Lea - Untermieterin bei einem Vampir
gab es in der Umgebung durchaus, worin man mich hätte verschwinden lassen können – also mich und meinen neuen besten Freund den Betoneimer.
„Wir haben uns geküsst“, gab ich zu.
„ Er dich oder du ihn?“
„ Spielt das eine Rolle?“, fragte ich nervös.
„ Wow, also du ihn. Es geschehen noch Wunder.“
„ Hey“, protestierte ich. „Ich habe doch gar nichts gesagt!“
„ Ach, wenn du wüsstest, was du mir alles sagst, wenn du meinst, mir nichts zu sagen, würdest du echt noch weniger erzählen.“
Wieder grinste Kyle, doch diesmal sah er mir dabei direkt ins Gesicht, damit ich den Triumph in seinen Augen funkeln sehen konnte. Alles klar, mein Bruder war Mister Clever.
„ Okay, ja also gut, ich ihn. Anfangs zumindest“, gestand ich.
Weshalb etwas nicht zugeben, was der Gegenseite bereits bekannt war?
„Dann verrate mir mal, kleines Schwesterlein, wie es kam, dass ausgerechnet du den ersten Schritt gemacht hast?“
„ Ähm.“ Ich pulte an meinen Fingern.
„ Ähmä?“, machte Kyle.
„ Mensch Kyle, hat dir noch keiner gesagt, dass ein Wort nicht allein dadurch zur Frage wird, dass man ein Ä dranhängt?“
„ Auf dem Ohr bin ich taub. Hat dir noch niemand gesagt, dass man Fragen nicht mit Gegenfragen kontert, außer man hat etwas zu verbergen?“, informierte er mich.
„ Was soll ich schon zu verbergen haben?“, fragte ich ganz doof und Kyle lachte los. Mist. Ich hatte eine Gegenfrage gestellt und ich hatte etwas zu verbergen.
„ Komm, raus damit. Du hast mich doch nicht angerufen, weil du es für dich behalten wolltest.“
„ Na ja.“ Meine Deckung bröckelte.
„ Bunnylein, ich bin deinetwegen aus einem kuscheligen Bett raus, in dem eine wunderschöne nackte und willige Frau lag. Ich will jetzt was hören“, forderte er.
„ Ich war gemein zu Tom. Also bin ich ihm nach in die Bar. Aber er war total verschlossen.“
Ich machte ein schiefes Gesicht, bei dem der Mundwinkel der einen und die Augenbraue der anderen Gesichtshälfte hinauf wanderten. Kyle kannte diesen Ausdruck von mir.
„Und da dachtest du, du knackst Toms Eispanzer, indem du ihn zum Schmelzen bringst, du kleiner Vulkan?“
„ So ungefähr.“
„ Der Mann erlebt schon was mit dir. Weißt du, bei Sarah ist es toll, dass ich weiß, woran ich bei ihr bin. Es gibt nichts Halbes und nichts Krummes, nichts zwischen Hier und Da. Aber Tom...“
Kyle ließ den Satz offen und kratzte sich am Hinterkopf. Dann beendete er die Geste indem er einmal durch sein ganzes Haar rieb und alle blonden Strähnen verstrubbelte. Es sah recht gefällig aus, da er ohnehin alles mit Haarwachs zerzaust hatte. Für einen Grübler wie ihn war es geradewegs die passende Frisur. Darüber hinaus gab es ihm ein freches und fröhliches Äußeres. Kyle Kavanagh brachte die Frauenwelt durchaus zum Glühen. Er war nur anspruchsvoll genug, nicht jede zu nehmen.
„Sag mal Kyle. Du mochtest Sarah doch sicher nicht erst seit neulich Abend, oder?“
„ Nö.“ Er sagte das so gedehnt, dass ich ihm am liebsten einen Cowboyhut und einen Strohhalm im Mund verpasst hätte.
„ Wieso hast du dann vorher nie was mit ihr gemacht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie war ja deine Freundin.“
„Ach, ich teile gern“, säuselte ich und Kyle grunzte.
„ Klar, Bunny.“ Er glaubte mir kein Wort.
„ Na ja, mit dir schon.“
„ Danke fürs Kuppeln, Lea. Sarah ist schon ein echter Knaller. Aber ich hätte es wohl sonst dabei belassen, dass sie deine Freundin ist und ich sie gut leiden kann.“
„ Bist du denn in sie verliebt?“, wollte ich wissen.
„ Frag mich in ein paar Wochen noch mal. Ich weiß schon jetzt kaum noch, wo mir der Kopf steht. Bis Ende des Monats habe ich ihn vermutlich völlig verloren.“
Kyle hatte eine herrlich unbeschwerte Art, mit den Dingen umzugehen.
„Ich finde Sarah wunderschön“, meinte ich. „Das braune Haar und die großen grünen Augen.“
„ Sie ist ein kleines Wildkätzchen“, stimmte Kyle mir zu. „Sie schmust und schnurrt, was das Zeug hält. Ständig muss ich sie kraulen und ihr den Rücken massieren. Aber es ist nicht so, dass es keinen Spaß macht. Ich muss schon sagen, das Training mit den Jungs gestern war echt erheiternd.“
Ich zog die Stirn kraus. Mittwochs spielte Kyle immer Wasserball und ich fragte mich, was er meinte. Er sah meinen irritierten Blick und erklärte: „Sie hat mir ziemlich den Rücken und die Schultern zerkratzt. Da ich nun mal keinen Badeanzug trage, konnte man ein
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