Lea - Untermieterin bei einem Vampir
verursachte.
Himmel, er ist ein Vampir! Vampir! Vampir! Vampir! Ein zahndeformierter... Küssgott. Verdammt! Er konnte so wahnsinnig gut küssen, dass ich das Telefon an meine Brust presste, meine Augen schloss, während ich ausgestreckt auf dem Bett lag, als wäre es der Boden unter Toms Türrahmen, und mir ausmalte, wie dieser neuerliche Kuss geworden wäre. Sarah hatte Recht. Tom mochte meine Küsse offensichtlich auch, war bereit gewesen, es zu wiederholen. Ich stellte mir seine köstlich weichen Lippen auf meinem Mund vor und knurrte frustriert auf.
Was war meine Welt nur aus den Fugen geraten, dass ich jetzt schon von Tom fantasierte! Wann war er mehr als nur ein langzahniger Vermieter geworden? Resigniert fand mein Daumen die Wahlwiederholung und das Telefon tutete die Tastenkombination, die mich direkt mit Sarah verbinden würde. Wenige Sekunden später hatte ich ihre Stimme an meinem Ohr.
„ Lea?“, war ihre Begrüßung.
Ich hätte auch jemand anders sein können, doch Sarah schien meinem Rückruf begierig entgegen gefiebert zu haben.
„Ja.“
„ Was ist los?“, fragte sie fordernd.
„ Komm her“, bat ich sie kläglich.
„ So schlimm?“, hakte sie nach.
„ Ich bin so konfus. Und müde und all das. Und überhaupt“, seufzte ich.
„ Müde und konfus, hm?“, erkundigte sie sich.
„ Ja. Bring deinen Pyjama mit und komm her.“
„ Den hätte ich sowieso eingepackt. Schließlich übernachte ich bei dir“, meinte sie irritiert.
„ Für jetzt“, erklärte ich.
„ Du willst jetzt wieder schlafen?“
„ Ich will im Bett liegen und gehalten werden und über alles reden“, meinte ich.
„ Wieso legst du dich nicht mit Tom ins Bett und lässt dich von ihm halten?“, hörte ich ihren fröhlichen Vorschlag. Du Natter im Paradies!
„ Säusele mir doch so was nicht ins Ohr“, bat ich sie.
„ Hey“, fand sie überrascht. „Das klingt nach deutlich weniger Gegenwehr als neulich beim Kostümverleih. Kann es sein, dass ein gewisser Vampir in deinem Kopf herumspukt?“
„ Also kommst du jetzt, oder muss ich mich unter meinem Kopfkissen verkriechen?“
„ Juhu!“, jauchzte sie. „Ich bin schon unterwegs und dann erzählst du mir alles !“
Sarah war mit einer großen Tasche für heute Abend und einer Thermoskanne voll köstlich warmem Kakao aufgetaucht. Sie hatte jeden Geschwindigkeitsrekord gebrochen, um zu mir zu gelangen und hatte mich heiter, heiterer, am heitersten und noch eins mehr an der Tür begrüßt. Als Tom zum Hallo sagen im Flur auftauchte und ihr seine Hand anbot, hatte sie ihn mit einem freudigen Küsschen links und Küsschen rechts begrüßt, als wäre er ihr lang verschollener, endlich heimgekehrter Schwager.
Tom räusperte sich etwas verlegen und lächelte schüchtern. Dabei wanderten seine mokkabraunen Verführeraugen zu mir und blieben sanft auf mir liegen. Wieder verfingen sich unsere Blicke und mir wurde schwindlig und aufgeregt zumute. Sprachlos starrten wir uns an. Doch es hatte nicht die negative Energie wie auf dem Kostümball, kam mir aber ähnlich intensiv vor. Meine Lippen prickelten und schrien: Egal, dass er ein Vampir ist. Du sollst ihn ja nicht heiraten. Er soll uns nur küssen! Wir können gar nicht genug von seinem sinnlichen Mund bekommen, von seiner zarten, suchenden Zunge, seinen vorsichtig und sehnsuchtsvoll tastenden Berührungen, seinem Geschmack und oh Gott... seinem süßen Stöhnen, wenn seine Lippen über uns reiben, so weich und doch fest, neugierig, schüchtern, atemlos, hungrig, köstlich, samtig, drängend, rücksichtsvoll, geschmeidig, prickelnd, lodernd, himmlisch...
Meine Lippen standen unter Feuer, brannten, flammten und prickelten vor sich hin, während ich versuchte, Tom so unbefangen wie möglich anzublicken. Ich hatte Angst, mein Mund könnte vor Verlangen verräterisch rot leuchten. Meine Lippen fühlten sich so geschwollen an, als hätte Tom mich seit unserem Rangeln unter dem Türrahmen in einem fort geküsst. Zumindest in meinem Kopf war genau das passiert. Ich hatte mich zwischenzeitlich zwar im Bad frisch gemacht und angezogen. Aber meine Kleiderwahl war auf das rote Strandkleid von gestern gefallen. Noch immer waren meine Beine nackt. Selbst das weite Shirt hatte mehr verhüllt, denn nun lagen mein oberer Rücken und meine Schultern frei.
Wieso wollte ich auf einmal verführerisch aussehen? Gott, es waren doch nur Tom und meine beste Freundin hier. Aber ich hatte sogar meinen Himbeerglosse aufgetragen, den Tom
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