Lea - Untermieterin bei einem Vampir
knallte? Er begann lauthals zu lachen. Und irgendwie steckte mich das an. Vielleicht erwischte ich eine etwas hysterischere Form von Lachen, aber wir brachen schließlich beide in schallendes Gelächter aus, obwohl im Grunde genommen überhaupt nichts komisch war.
„Schon die Chinesen haben festgestellt, dass spontanes Lachen völlig gesund ist“, erklärte Kyle nach einer Weile, als wir in unsere herkömmlichen Atemmuster zurückgefunden hatten. „Was genau für Mist hast du denn angestellt?“
Er hatte es nicht vergessen. Der gute Kyle vergaß wohl nie etwas. Man konnte glauben, dass er sprunghaft war und mal hierhin mal dorthin das Thema wechselte und einschlug, wie es ihm passte. Aber er kam immer wieder zu Dingen zurück, als hinge er an einem Bungeeseil.
„Hat Tom dich neulich noch gut ins Bett gebracht?“, fragte er wieder mit einem Zwinkern.
„ In dieser Nacht seid nur du und Sarah miteinander ins Bett“, versicherte ich ihm.
Aber Kyle war alles andere als dämlich. „Moment mal Bunny, was soll das heißen: in dieser Nacht? In welcher bist du denn mit Tom in die Kiste gestiegen?“
„ Sag nicht Kiste!“, quiekte ich.
Himmel noch mal, Tom war schließlich ein Vampir! Die Vorstellung in einen Sarg mit ihm zu steigen war so vollkommen pervers. Natürlich schliefen Vampire auch in Betten. Der Rest war der Gruselindustrie zu verdanken. Nur tote Vampire kamen in Kisten, das war nicht anders als mit Menschen.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du dich über die falschen Teile eines Satzes aufregst? Oder habt ihr tatsächlich rumgerammelt?“
„ Du bist schon so obszön wie Sarah!“, beschwerte ich mich.
Er lächelte frivol. „Deine Freundin hat ein ziemlich loses Mundwerk“, stimmte er mir zu.
„Das ist jetzt auch deine Freundin“, erinnerte ich ihn.
„ Ach genau. Wir können uns ja aufteilen. Ich nehme sie immer Montag bis Sonntag und du an den restlichen Tagen.“
Ich schraubte Kyle meinen Finger vor die Stirn, um ihm zu zeigen, dass er einen Vogel hatte.
„Vergiss es, Kyle. Ich war zuerst da. Ich hab die älteren Rechte.“
„ Ich habe die besseren Argumente.“
Wo er Recht hatte…
„Nein, ich habe nicht mit Tom geschlafen“, griff ich das Thema wieder auf.
„ Das klingt sehr nach einem Aber“, befand Kyle.
„ Musst du mich so gut kennen?“, motzte ich ihn an.
„ Deswegen kommst du doch immer zu mir. Weil du mir keine lange Historie erzählen musst, damit ich kapiere, worum es bei dir geht.“
Kyle lächelte fröhlich weiter. Er hatte ein Selbstbewusstsein so groß wie ein Öltanker.
„Stimmt. Das und dass du mein Bruder bist und ich dir vertrauen kann.“
Seine Mundwinkel machten einem vorfreudigen Schmunzeln Platz.
„Spannend. Was genau willst du mir denn anvertrauen?“
Ich hätte mich schon wieder aufregen können, dass er jede Windung meiner Sätze zu verstehen wusste, wie ich selbst es nicht einmal merkte. Aber bloß, weil ich für Kyle ein offenes Buch war, wollte ich mich nicht beschweren. Er hatte Recht. Genau dafür liebte ich ihn auch. Wir verstanden uns schließlich schon ohne Worte. Kein Wunder, dass es mit Worten sogar noch besser klappte.
„ Tom hatte gestern Geburtstag und wir haben ihn zusammen in einer Tanzbar gefeiert.“
„ Okay.“
„ Nur wir beide.“
„ Natürlich mit Tanzen, oder?“
„ Ja.“
„ Was für Musik?“
„ Schmuse- und Kuschelkram.“
Wieder grinste Kyle, aber er sah dabei auf die Straße. Hätte er mich für jeden Anflug von Erheiterung und Amüsement angeschaut, wären wir nicht weit gekommen.
„Ich nehme an, ihr habt dabei geschmust und gekuschelt.“
Ich zuckte mit den Schultern und atmete tief durch.
„Ja“, seufzte ich. Mit gemischten Gefühlen dachte ich an den Vorabend zurück. Es hatte sich toll angefühlt, aber jetzt litt Tom dafür.
„ Nur getanzt?“, erkundigte sich Kyle skeptisch.
„ Wir haben auch ein paar Cocktails geschlürft.“
„ Alkoholisch?“, hakte er nach.
Ich wusste, worauf er hinaus wollte. „Ziemlich.“
„Was habt ihr angestellt?“
Ich kam mir vor wie im Kreuzverhör, nur dass mir niemand einen Strick basteln wollte.
„Wir… äh.“
„ Ähä?“, meinte Kyle neugierig mit seiner ganzen „Pack mal aus“ -Mimik.
Mein Bruder war ja so blöd, aber ich musste grinsen. Er würde mich noch aufheitern können, wenn man meine Füße in einen Eimer steckte und für alle Zeiten in Beton goss. Zum Glück hatte ich keine Probleme mit der Mafia, denn Wasser genug
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