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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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hieß, meiner Furcht ins offene Messer zu rennen. Ihn aber abzulehnen würde mich genauso wimmern lassen, da all meine körperlichen Fantasien unerfüllt blieben. Doch vielmehr als das; ich hatte Tom gern. Ich fühlte mich geborgen bei jemandem, der gleichzeitig meine größte Angst war. Gebt mir Spinnen, Maden, Mäuse und Schlangen – nichts davon schreckte mich so sehr, wie gebissen und ausgesaugt zu werden.
    So sanft mich Toms Arme auch hielten, so fest wie Schraubstöcke konnten sie sich um mich schließen und in einem stählernen Käfig gefangen halten, falls Tom sich entschlösse, seiner blutrünstigen Natur nachzugeben. Falls Tom in puncto Blutdurst nur halb so willensschwach war, wie ich es gestern angesichts unserer tobenden Lust war, dann würde er – ob er wollte oder nicht – seinen Trieb zu Beißen nicht für alle Zeit unterdrücken können. Allein der Gedanke, er könnte schwach werden, während wir hemmungslos zu Gange waren, und das Allerschönste in das Allerschlimmste verwandeln, machte mich wahnsinnig.
    Aber strafte ich Tom möglicherweise für etwas ab, das er nie täte? Verurteilte ich ihn für ein Verbrechen, das er noch überhaupt nicht begangen hatte, vielleicht niemals würde? Verbaute ich mir die Chance auf Glück mit einem Mann, der kein Wesen dunkelsten Horrors war, sondern aus Fleisch und Blut bestand wie ich, der liebte und geliebt werden wollte, mich umsorgte und mit Humor und Sinnlichkeit, Verstand und Charme betörte? Tom hatte gesagt, er sei romantisch, er trage die Frau seiner Träume auf Händen und lasse für sie die Welt Kopf stehen. All das stimmte. Soviel hatte ich schon gemerkt. Er brachte mir Frühstück und Blumen ans Bett, erzählte mir die Legende einer indianischen Prinzessin und küsste mich unter den Sternen. Er hatte mich gehalten und getragen, als er mich im Pool seiner Eltern herumwirbelte und meine Welt schon in dem Moment Kopf stehen lassen, als ich dabei meinen Kopf in den Nacken gelegt hatte und alles um mich herum verkehrt wahrnahm wie einen einzigen Farbstrudel. Es hatten sich einige schöne Erinnerungen angesammelt, die sich nun mit meinen Grundsätzen stritten.
    Ich war innerlich so völlig aufgewühlt und zerrissen, dass ich meinen moralischen Kompass brauchte, jenen Menschen, der mich besser kannte als ich mich selbst und der mich immer lieb haben würde. Er lag vermutlich gerade mit einem anderen wichtigen Menschen aus meinem Leben im Bett.
    Ich tastete nach meinem Handy und ließ es lange bei ihm klingeln.
    Schließlich hörte ich ein verschlafenes: „Bunny?“
    Er hatte mich im Display erkannt.
    „Kyle. Hast du bitte Zeit für mich?“
    „ Ähm…“ Er zögerte und ich hörte es rascheln. Er lag wohl noch im Bett und schien sich nach Sarah umgedreht zu haben. Die Frau konnte schlafen wie ein Stein und das tat sie wohl auch noch, denn er meinte: „Ich könnte mich wohl loseisen.“
    „ Ich weiß, ihr liegt gerade im Bett, aber ich habe keine Ahnung, was ich machen soll“, seufzte ich betrübt. „Ich will wirklich nicht stören, ich meine, ich freue mich so für euch, aber irgendwie…“
    Kyle fing mich in meinem Wortschwall ab.
    „Shhh Bunny, schon okay. Ich bin froh, wenn du dich bei mir meldest, wenn du Kummer hast. Soll ich zu dir kommen?“
    „ Ich warte unten vor der Haustür.“
    Ich wollte hier einfach raus. Ich könnte mich mit Kyle nicht über Tom unterhalten, wenn er nebenan war.
    „Ach Bunny“, seufzte er. Wieder hörte ich es Rascheln. Ich nahm an, dass er sich gerade mit seiner Hand über Stirn und Haare rieb. „Ich bin unterwegs.“
    Dann legte er auf und ich tat es ebenso. Ich stieg aus dem Bett, betrieb Katzenwäsche und streifte mir Shorts und Tanktop über. Dann folgte der schwierige Teil. Ich wusste offiziell schließlich nichts von unserem Intimabenteuer. Ich konnte daher auch nicht wissen, dass ich ihn vor den Kopf gestoßen hatte und durfte mich im Grunde nur an einen heiteren Partyabend mit einem Geburtstagskuss, ein paar Tänzchen und vielen Cocktails erinnern. Tom und ich hatten folglich kein Problem. Wenn ich es überzeugend durchziehen wollte, musste ich ausgelassen und heiter wirken. In einem solchen Zustand würde ich mich nicht klammheimlich aus der Wohnung schleichen. Ich würde mich bei Tom kurz abmelden. Tief atmete ich durch. Dann schraubte ich mir ein unverbindliches Lächeln aufs Gesicht und suchte nach ihm. Ich fand ihn gedankenverloren vor seinem Geschenktisch sitzend und trat an ihn heran.
    „Hey

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