Lea - Untermieterin bei einem Vampir
bin Agent Bob und muss sie dringend auf die Tanzfläche in Sicherheit bringen, Madam. Meine sieben Spitzel haben mir verraten, dass eure werte Stiefmutter mit einer Sackladung giftiger Äpfel unterwegs ist, Schneewittchen.“
Ich grinste. „Mensch Bob, hast du deine Nase immer noch nicht repariert?“
Er lachte und griff nach meinen Händen. Er zog mich auf die Tanzfläche und ich sah flüchtig, wie Wolf uns missmutig beäugte. Himmel, ich war doch nur Schneewittchen. Warum waren sie nicht alle auf Marilyn und die Teufelin scharf? Aber Wolf war wirklich zu attraktiv, als dass ich mich über seine Aufmerksamkeit beschwert hätte.
„ Nein, ich schraube an Autos, nicht an Nasen“, gestand Pinocchio.
„ Ich habe davon gehört.“
Robert tanzte ziemlich gut, beinahe schwindelerregend. Mir war reichlich flau im Magen.
„Sei nicht sauer, wenn ich so drängle, aber ich hab nicht viel Zeit“, erklärte er.
„ Was meinst du?“ Ich verstand rein gar nichts.
„ Schau, ich habe meiner Schwester versprochen, dass ich ihr beim Umzug mit den schweren Schränken helfe. Sie hat heute Abend das Geschirr eingewickelt und alles soweit leer gemacht und ich schraube jetzt an den großen Möbeln herum, damit wir morgen alles abtransportieren können. Daher muss ich gleich los. Ich wollte vorher mit dir tanzen und dich fragen, ob du dich mit mir triffst.“
Er hatte Recht, das war wirklich schnell. Andererseits konnte ich über diese Eilattacke wohl hinwegsehen, denn er musste fort. Die essentielle Frage war also: Wollte ich ihn wiedersehen oder nicht? Meine Antwort fiel mir leicht und kam prompt.
„Ja.“
Ich hatte nicht vor, Robert einfach so abzuschreiben. Ich hatte ein wirklich nettes Speed-Date mit ihm gehabt. Vielleicht passten wir wunderbar zusammen. Vielleicht verlief sich das mit Colin und Wolf im Sande. Ich war zu wirr im Kopf, um jetzt klare Entscheidungen treffen zu können. Ich musste nur schnell zum Buffet und meinen Blutzucker aufpeppen.
Robert lächelte mich an. „Was hältst du von Freitagabend?“, fragte er mich.
„ Klingt gut, da hab ich Zeit.“
„ Wie wäre es, wenn wir uns halb acht vorm Carmike Cinema treffen?“, schlug er vor.
Ich überlegte kurz. „Das ist das Kino in der Stephenson , oder?“
„ Genau.“
Das versprach doch, nett und gemütlich zu werden: Kino, bequeme Sitze, leckeres Popcorn… Herrje, konnte ich nicht mal an Popcorn denken, ohne dass mir Tom einfiel? Oder der Umstand, dass ich besser etwas essen sollte?
„Okay. Dann also Freitag“, stimmte ich zu.
„ Hey toll, Lea. Dann verabschiede ich mich jetzt. Lass dich nicht von den Zwergen ärgern. Ich wünsche dir noch einen lustigen Abend. Bis Freitag.“
„ Bis dann.“
Er ließ meine Hände los und lächelte, bevor er verschwand.
Etwas benommen wollte ich mich endlich zu den gelobten Häppchen aufmachen, als Sarah sich mit Tom in mein Blickfeld tanzte und mir verschwörerisch zuzwinkerte. Ich wollte ihr signalisieren, dass ich schnell Nahrung in mich schaufeln mochte, als ich Miles bereits sagen hörte: „Liebe Gäste. Höchste Zeit, der Party neuen Schwung zu verleihen. Ich rufe hiermit Damenwahl aus. Und jeder der Männer ist verpflichtet, den Tanz anzunehmen. Auf geht’s!“
Dabei hielt er grinsend Cleopatra im Arm.
Sarah war direkt vor mir angekommen und ich atmete tief durch. Ich tippte Toms Schulter an und er sah sich überrascht zu mir um. Ich erkannte aus den Augenwinkeln, wie Teufelin und die Schneekönigin sich heranpirschen wollten und nun enttäuscht innehielten und sich nach Ersatz umsahen.
„ Hey Sarah, dürfte ich wohl übernehmen?“, fragte ich nervös lächelnd.
Sarah nickte zufrieden. „Klar Schatz“, meinte sie und trat mir Tom großzügig ab. Toms Augen wurden schmal. Er schien das abgekartete Spiel zu durchschauen, aber Miles hatte ihn der Möglichkeit beraubt, abzulehnen.
Es war merkwürdig. Plötzlich stand ich vor Tom und so reserviert sein Blick auch sein mochte, fügte er sich doch in sein auferlegtes Schicksal und nahm meine Hände zum Tanz. Seine eigenen waren warm und kräftig und mir war schwindlig. Aber das jetzt war wichtig. Ich musste mich bei ihm entschuldigen oder ihm vielmehr klarmachen, dass ich ihn eigentlich gar nicht beleidigt hatte.
„ Hey Tom“, meinte ich etwas betreten. Seit wann war ich schüchtern?
„ Hey Lea.“
Erst dachte ich, er würde mich fragen, ob ich mir für meine Damenwahl keinen anderen nehmen wollte, doch Tom schwieg. Er sah mich ohne
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