Lea - Untermieterin bei einem Vampir
gewesen.
„Ich dachte, du warst Schneewittchen“, merkte Tom mit merkwürdigem Ausdruck an.
„ Und?“
Sarah grinste. „Genau. Nicht die Prinzessin vom Froschkönig.“
Tja, schade, es hatte sich keiner in einen Prinzen verwandelt. Aber na ja, Dracula war ja schließlich schon einer. Das hatte Tom mir bereits erklärt. Wenn ich recht darüber nachdachte, war auch nirgendwo ein Frosch herumgelaufen.
„ Wollen wir dann die Telefonaktion machen?“, fragte sie nun.
„ Ich hab irgendwie keine Lust“, gestand ich. „Es war eine blöde Behauptung von mir, dass es mit dem Telefon genauso gut ginge. Vergessen wir es doch einfach.“
„ Was ist denn mit dir los, Maus?“, fragte sie überrascht. Gute Frage. Wieso war ich schon wieder schlecht gelaunt? „Komm, ich hab dich doch nur aufgezogen mit dem Froschkönig“, versuchte sie mich aufzumuntern.
Stimmt, das war es. Irgendwie hatte mich der Kommentar ziemlich bekümmert.
„Weißt du,… ich meine, eigentlich solltest du es wissen. Ich hätte gerne einen festen Freund. Ich will mir doch auch gar nicht einreden, jemanden bei einer Singleparty kennen zu lernen. Ich hatte nur gehofft, dass…“
Ich brach ab. Da saß immer noch Tom auf meinem Bett. Er sollte da verschwinden!
„Ach Spatz“, sagte sie und streckte ihre Hand nach mir aus. Doch ich schlüpfte vom Bett.
„ Ist nicht so wichtig“, fand ich und ging aus dem Zimmer.
Ich lief in die Küche, weil ich noch mehr Süßigkeiten wollte und spürte auf einmal eine Hand auf meiner Schulter, als ich mich über den Schrank beugte. Als ich mich umdrehte, stand Tom vor mir. Ich hatte seine Schritte nicht gehört, aber das war nichts Neues.
„Wieso hast du Wolf geküsst, nachdem du gerade erst mich geküsst hattest?“, wollte er nun wissen. Wahrscheinlich war es sinnvoll, das zu klären.
„ Du hast mich da draußen im Garten ziemlich verletzt, Tom. Ich hatte mich gefühlt wie ein schäbiger Mensch, an dem es nichts zum lieb haben gab. Du bist einfach so zurück gelaufen und hast mich sitzen lassen. Ich war ohnehin so verwirrt vom Alkohol und auch von unserem Kuss. Im einen Moment sind deine Lippen noch zärtlich auf mir und dann packst du die Wortpeitsche aus. Ich wollte einfach nur festgehalten werden. Deshalb bin ich zu Wolf.“
„ Du läufst also von einem zum anderen“, bemerkte er. Doch es war nicht ganz so viel Vorwurf in seiner Stimme wie zuvor. „Wieso hast du ihn geküsst?“
„ Mann Tom, verdammt! Ich war durcheinander. Ich wollte außerdem gern einen Freund und ich hatte gehofft, Wolf könnte es werden.“
„ Aber?“
„ Es…“ prickelt nicht wie mit dir. Das würde ich ihm unmöglich sagen. Keine falschen Signale mehr. „Es hat nicht gepasst“, sagte ich stattdessen.
„ Das hast du bei einem Kuss herausgefunden?“, fragte er.
Ich antwortete nicht.
„Lea…“, flüsterte er. „Was…“ Er atmete tief durch und schluckte. „Was hast du bei unserem Kuss herausgefunden?“
Ich sah ihn nicht an. „Wir passen auch nicht zusammen. Tom, ich spiele deine Freundin nur, ich bin es nicht. Wenn ich es wäre, würdest du mich nicht dafür bezahlen.“
Er sah mich mit weiten Augen an. Er wirkte wie ein geschlagenes Tier und ließ meine Schulter los, als hätte er sich verbrannt.
„ Also doch kein Prickeln, hm?“, meinte er finster.
Verdammt. Ich hatte ihm heute Morgen gesagt, dass seine Küsse prickelnd wären. Ich schüttelte den Kopf.
„Tom, ich will gern netter zu dir sein, dich nicht mehr damit aufziehen, dass du ein Vampir bist. Das war nicht in Ordnung von mir und das tut mir leid. Ich hoffe, dass wir uns künftig besser verstehen. Aber mehr ist da nicht.“
Seine Kiefermuskeln spannten sich an und seine Nasenflügel blähten sich unter seiner harten Miene gequält auf.
„Gut“, sagte er nur. „Dann ist an unseren Mietverhältnissen ja alles klar.“ Er nickte knapp. „Ich lerne jetzt mal doch besser. Ich denke, ich hatte heute genug Spaß.“
Er ging und ließ mich stehen. Einmal mehr fühlte ich mich wie ein Stück Abfall. Also schnappte ich mir mein Nutellaglas und einen Löffel und begann, mich darüber herzumachen. Nachdenklich bummelte ich in mein Zimmer zurück. Irgendwie haperte es noch ein wenig an der guten Umsetzung meines im Badezimmer gefassten Entschlusses. Denn Tom war leider wenig freundlich gestimmt. Gleichzeitig dachte ich daran, dass ich Sarah schon wieder etwas zu erzählen hätte. Aber andererseits konnte ich es genauso gut für mich
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