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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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was ich tun sollte? Konnte ich denn eine Entscheidung fällen mit einem flauen Gefühl im Magen? Das Problem war nur, dass ich mit jeder Entscheidung ein flaues Gefühl hatte. Wählte ich Tom, so wählte ich auch einen Vampir. Sarah hatte gesagt, Tom würde kein Restaurant im Bett wollen, aber wenn wir es realistisch betrachteten, dürstete ein Teil von ihm nach meinem Blut. Wenn es nicht mein Blut war, das er bekam, würde er von einem anderen Menschen trinken, womit ich gleichfalls ein Problem hatte, denn dann käme wieder die pochende Eifersucht. Doch hier hatte ich keinen Ausweg. Ich wollte weder, dass Tom von mir trank, noch wollte ich ihn von jemand anderem trinken lassen, aber seine Natur verlangte nach Blut. Es war so unvermeidlich wie der Hunger eines jeden Lebewesens nach Nahrung. Denn Stoffwechsel war ein elementarer Bestandteil des Lebens. Und konnte ich mir sicher sein, dass der Hunger, den ich bisher in seinen Augen gesehen hatte, nur reine Lust war? Oder doch auch Blutgier?
    Das wahre Problem bestand also darin, dass Tom ein Vampir war. Aber dies war unabänderlich, eine felsenfeste Konstante. Ich wusste, dass Tom mich gut behandelte, er mich traumwandlerisch gut küsste und wir vermutlich fantastische Nächte miteinander hätten. Aber das Albdrücken würde bleiben; jene Angst, dass er eines Tages entweder an meiner Vene hängen wollte oder mich verlassen würde.
    Was aber, wenn ich mich gegen Tom entschied? Ich fragte mich, wie mein Leben dann weiterliefe. Ich könnte mich mit Colin treffen, vielleicht mit ihm glücklich werden. Ich könnte aber auch mein Date mit Robert haben. Es war genauso möglich, dass er mich süchtig nach sich machte. Aber wenn ich einen anderen nähme, hätte auch Tom irgendwann jemanden; eine weitere Gabriella, eine willige Frau, die ihr Blut hergab. Möglicherweise könnte mir das eines Tages egal werden, wenn ich Tom vergaß, weil ein anderer Mann mich schwindlig vor Glück machte. Es war aber auch genauso gut möglich, dass ich mich gegen Tom entschied, stattdessen vielleicht Colin nahm und unglücklich verliebt wäre wie Sarah es mir ausgemalt hatte. Nichts war einfach.
    Also schloss ich meine Augen wieder. Doch ein Hämmern an meiner Tür ließ keinen erlösenden Schlaf des Vergessens über mich kommen.
    „Lea?“
    Tom!
    Ich wollte mich vergraben und in Europa wieder herauskommen. Ich war einfach noch nicht in der Lage, mich zu entscheiden. Ich hatte lange gebraucht, um zu erkennen, dass ich überhaupt Gefühle für Tom hatte. Wie lange würde es dauern, bis ich wusste, ob ich diese auch zulassen und genießen konnte? Gefühle haben und Gefühle richtig finden war nicht dasselbe.
    Dann wurde es mir plötzlich klar. Wenn ich mich nicht festlegen konnte, war möglicherweise die einzige Entscheidung, die ich jetzt treffen konnte jene, dass ich mich nicht entschied. Und so fasste ich einen feigen Plan – einen, der mir kein Ja und kein Nein abverlangte. Ich würde erst zu einem späteren Zeitpunkt ergründen müssen, was ich wollte. Doch diese Aufschubfrist erkaufte ich mir teuer; mit Toms Schmerz.
    Bitte verzeih mir, Tom.
    Erneut klopfte es an der Tür. Dann drückte er die Klinke langsam herunter und ich rieb mir verschlafen die Augen, als hätte er mich geweckt. Ich setzte einen verwirrten Blick auf, als Tom den Kopf zur Tür herein streckte. Braunes weiches Haar und sanft funkelnde Augen. Tom war so schön. Aber ich wusste nicht zu sagen, ob ich mit seinen Zahnspitzen auskommen konnte.
    „Darf ich hereinkommen?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „ Sicher, warum nicht“, meinte ich unbedarft. Es kostete mich all meine Kraft, mich neutral und unbeschwert zu geben.
    Tom lächelte und balancierte ein Tablett auf seinem Arm. Darauf war eine kleine Vase mit einer Blume, die er wohl aus seinem Strauß gestohlen hatte. Ich fing den lieblich süßen Duft von warmen Kakao ein und sah ein gewaltiges Stück Schokoladentorte auf dem Teller.
    „Frühstücksservice“, erklärte er fröhlich.
    Ich setzte mich langsam auf und lehnte mich an mein Kopfteil. So war ich noch nie geweckt worden. Aber mit Tom waren die Dinge schließlich in vielerlei Hinsicht neu und anders. Er stellte das Tablett vor mir ab.
    „Das ist von meinem Geburtstagskuchen“, erklärte er, ohne dass es dieser Worte bedurft hätte, denn ich erkannte die schöne Glasur und den saftig dunklen Teig. Er setzte sich zu mir auf die Bettkante und ich roch seinen frischen Duft. Tom musste geduscht haben. Seine Haut

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