Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Keinesfalls sollte ich die Disziplin um etwas erweitern, worin ich schlechter war als er. Wenn ich schon die Waffen wählte, sollte ich welche nehmen, mit denen ich siegen konnte. Nur; mir fiel halt nichts ein.
Während meine Gedanken rotierten und ich fieberhaft versuchte zu ersinnen, worin ich eigentlich bitteschön besser war als Tom, bemühte ich mich redlich, die Kontrolle im Daumenringen zu übernehmen.
„ Willst du eigentlich eine Revanche, wenn ich gewinne?“, fragte er ganz nebenbei.
„ Ha! Wenn! Das heißt falls. Und außerdem gewinnst du nicht“, beharrte ich stur wie ein Esel. Vermutlich stur wie ein mexikanischer Esel.
„ Gut, aber falls ich nun doch – was natürlich nicht den Tatsachen entspricht – gewinnen sollte, würdest du dann, in diesem niemals mehr als nur hypothetischen Fall, eine Revanche wollen?“
„ Hä? Spinnst du jetzt total? Red nicht so geschraubt“, motzte ich, während ich mich krampfhaft bemühte, seinen zähen Daumen, der mir durch Größe in Hebelwirkung überlegen war, niederzuringen auf Toms Handfläche.
„ Ja oder nein?“, drängte er weiter.
„ Klar. Das würde ich nicht auf mir sitzen lassen. Aber…“
Plopp!
Tom drückte ohne Umschweife meinen Daumen gegen meine Handfläche und hielt ihn dort gefangen. Ich sah ihn mit großen Augen an und fand ein triumphales, hämisches Grinsen auf seinem Gesicht.
„Das ist nicht witzig“, jammerte ich.
„ Doch.“
„ Humor ist nicht, wenn bloß einer lacht.“
„ Nein, das ist Schadenfreude“, stimmte er mir zu und legte sein Hollywoodgrinsen nicht ab.
„ Hör auf, Werbung für Zähne zu machen“, rügte ich ihn und Toms Augen wurden schmal. Leichte Unsicherheit flog über sein Gesicht. Mir war augenblicklich klar warum: Zähne waren unser Dauerthema.
Als ich seine verwirrte Interpretation meiner Worte begriff, fielen auch mir seine Hauer siedend heiß auf. Tom schien wohl zu merken, dass ich erst durch seinen Gesichtsausdruck darauf gekommen war und es nicht per se so gemeint hatte. Es schien ihn zu überraschen. Innerhalb kürzester Zeit waren wir beide voneinander perplex.
„Äh, Revanche?“, fragte er mich und durchbrach die merkwürdige Stille.
Ich hatte nichts von Toms Eltern gehört. Ich warf einen Blick in ihre Richtung. Toms Dad fuhr. Ich begegnete seinen Augen im Rückspiegel und sah dann wie sich sympathische Lachfältchen darum zeichneten. Warum sollte er sich auch etwas Schlechtes an unseren Worten denken? Wir waren offiziell zusammen und damit jede Abwägung, ich könne etwas gegen Vampirzähne haben, obsolet. Seine Mom studierte gemütlich die Karte und knabberte an einem Apfel.
„Wie weit ist es denn ungefähr?“, fragte ich.
Jenny schaute auf. „Etwa hundertsiebzig Meilen. Das ist überhaupt nicht weit. Innerhalb von drei oder vier Stündchen sind wir da. Also noch vor zehn Uhr abends.“
Ich sah wieder zu Tom. Mein Gott, was sollte ich so viele Stunden mit ihm hier im Auto auf der Rückbank machen? Ich konnte doch nicht so lange Daumendrücken spielen. Er betrachtete mich erwartungsvoll. Dann huschte sein Blick kurz zu den vorderen Sitzen und wieder zurück zu mir.
„ Revanche, Schatz?“, fragte er mich.
Wie hatte ich nur unsere Kosenamen vergessen können? Würde das nun wieder anfangen? Ich fand, wir hatten es ziemlich ausgereizt letztes Mal. Natürlich könnte ich ihn meinen Schokoschnuffel nennen. Aber irgendwie wollte ich das nicht.
Ich nickte also nur.
„Klar. Revanche.“
Tom gab meinen Daumen frei, den er bis eben noch umschlossen hatte und ging wieder in Grundposition.
„Diesmal beim Start aber nicht schummeln“, instruierte er mich lächelnd.
Ich schaute ihn mit gespieltem Beleidigtsein an.
„Schummeln? Ich? Tom!“, meinte ich zerknirscht und gab eine perfekte Darbietung einer völlig missverstandenen Frau. „Wie kannst du mir so was nur unterstellen?“ Doch während ich noch unterstellen sagte, knurrte ich schon unter meiner beginnenden Anstrengung, ihn einfach so nieder zu rangeln. Tom lachte.
„ Entschuldigung. Mein Fehler. Da liegt wohl keine Verwechslung vor.“
Ich hustete empört und Tom berichtigte sich.
„Ich meine, da liegt natürlich ein klarer Fall vor.“
„ Hey!“
„ Wollte eigentlich sagen, du bist natürlich nicht unschuldig.“
„ Tom!“ Ich gab mich ganz entrüstet. „Wo ich doch nie etwas mache?“
„ Etwas Anständiges, meinst du? Da gebe ich dir Recht.“
„ Sag mal, wer war heute von uns beiden bitte den ganzen
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