Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Unterlass an, mitten in meine Augen und ich war zu gebannt, um wegsehen zu können. Tom hatte wirklich schöne Augen. Er konnte mit ihnen mehr Freude und Heiterkeit ausstrahlen als manch anderer mit einem breiten Grinsen. Doch im Moment fehlte das Lächeln in seinem Blick. Ich wollte es wieder haben, wollte, dass die Welt zwischen uns in Ordnung kam. Kleine goldene Sprenkeln flammten um seine Pupillen. Unbemerkt rückte ich näher, um sie mir besser ansehen zu können. Tom zog mich fester in seine Arme und tanzte wunderbar schwerelos mit mir über das Parkett. Seine Hände fühlten sich unglaublich gut und sicher an und in meiner Nervosität verwob ich meine Finger mit seinen. Mir war warm und schwindlig. Jeder Zentimeter schien sich zu drehen. Ich hörte nur noch Musik, sah nur noch Gold getupfte braune Augen… wie warmer Mokka.
„Lea?“, fragte er mich.
Es klang merkwürdig entrückt. Ich taumelte gegen Tom, mein ganzer Körper strandete auf ihm und sein fester Bauch und die kräftige Brust fühlten sich herrlich Halt gebend an. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und spürte, wie sein Arm sich fest um meinen Rücken spannte und mich aufrecht hielt. Wie ein Blitz schoss die Erinnerung an unseren Kuss unter dem Türrahmen in mein Bewusstsein. Warme, weiche Lippen. Meine Wangen wurden rosig. Vielleicht sprach ich bisweilen mit Seidenzungen, doch Tom küsste mit Seidenzunge, schmeckte so gut, so…
„Lea“, meinte er eindringlicher.
„ Mir ist so schwindlig, Tom“, seufzte ich.
Er tanzte mit mir von der Tanzfläche, nahm mich mit nach draußen und setzte mich neben sich auf eine Bank. Sein Arm ruhte fest um meine Schultern und das Cape seines Kostüms hüllte uns beide ein. Er sah mich forschend an.
„Deine Pupillen sind okay“, stellte er fest. Was auch immer das hieß. Seine freie Hand strich über meine Wange. „Komm, iss deinen Apfel, Schneewittchen“, lockte er mich verführerisch, an meinem Schicksal zu kosten. Irgendwie kam ich mir abermals vor, als wäre ich im verdrehten Garten Eden. Das letzte Mal war es mir so gegangen, als ich das prachtvolle Haus seiner Eltern erspäht hatte.
Ich kicherte wie im Nebel. „Keine Chance. So dumm ist Schneewittchen nur einmal.“
„Lea, du musst etwas essen“, behauptete er. Mir war wunderbar kribblig.
„ Du willst mich ja nur retten und küssen“, durchschaute ich ihn benommen. Himmel, waren seine Augen braun!
Er drückte mir den Apfel fest in die Hand.
„Ich küss dich, wenn du ihn nicht isst“, versuchte er mir zu drohen.
Ein irrwitziges Prickeln tanzte durch meinen Körper wie verirrte, prasselnde Funken eines Lagerfeuers. Ich dachte an seine warmen, zarten Lippen und schaute seine braunen Augen herausfordernd an. Dann lächelte ich überlegen und warf den Apfel kurzerhand davon. Er schlug dumpf vor mir auf den Boden und kullerte ins Gras. Ich hätte kichern mögen. Die ganze Situation hatte ein urtümliches Eigenleben entwickelt. Ich zog ironisch meine Augenbrauen hinauf, hatte Tom zum Duell gefordert.
Einen Moment schaute er verblüfft, forschte in meinem Gesicht nach einer Antwort. Dann plötzlich zog er mich kurzerhand in seine Arme und begrub meinen Mund unter seinen Lippen. Er schmeckte süß und köstlich und ich ertrank eine kleine Weile in seinen Armen. Junge, konnte der küssen! Mir war so schwindlig und meine Welt stand Kopf. Das schien bei Tom Gewohnheit zu werden. Ich wollte nicht aufhören, aber benommen glitt ich aus seinem Kuss.
„ Alles dreht sich“, murmelte ich matt. Tom fluchte und drückte mich fest gegen die Lehne der Bank.
„ Bin gleich wieder da“, erklärte er. Dann verschwand er und ich legte erschöpft meinen Kopf in den Nacken und blickte hinauf in den Sternenhimmel. Lichterloh tanzten die Punkte der Sonnen und Galaxien wie Myriaden Glühwürmchen vor meinen Augen. Ich schloss die Lider und atmete tief durch. Die Luft war kühl und klar. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie frisch es geworden war und begann ein wenig zu frösteln. Eine kalte Brise rauschte in den Bäumen, als tausende Blätter dem Wind antworteten.
„ Hier“, hörte ich Tom sagen.
Ich blinzelte irritiert. Mir war, als wäre ich eingeschlafen und er würde mich wecken. Wieder kicherte ich. Tom hielt sich dicht an der Märchenvorlage; erst hatte er mich geküsst und nun rüttelte er mich wach. Und dann fiel mir wieder ein, was ich sagen wollte.
„Tom, es tut mir leid.“
Ich sah ihn nervös an. Er stand wie angewurzelt da. Dann setzte
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