Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Dabei dauern selbst die Feten in meiner Klasse mindestens bis elf. Und bei der Vereinsparty ging es erst nach Einbruch der Dunkelheitrichtig los, hatten Nele und Kathrin erzählt. Jetzt, im Juli, war es um zehn fast noch hell. Eine Lagerfeuerfete und dann noch im Hellen abhauen, das ging nicht. Meine Mutter sah das schließlich ein. Sie bestand allerdings darauf, mich um elf Uhr abzuholen – obwohl Heiko mir versprochen hatte, mich auf seinem Moped mitzunehmen. Ich hatte mir das soooo romantisch vorgestellt! Darüber war mit Mom jedoch nicht zu reden. Auf der Hinfahrt ungern, in der Nacht auf keinen Fall!
Mein Daddy fand es sowieso gefährlich, mich mit einem Jungen auf eine Party zu schicken – höchst seltsam, schließlich macht er sich auch keine Gedanken darüber, dass ich in der Schule ständig mit Jungs zusammentreffe. Wahrscheinlich nimmt er an, dass man uns da vor dem Unterricht in Plastikfolie verpackt, was Küssen unmöglich macht.
Mom hielt ihm allerdings entgegen, dass sicher massenhaft Erwachsene dabei seien und aufpassten. »Schon wegen des offenen Feuers so nah am Pferdestall! Das ist doch gefährlich!«, sagte sie.
Schließlich waren alle Vereinbarungen getroffen und ich konnte mich der Outfit-Frage widmen. Natürlich das letzte Einhorntattoo. Aber sonst? Mal ein Kleid oder doch lieber Jeans? Schließlich entschied ich mich für Jeans. Schon wegen der Mücken auf den Weiden. Natürlich mussten es knallenge sein. Ich presste mich mühsam hinein, aber ich hatte die Dinger schon länger. Platzgefahr bestand sicher nicht. Dazu kamen ein bauchfreies Top, große, bunte Ohrringe und massenhaft bunte Spangen im Haar, das ich in viele, freche Büschel zusammenfasste. Bloß nicht brav wirken! Inzwischen war mir klar, dass Heiko auf all die Reitstallmädchen,die aussahen wie Barbies kleine Schwester, absolut nicht stand.
Er pfiff auch anerkennend durch die Zähne, als er mich um sieben abholte. »Cool siehst du aus!« Er gab mir ein Küsschen auf die Wange. Ich schmolz dahin. Anscheinend war ich doch verliebt – jedenfalls immer dann, wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass Joker mich aus seiner Box heraus vorwurfsvoll ansah.
Die Fahrt auf dem Moped machte Spaß – warum kam meine Mutter nicht auf so eine Idee? Motorradfahren war bestimmt leichter zu lernen als Reiten. Aber mit Mom wär’s kaum so prickelnd gewesen wie mit Heiko. Es war einfach nur cool, sich an ihn zu schmiegen und gemeinsam das Tempo zu genießen. Heiko fuhr genauso wie er ritt. Schnell. Sehr schnell.
Im Reitstall war der Bierstand bereits aufgebaut, außerdem ein Büfett. Viele Mädchen hatten Salate und andere Köstlichkeiten mitgebracht. Dumm, dass man mir nichts davon gesagt hatte. Ich hätte gern Crostini für Heiko gebacken.
Der setzte gerade den Helm ab und half den anderen Jungs, das Lagerfeuer anzufachen. Vorher holte er sich aber noch ein Bier – und vergaß auch nicht, mich mit einer Cola zu versorgen.
Es gab einige Jungs auf dieser Party. Ein paar von ihnen hatte ich schon auf den Turnieren gesehen, die waren wohl aus anderen Vereinen »ausgeliehen«. Andere waren von den Mädchen mitgebracht worden – leicht daran zu erkennen, dass sie sich ein bisschenabseits der Szene zusammenrotteten und über Musik und Computer sprachen. Im Zentrum der Party gab es dagegen nur ein Thema: Pferde. Thorsten hing mit Marie und Anna herum, alle drei schienen sich etwas verloren zu fühlen. Kaum einer redete mit ihnen.
Die Mädchen aus den Schulpferdeabteilungen bildeten ihrerseits Grüppchen und tuschelten mit gedämpften Stimmen miteinander. Nur die Privatpferdereiter wirkten locker: Sie beachteten die Schulpferdereiterinnen überhaupt nicht. Es schien fast, als sei hier eine Gruppe Normalsterblicher in eine Prominentenparty hineingeraten. Die Normalsterblichen schauten angespannt und ehrfurchtsvoll zu, aber niemand würde es wagen, La Faye oder Nico Chico anzusprechen. Außer mir. Ich war mit Heiko hier, dem unangefochtenen Star! Insofern durfte ich auch dabeistehen und zuhören, wenn Madeleine, Ronja und Lena über ihre Pferde redeten. Oder über die Pferde, die sie demnächst haben würden. Ronja jedenfalls schien über Joker schon weitgehend hinweg zu sein. Sie hatte eine Stute namens Rose Garden Probe geritten und war hin und weg davon, wie schön die ging.
Lena plante demnächst die ersten Starts in Turnierklasse M, war aber besorgt darüber, ob ihr Pferd den Anforderungen gewachsen wäre. »Sie hat einfach zu wenig
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