Lea - Untermieterin bei einem Vampir
glatt. Auch Tom setzte sich überrascht auf. Seine Linke war von meiner Schulter gerutscht und lag nun in meinem Rücken.
„ Alles okay?“, fragte er etwas unsicher.
„ Ich äh… ja, ich bin nur schrecklich durstig. Hast du zufällig etwas da?“
„ Ja sicher“, meinte er hilfsbereit. Er drehte sich auf dem Sitz um und griff mit den Händen über die Lehne der Rückbank in den Stauraum. „Was möchtest du denn, Kleines?“
Wenn ich das nur wüsste? Ich hatte ja eigentlich gar keinen Durst. Es war schlichtweg nur die erstbeste Ausrede gewesen, die mir in den Sinn gekommen war.
„Na was habt ihr denn so?“, fragte ich daher, um mich von Tom inspirieren zu lassen.
„ Säfte und Wasser.“
„ Wasser reicht.“
„ Mit Sprudel oder ohne?“
Ich war verblüfft. „Was habt ihr denn alles dabei?“
Er sah über die Schulter zu mir und grinste mich an. „Na Getränke für vier Personen und drei Tage.“
„ Und wie viel ist das?“
„ Etwa dreißig Liter.“
Ich machte große Augen. „So viel? Gibt es dort denn nichts?“
„Doch klar. Aber Platz genug haben wir schließlich in dem Riesenauto.“
„ Also, dann nehme ich bitte stilles Wasser. Danke.“
Tom zog eine Flasche aus dem Vorrat und reichte sie mir herüber. Er schraubte sogar noch den Verschluss für mich locker.
„Hier bitte, Lea.“
Ich musste über seine Fürsorglichkeit lächeln und nahm ein paar Schlucke. Tom lehnte sich vor zu seiner Mom.
„Na, wie viel haben wir schon?“
„ Etwa ein Drittel. Wir kommen gut voran. Da werden wir zeitig unsere beiden Zelte aufschlagen können.“
Ich hielt mitten im Trinken inne und nahm ganz, gaaaanz langsam die Flasche herunter. Mit überraschtem und entsetztem Gesicht sah ich Tom an. Er bot mir gerade nur seinen Rücken und die ausgelassene Körperhaltung von jemandem, der ganz unbedarft plauderte. Ich war mit meiner kleinen Panik eigentümlich allein und ich hörte nicht darauf, was er sonst noch zu ihr sagte. Vorsichtig drehte ich den Verschluss auf die Flasche.
Als Tom sich wieder zu mir umwandte, hatte sich an meiner Befangenheit nichts geändert. Das gemütliche Lächeln wich langsam von seinen Zügen und er lehnte sich zu mir.
„ Lea, geht’s dir nicht gut?“, fragte er in dem Bestreben, sich um mich zu kümmern. Der Arzt in seinem Unterton war nicht fortzudenken. „Ist dir schlecht hier hinten? Du siehst etwas blass aus.“ Seine Rechte fasste prüfend nach mir.
Ich hob meine Hand und lockte ihn mit meinem Zeigefinger, etwas näher zu kommen, damit ich ihm etwas zuflüstern konnte. Es war eindeutig ein fragender Lockruf und Tom verstand und brachte sein Gesicht an meines.
„Nur zwei Zelte, Tom?“
Er sah mich verblüfft an. „Ja, was dachtest du denn?“
Ich zuckte hilflos die Schultern. „Ich hatte irgendwie angenommen, ich hätte mein eigenes.“
Ich fühlte mich entsetzlich hilflos. Wie sollte ich nur drei Nächte mit Tom im selben Zelt überstehen? Mein Magen zog sich flau zusammen. So viel Willensstärke konnte mir doch niemand ernsthaft abverlangen wollen, oder? Er flüsterte weiter in diesem vertraulichen Ton nur für unsere Ohren gedachter Geheimnisse.
„Lea, wir sind ein Paar vor meinen Eltern. Wie wahrscheinlich findest du es da, dass wir getrennt schlafen?“
„ Es könnte doch sein, dass wir gar nichts miteinander anstellen.“
Er zog zur Antwort die Augenbraue hoch, als wäre dieser Gedanke vollkommen absurd. „Du selbst hast doch beim Picknick sichergestellt, dass uns jeder für aktiv und mich für eine weiche Nudel hält.“
Meine Augen weiteten sich entsetzt.
„ Das war nicht richtig von mir“, entschuldigte ich mich.
„ Allerdings nicht. Du machst dir da offensichtlich falsche Vorstellungen von mir.“
„ Ich ähm, ich mache mir gar keine Vorstellungen.“ Ich schluckte benommen.
Ein spöttisches Lächeln spielte um seinen Mund. Er wusste es eben besser.
„Keine Sorge, ich werde dich nicht belästigen“, versicherte er mir.
Das konnte man auslegen wie man wollte, oder nicht? Sein Satz könnte doch spielend leicht um die Worte „außer du willst es“ erweitert werden. Wenn ich mich wieder ganz und gar selbst vergaß und mich möglicherweise erneut mit meiner eigenen Lust kompromittierte, dann wäre es wohl kaum eine Belästigung, wenn er lediglich meinem ausdrücklichen Verlangen nachkam. Aber nein, tröstete ich mich, Tom würde es nicht ausnutzen. Er hatte gestern mehr Beherrschung aufgeboten als ich. Er war vertrauenswürdig.
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