattelt hatte. Sicher traf dann auch mich wieder ein kleiner Strahl von seinem Leuchten.
    »Ich bin immer noch der Ansicht, der Sattel müsste andersrum!«, ließ sich Maries Mutter vernehmen. »Wer weiß, was der Lümmel uns erzählt …«
    Zum Glück kam Frau Witt zu uns, bevor sie den Sattel wieder umlegen konnte, und lobte uns für die perfekte Arbeit. Dann durften wir Nougat gemeinsam in die Halle führen. Wir arbeiteten jetzt immer mit insgesamt vier Pferden und Frau Witt nahm uns auch nicht mehr an die Longe. Stattdessen ritten je vier von uns ganz allein hintereinander um die Bahn und versuchten sich dabei auch schon an ersten Bahnfiguren. Dabei lernten wir endlich »pferdisch«.
    »Ecken ausreiten« bedeutet zum Beispiel, das Pferd tief in die Ecken hineinzulenken – was nicht nur mit dem Zügel passieren sollte. Wie man es stattdessen machte, hatte ich Frau Witts mit Fachausdrücken gespickter Rede noch nicht entnehmen können. Und »auseinandergefallen« war das Pferd, wenn Thorsten nicht ausreichend am Zügel zog. So sah es jedenfalls aus, aber die Bücher von Glorys Schwester erklärten es irgendwie anders. Denen zufolge war Reiten sowiesohöchst kompliziert, und es ging gar nicht in erster Linie ums Obenbleiben, sondern darum, das Pferd zu »gymnastizieren«. Klang wie Aerobic auf vier Beinen, sollte aber durch ein »Zusammenspiel von Schenkel- und Zügelhilfen« oder »treibenden und verhaltenden Hilfen« oder was auch immer zu machen sein. Frau Witt hielt sich damit nicht groß auf. Die schrie nur abwechselnd »Treiben!« und »Zügel kürzer!«.
    Wir fragten auch nicht nach, denn wir hatten genug damit zu tun, überhaupt im Sattel zu bleiben. Die Pferde machten uns das nicht leichter. Obwohl wir an den Zügeln zogen, liefen sie wild durcheinander, und einmal fingen Allegra und Buffalo sogar Streit miteinander an. Annas Mutter und Marie erschraken darüber dermaßen, dass sie absprangen. Bislang war ich überhaupt die Einzige, die noch nie vom Pferd gefallen war, aber das war mehr Zufall als Können. Ehrlich gesagt, hatte ich vor dem Runterfallen einen derart großen Bammel, dass ich mich mit Zähnen und Klauen auf dem Pferderücken festgeklammert hätte, bevor ich den Sattel freiwillig räumte. Die anderen dagegen schienen den Sturz in Kauf zu nehmen, um nur aus der Gefahrenzone zu kommen. Nach wie vor begriff ich nicht wirklich, was Leute am Reiten reizte.

    In der letzten Zeit begann Frau Witt, sich in die Gruppeneinteilung einzumischen. Dann fand ich mich meist in einer Abteilung mit Marie, Anna und meiner Mutter wieder, während die anderen Erwachsenen und Thorsten die zweite Gruppe bildeten. In unserer wurde mehr getrabt und auch schon galoppiert. Marie und Anna strahltendeshalb, wenn Frau Witt uns zur Abteilungsbildung aufforderte. Meine Mutter schien der Sache mit gemischten Gefühlen gegenüberzustehen. Sie ritt gern und sie war sportlich. Aber sie war schon zwei Mal heruntergefallen und schien langsam Angst zu bekommen.
    Wenn ich viel Glück habe, dachte ich manchmal gehässig, würde sie von der Sache eher genug haben als ich.
    Gelangweilt sah ich zu, wie Frau Witt Thorsten und die Erwachsenen zwiebelte. Immer wieder forderte sie zum Abstandhalten und zur besseren Kontrolle der Pferde auf, verriet aber nicht, wie das zu machen war. Thorstens verzweifeltes Zügelziehen half jedenfalls nichts. Wenn Ronnie keine Lust mehr hatte, wanderte er in die Mitte und blieb dort stehen. Und wenn Allegra keine Lust mehr hatte, galoppierte sie plötzlich zum Ausgang. Dabei verlor sie ihren Reiter fast immer.
    Nachdem der Trab in der Abteilung im üblichen Chaos geendet hatte, durften die Reiter in die Mitte kommen und wir wechselten. Ich machte mir keine großen Sorgen. Nougat war während der ganzen ersten halben Stunde artig geblieben. Bestimmt stellte er auch unter mir nichts an.
    Frau Witt platzierte uns an zweiter Stelle – hinter Buffalo und vor Allegra. Anna saß stolz auf Buffalo, Marie wirkte auf Allegra von Anfang an ziemlich unsicher. Die Stute war zweifellos das schwierigste Pferd. Keiner von uns hatte sie auch nur halbwegs unter Kontrolle.
    Nun hätte mir das egal sein können, schließlich hatte diesmal Marie den Schwarzen Peter. Aber leider war Allegra mit ihrem Platz alles andere als zufrieden. Eben warsie noch vorn gelaufen – natürlich die ideale Startposition für ihre geliebten Alleingänge. Das schien Frau Witt diesmal verhindern zu wollen, aber Allegra spielte nicht mit. Statt
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