Lea - Untermieterin bei einem Vampir
klar.
„ Ach genau. Mein Fehler. Und dann?“ Ich funkelte sie kurz an. „Komm, gib zu, dass es witzig ist, wenn ein Vampir gebissen wird. Vor allem, wo du immer so pingelig auf das Beißen reagierst“, meinte sie.
„ Ich reagiere nicht pingelig. Und auch nicht so sehr auf das Beißen, sondern mehr auf das Bluttrinken.“
„ Hm“, überlegte sie und blickte lächelnd an die Decke, als dächte sie über etwas nach. „Also dann wäre es okay, wenn Tom dir mit seinen Zähnen ganz sanft und zärtlich am Nacken entlang knabbern würde bis zu deinen süßen Öhrchen?“, fragte sie mich.
Bei der Vorstellung bekam ich eine Gänsehaut. Mir blieb fast das Herz stehen. War das für mich in Ordnung? Eigentlich schon, denn menschliche Männer hatten meinen Nacken auch schon angeknabbert.
„Du meinst als Liebkosung?“, wollte ich es näher wissen.
„ Genau. Nur flüchtig und liebevoll, während er dabei mit seinen zarten Lippen deinen Hals küsst und mit seiner Zunge eine warme Spur auf deiner Haut hinterlässt.“
Puh, definitiv Gänsehaut.
„Irgendwie ja“, gab ich zu.
„ Ich rede aber schon von Tom“, erinnerte sie mich.
Hm, stimmt. Seit wann stellte ich mir Tom vor, wie er mit seinen Lippen meinen Nacken liebkoste? Ungefähr seit er vorhin gesagt hatte, dass er mich beißen würde, wann immer ich ihn biss. Puh! Und seit wann stellte ich mir seine Lippen so verführerisch vor? Definitiv seit er seinen Samtmund auf meinem geparkt hatte. Schuld war doch nur der Mistelzweig! Vorher hätte ich ihn niemals geküsst. Nun gut, vielleicht war auch meine Raffgier Schuld, als er mir hundert Dollar für einen einzigen dahin gehauchten Kuss anbot. Aber seit ich so überraschend festgestellt hatte, dass seine Lippen sich gut anfühlten, mich sogar seine Zähne vergessen ließen und ein Kuss mit einem Vampir so völlig anders und atemberaubender war als ich dachte, hatte ich Tom nicht mehr aus meinem Kopf bekommen.
Dabei war er doch nur mein Vermieter! Vor allen Dingen – und das war doch das Wesentliche – war er weiterhin ein Vampir, der Blut liebte. Also wieso ekelte es mich nicht mehr, dass er mir mit demselben Mund nahekam, der gelegentlich Blut kostete? Ich versuchte mir vorzustellen, wie Blutspritzer an seinen Lippen klebten, aber das Bild wollte sich nicht einstellen. Ich sah stattdessen nur sein Gesicht vor meinen Augen, so wie er vorhin auf mir gelegen hatte, so nah und warm und schwer atmend mit diesem mokkagoldenen Blick voller Verlangen und Sehnsucht kurz bevor es passierte. Und dann doch nicht geschah, weil ich ein Feigling war.
„Oh Mann!“, jammerte ich. „Doch ich glaube, irgendwie wäre das auch bei Tom okay.“
Sarah quiekte freudig.
„Aber das ist doch nur, weil er so gut küssen kann“, wehrte ich mich gegen ihre Schicksalstheorie.
„ Wenn du das meinst. Wie ging es also weiter? Du zwickst ihn spielerisch in seine Schulter, und dann?“
„ Dann flüstert er, dass er mich auch beißt, wenn ich ihn beiße.“
„ Fair ist fair“, sagte sie vergnüglich. „Wie hast du dich dabei gefühlt, Leaschatz?“
„ Wirr“, gab ich zu.
„ Na ja, immerhin hast du nicht vor Angst schreiend gekreischt. Ist doch ein Fortschritt. Was dann?“
„ Gott, wir hätten uns schon wieder fast geküsst“, meinte ich halb verzweifelt und wusste nicht, was mich mehr störte: dass es nicht passiert war, oder es beinahe unvermeidlich gewesen wäre.
„ Wieso denn nur fast?“, fragte sie enttäuscht.
„ Weil ich feige war und weil Tom ein Gentleman ist.“
„ Hm.“ Irgendwie schien sie damit gar nicht zufrieden zu sein. „Schade, er hätte sich ran schmeißen sollen“, überlegte sie laut.
„ Hey!“, protestierte ich.
„ Fast das dritte Mal in vier Tagen?“, fragte Sarah nach und schmunzelte mich vielsagend an.
„ Ja und?“, erwiderte ich.
„ Mensch, erst ist nie etwas und nun so dicht nacheinander. Ich meine, wenn man die letzten Tage so betrachtet, dann knutscht ihr morgen, statistisch gesehen, schon wieder miteinander.“ Sarah zwinkerte mich an und grinste herausfordernd. „Sei mal hundertprozentig ehrlich, Lea. Hättest du es schlimm gefunden, wenn er dich wirklich geküsst hätte? Einfach so. Wie er da so auf dir lag, Körper an Körper mit seinen weichen Lippen auf deinem Mund.“
Ich seufzte. „Gott, das ist doch keine Lösung!“
„Haha, und das ist keine Antwort! Also, hättest du es scheußlich gefunden? Ja oder nein? Ganz ehrlich, Lea!“, verlangte sie zu
Weitere Kostenlose Bücher