Lea - Untermieterin bei einem Vampir
wandte Sarah ein.
Ich hatte da so meine Zweifel.
„Aber das bringt mich auf eine Idee“, meinte sie nun grüblerisch.
Dieser Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Sie heckte etwas aus. Das konnte bei ihr nur bedeuten, dass sie einen neuen Eintrag in ihren Blog machen wollte. Sarah stand auf diese Internetverbreitung von spannenden eigenen Artikeln.
„ Wir schauen erst mal, wie erfolgreich das kostümierte Speed-Dating ist. Und danach probieren wir das mit dem Telefonbuch und rufen genauso viele Männer an, wobei wir diejenigen unberücksichtigt lassen, die verheiratet sind, denn wir gehen ja auch auf eine Singleparty. Dann schau ich mal, wie die Quote so ist und schreib einen Blog.“
„ Die Quote ist in beiden Fällen null“, orakelte ich.
„ Hallo die Damen“, hörte ich Tom sagen. „Habt ihr ein Wettbüro eröffnet?“
Er war unbemerkt durch die Glastür gekommen, gesellte sich zu uns, indem er sich auf den Boden hockte und bot uns von seinem selbstgemachten Popcorn an. Es war warm und lecker. Also gut. Tom weiß, wie man sich beliebt macht. Sarah war gleich ganz begeistert von ihm.
„Mhh, Tom. Das ist wirklich fein. Du hast ja echte Traummannqualitäten“, lobte sie ihn.
Gewiss, wenn man darüber hinwegsehen konnte, dass er ein Blutsauger war...
Tom hatte den Anstand, rot zu werden und sich verlegen zu bedanken.
„ Aber im Gegenteil. Ich muss mich bedanken, denn du verwöhnst ja uns mit tollem Popcorn, nicht wahr Lea?“, säuselte meine beste Freundin.
Ich hatte zum Glück gerade eine Portion von der Größe Indiens in meinem Mund, sodass ich kauend nicken konnte, ohne etwas sagen zu müssen, das mich in Verlegenheit brächte. Wie gesagt, ich stehe auf Süßkram und umso mehr, wenn es mich von lästigen Antworten abhalten kann.
Sarah flirtete weiter mit Tom.
„ Ach weißt du, wir gehen heute Abend auf eine Kostümparty mit Speed-Dating. Und Lea behauptete gerade, die Chancen dabei jemanden kennen zu lernen, seien so groß wie zufällig wen im Telefonbuch zu entdecken. Nämlich null. Darüber werde ich einen Blog schreiben. Wir werden beides recherchieren.“
Tom zog amüsiert die Augenbrauen hoch. „Klingt lustig“, meinte er.
Es kam mir vor, als sagte er dies nicht nur, um nett zu sein und so runzelte ich meine Stirn. Sarah war total begeistert.
„ Ja, nicht wahr? Ach Tom, komm doch mit. Du bist ja selber Single. Wir könnten dich als männlichen Testkandidaten einspannen. Du machst dasselbe wie wir nur mit Frauen. Wäre prima, wenn du noch mit welchen telefonierst. Das könnte ich toll verwenden für meinen Artikel.“
„ Ich äh... habe gar kein Kostüm“, merkte Tom an.
Haha, er wand sich wie ein Aal. War das amüsant. Ich schob mir noch mehr Popcorn in den Mund. Das war wie Kino. Ich hatte prächtig Spaß.
„Das macht nichts. Wir haben selbst noch keine“, erklärte Sarah beflissentlich. „Wir gehen zum Kostümverleih. Da finden wir sicher auch was für dich.“
„ Ja, du könntest als Vampir gehen“, schlug ich gehässig vor.
Ich musste Tom echt nicht auf einer Party dabeihaben.
„Und als was gehst du, Lea? Als Mensch?“, fragte Tom etwas bitter.
„ Nein“, meinte Sarah und tätschelte Toms Hand. Sie warf mir einen strengen Seitenblick zu. „Unsere Lea geht als Giftspritze.“
„ Hey!“ Ich war empört. Meine beste Freundin solidarisierte sich mit Tom. Und wieder eine Sequenz aus: Ich bin im falschen Film.
Toms Augen funkelten mich an. Dann lächelte er schlagartig, wohl weil er erkannt hatte, wie er es mir am besten heimzahlen konnte.
„Also gut Sarah. Ich komme mit“, verkündete er mit Honigstimme.
Der Punkt ging an ihn. Das war wirklich mies. Ich sollte mich den ganzen Abend in Gesellschaft eines Vampirs zeigen? Aber nein, wir würden uns auf der Party zerstreuen und mit anderen Speed-Dating betreiben. Ich würde das durchstehen.
Also lächelte ich und sagte nur: „Bestens Tom, ich bin auch schon auf deinen Telefonbeitrag für Sarah gespannt.“
„ Ich kann zufällig telefonieren“, setzte er mich in Kenntnis.
Die Popcornschüssel war leer und er erhob sich aus seinem Schneidersitz. Er war so viel größer, wenn er stand. Ich hasste es, zu ihm aufblicken zu müssen, also stand ich auch auf. Doch ich war noch immer mehr als einen halben Kopf kleiner.
Tom und ich waren wieder in Pamplona. Ich erkannte es an seinen Augen, egal wie nett sein Mund zu lächeln versuchte. Wobei ich nicht aberkennen konnte, dass es ihm wohl Spaß machte, sich
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