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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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dreißig Jahre fernen Zukunft abgekapselt, wie Dave und Jenny sie uns darboten.
    Eine neue Facette in Toms Wünschen und Gefühlen war mir soeben deutlich geworden und hatte meine Sorgen in eine andere Richtung verschoben. Die Entscheidung machte es mir dennoch nicht leichter. Aber musste überhaupt ich für Tom entscheiden? Sollte ich es nicht ihm überlassen, zu befinden, ob er das Risiko eingehen wollte, dass wir nach einer Testphase versagten? Doch wie sollte Tom das Risiko abschätzen und ermessen können, wenn er mein Innenleben und die Quote nicht kannte? Es war doch etwas anderes, ob es fifty-fifty stand oder fünf zu fünfundneunzig. Ich ertappte mich dabei, wie ich einmal mehr grübelte. Tom schien dasselbe zu denken, denn er sprach mich darauf an.
    „ Woran denkst du, Lea?“
    „ An so vieles.“
    „ Und?“
    „ Ich komme einfach zu keinem Ergebnis.“
    Tom legte mir seine Finger an die Schläfe.
    „Vielleicht braucht dein Kopf einfach einmal Urlaub, kleine Grüblerin.“
    Aber er klang unsicher, als ob er genau wüsste, dass er Gegenstand meiner Gedankenratterei war.
    „Ich will es gern abschalten“, versicherte ich ihm.
    „ Soll ich dich ein wenig kitzeln und von allem ablenken?“, bot er mir schelmisch an.
    Ich wehrte dankend ab.
    „Besser nicht.“ Aber er brachte mich doch zum Schmunzeln.
    „ Ich kann das ganz subtil“, versprach er. Dann wurde er doch nachdenklich. „Sagst du mir, woran du dachtest?“, bat er mich.
    „ Vielleicht, wenn wir allein und ungestört sind“, flüsterte ich vage.
    Er nickte. „Nachher?“
    Ich blinzelte überrascht. Er meinte damit doch wohl hoffentlich nicht im Zelt.
    „ Eher morgen“, wiegelte ich ab.
    Dann hätte ich eine weitere Nacht, um darüber zu schlafen, auch wenn ich absolut noch nicht wusste, wie ich schlafen sollte. Ich musste kichern und machte Tom damit ratlos.
    „Sprich mit mir“, verlangte er eindringlich.
    „ Vielleicht musst du mich nachher bewusstlos hauen, damit ich schlafen kann“, tuschelte ich.
    „ Hast du Sorge, dass du auf dem Boden nicht schlafen kannst? Die Isomatten sind gar nicht so unbequem.“
    „ Ich dachte eher, dass ich mich tot denken könnte, wenn das so weiter geht.“
    „ Was geht weiter?“
    Ich sagte nichts mehr. Ich strich mit meinem Finger einfach nur vom Ansatz seines Oberarms eine feine Spur hinab zu seiner Fingerspitze, erkundete dabei die Mulde an der Innenseite seines Ellbogens, die feinen Linien seines Adergeflechts auf seinem Unterarm und den festen, breiten Handrücken. Ich zeichnete einen kleinen Kreis um seinen Fingerknöchel, bevor ich der Kontur seines Zeigefingers folgte.
    Tom saß atemlos still. Wozu sollte ich das Knistern zwischen uns abstreiten? Wir saßen im Heck des Wagens, Worte fielen mir keine mehr ein und mein innerer Impuls wollte mit seinem Körper spielen, ganz unverfänglich. Einfach nur eine vage Nähe herstellen, die nicht viel größer als der Kontaktpunkt meiner Fingerkuppe sein musste. Und obwohl das, was wir voneinander berührten nicht größer war, als die Oberfläche einer Münze, schuf es ein stilles Band des Entdeckens. Das war es, was ich tun wollte. Ich hatte Tom halb nackt im Pool auf mir gespürt, seine Lippen gekostet, bevor wir überhaupt voneinander wussten, was unsere Lieblingsfarben waren, hatte seinen Kuss unter dem kribbelnden Einfluss von Sekt unter jenen Sternen gefühlt, von denen Kyle behauptete, dass sie nur da waren, um mich zu bestaunen. Wir hatten Körper an Körper in voller Länge aufeinander gelegen, hatten atemlos getanzt, uns aneinander geschmiegt und waren voller Erregung in meinem Bett gelandet. Aber nie, noch zu keiner Zeit, hatte ich Tom einfach nur sanft und unschuldig bedächtig erkundet, ihn flüchtig wie der Wind und doch vollkommen bewusst berührt. Alles Bisherige war immer gleich auf hundert Prozent gegangen. Ich wollte es einmal langsam angehen. Es wäre besser, wenn ich Tom endlich kennen lernte, seine Wünsche und Gewohnheiten erfragte, seine Ängste und Verfehlungen, sein ganzes Wesen und wie es zu mir passte.
    Tom schloss genüsslich seine Augen, als ich mit meinem Finger erneut den Weg seinen Arm hinab beschrieb. „Lea“, flüsterte er.
    Ich beugte mich zu ihm. „Lass mich dich einfach kennen lernen, Tom“, murmelte ich.
    Er nickte und öffnete seine Augen. Goldene Funken blitzten um seine nachtschwarzen Pupillen, flammten wie der Himmel und loderten voller Hoffnung und Zustimmung.
    „Alles, was du willst, Kleines.“ Er

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