Lea - Untermieterin bei einem Vampir
liebenswert.
„Na dann“, sagte er und hielt mir die Schüssel hin. „Mehr?“, fragte er mich.
Ich rollte die Augen und griff hinein. Süßigkeiten waren in diesem Haushalt doch offensichtlich der einzige Trost, denn ich war in einem Raum mit meinem heutigen Fast-Beinahe-Kuss Tom und meiner mich auf die Folter spannenden Freundin Sarah. Wenn man es genau nahm, waren beide doch recht gut darin mich leiden zu lassen, nur auf unterschiedliche Arten. Seufzend ließ ich mich zurück auf mein Kopfkissen fallen. Sarah schlug mit der Hand über mich hinüber auf die andere Bettseite und klopfte einladend.
„ Komm zu uns, Tom. Wir beißen auch nicht“, kicherte sie.
Unerhörtes Weib!
Tom sah mich zweifelnd an. Als ich jedoch nichts sagte, setzte er sich neben mich. Sarah kuschelte sich von der anderen Seite an mich.
„Ach Tom, mach es dir doch etwas bequemer. Wir sitzen hier alle am Kopfteil.“
Tom schluckte und streckte sich neben mich, sein aufgerichteter Oberkörper berührte beinahe meine Schulter. Ich wusste nicht, was mich so irre machte; Dass er zu nahe war oder nicht nahe genug. Oder überhaupt, dass ich Tom in meinem Bett hatte. Alles war verkehrt.
„Ich hole schnell das Telefon“, erklärte Sarah und sprang wieder auf.
Sie lief aus dem Zimmer, war aber seltsamerweise nur so lange schnell, wie sie brauchte, um hinauszugelangen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie zurückkam.
„Soll ich gehen?“, fragte mich Tom leise.
Ich schluckte. „Nein.“
Ich hörte ihn tief einatmen.
„ Es ist... sehr bequem“, sagte er schließlich.
Ich konnte nicht anders und sah ihn an. Meine Augen fanden direkt seine. Obwohl ich das Flackern in seinem Blick bemerkte und wusste, dass er in meinem dasselbe fand, sah doch keiner von uns fort.
Gott, ich hatte Tom in meinem Bett! Sarah hatte es eingefädelt. Ich würde sicher schlaflos wach darin liegen, wenn ich versuchte einzuschlafen und an Tom denken, wie er hier neben mir lag. Obwohl wir ans Kopfteil gelehnt halb aufrecht auf meinen Kissen saßen und stocksteif waren, uns mit keiner Körperzelle berührten und vollkommen bekleidet waren, würde ich atemlose Erinnerungen hieran haben.
„ Das Popcorn ist toll“, meinte ich, um irgendetwas zu sagen. Toll , dachte ich, quatsch doch gleich übers Wetter.
Tom nickte nur. Die Stille zwischen uns war unerträglich. Das einzige, was unseren Blick zerriss war ein gelegentliches Blinzeln. Ansonsten konnte ich nicht anders, als seine mokkabraunen Seelenfenster zu betrachten. Seine Hand war nicht weit weg von meiner. Nur ein paar Zentimeter. Es war, als gäbe es eine magnetische Anziehung und ich musste mich beherrschen, meine Fingerkuppen nicht zu seiner Hand wandern zu lassen, um ihn zu berühren. Ich wollte seinen Handrücken streicheln und meine Finger – wie so oft in letzter Zeit – mit seinen verflechten. Ich wusste, sie waren warm und kräftig. All das wollte ich, als ich ihn ansah. Und gleichzeitig wusste ich, dass ich das mit dem Bluttrinken nicht wollte.
Tom streckte seine Hand nach meinem Gesicht aus und ich zuckte davon und rückte von ihm ab. Sein sanfter Gesichtsausdruck verschloss sich.
„ Ich wollte dir nur das Popcorn aus deinem Haar streichen“, erklärte er angespannt.
Ich gratulierte mir selbst dazu, ihn schon wieder vor den Kopf gestoßen zu haben. Aber andererseits, wäre seine Hand, so nah an meinem Gesicht, vielleicht nicht nur bei dem Popcorn geblieben. Es hätte doch sein können, dass er meine Wange streicheln wollte, um mich zu einem Kuss zu sich auf seine Lippen zu ziehen. Es ging nicht, dass wir uns schon wieder küssten. Auch wenn ich ihn gerade unnötig vergrault hatte und er möglicherweise keine Absichten hegte, wie ich sie befürchtete, so wusste er doch nun zumindest, dass es zwischen uns nichts gab.
Ich suchte das Popcorn aus meinem Haar und betrachtete es. Ich wusste nicht, ob ich es essen oder fortwerfen sollte. Irgendwie war mir gerade sogar der Appetit auf Süßes vergangen.
„Ich geh mir mal die Hände waschen“, sagte ich, stand auf und lief zum Bad. Unterwegs kam mir Sarah mit einem fragenden Blick entgegen, doch ich machte die Badezimmertür zu und ließ kaltes Wasser über meine Unterarme laufen. Ich betrachtete mich erschöpft im Spiegel, sah das hübsche rote Kleid, in dem ich steckte, sah mein weiches blondes Haar offen auf meine Schultern fallen, sah den Himbeerglosse auf meinem Mund.
Verflucht! Ich ertrug es nicht mehr. Ich trocknete mich mit einem
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