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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Handtuch ab und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Dann wischte ich mit einem Papier meinen Mund sauber und trug einen unauffälligen Kokosbalsam auf. Meine Lippen leuchteten nicht mehr so einladend rot und würden nicht mehr nach Toms erstem Kuss schmecken. War ich eigentlich bescheuert? Ich nahm den Himbeerglosse und warf ihn fort in den Müll. Dann rieb ich mit einem Erfrischungstuch über die Hautstellen, die ich mit Parfum eingeduftet hatte und cremte mich mit einer Lotion ein, um mich aller Erinnerungen zu entledigen. Schließlich zog ich mir noch mein Kleid aus und schlüpfte in Khakishorts und ein blaues Tanktop, die auf der Wäscheleine getrocknet waren.
    Ich würde ab sofort konsequent bleiben. Da ich beschlossen hatte, nichts mit Tom anzufangen, wäre es völlig verkehrt, anderslautende Signale zu senden. Das würde ihn nur verwirren, was ungefähr mit meinem vorherigen Gemütszustand vergleichbar war. Aber damit war es vorbei. Als ich hier im Bad stand und mich selbst im Spiegel betrachtete, sah ich meine Welt völlig klar vor mir.
    Ich wusste, dass ich mit Colin ausgehen und mich in ihn verlieben wollte und nicht mehr diese destruktive Unklarheit zwischen mir und Tom betreiben konnte. Ich hatte es begriffen, bevor alles aus dem Ruder gelaufen war. Ich durfte mich nicht von Sarah einlullen lassen. Trotzdem würde ich höflicher zu Tom sein. Ich würde ihm nicht mehr vorhalten, ein Vampir zu sein. Zum Nettsein gehörte aber auch, dass ich klare Grenzen zog, damit Tom es einfacher hätte, mich einzuschätzen. Das konnte unmöglich leicht für ihn gewesen sein, nachdem ich selbst so durcheinander war.
    Wie sollten andere wissen, was man wollte, wenn man es selbst nicht wusste? Nun, jetzt einmal abgesehen von Sarah, die offensichtlich immer zu wissen glaubte, was ich brauchte. Interessantes Selbstbewusstsein. Ich musste darüber schmunzeln. Sarah war eine so verrückte Nudel. Sie war schonungslos offen, heiter und manchmal unerwartet tiefsinnig. Ich war gespannt, zu erfahren, wer sich ihr Herz – oder wie sie es ja definiert hatte ihr Gehirn – gestohlen hatte. Dein Herz sitzt in dem einzigen Organ, das man nicht transplantieren kann. Himmel! Wo hatte sie nur immer so wunderliche Anekdoten her?
    Nachdem ich ungefähr zehn Minuten im Bad vertrödelt hatte, ging ich zurück. Ich befand, dass es gut investierte zehn Minuten waren, denn ich war verschreckt fortgelaufen und kehrte aufgeräumt und innerlich gefestigt zurück, kehrte irgendwie zu mir selbst zurück. Das tat unheimlich gut. Ich war wieder in meiner eigenen Welt angekommen, ich hatte ein Ziel vor Augen und Regeln definiert, an die ich mich halten musste, damit nicht alles im Chaos endete.
    Sarah konnte behaupten, was sie wollte, aber ich war eben ein Kopfmensch. Ich wollte lieber Schokolade als Schmetterlinge in meinem Bauch, denn Gefühle waren so verwirrend, weil sie so unkontrollierbar waren. Ich blieb aber gern mit mir im Reinen. Dabei half es, mich zu kennen und meine Wünsche benennen zu können. Es konnte mich nicht glücklich machen, wenn ich etwas wollte, was ich eigentlich nicht wollte.
    Damit ich am Ende also nicht noch taumeliger von Toms welterschütternden Küssen wurde, musste ich mich einfach nur von seinen Lippen fernhalten. Es hatte einmal geholfen, mir seine langen Zähne bewusst zu machen. Da ich aber ein entspanntes Verhältnis zwischen uns wollte, dass freundschaftlich und vorurteilsfrei funktionierte, musste ich mir wohl eine andere Ablenkung suchen. Denn Tom sah natürlich wahnsinnig gut aus. Aber das hatte auf Wolf auch zugetroffen und Wolf war genauso der Falsche. Allerdings nur, weil es nicht geprickelt hatte. Das tat es mit Tom zwar, aber der war wiederum aus speisetechnischen Gründen nicht akzeptabel. Damit hatte ich zwei klare Ausschlüsse.
    Vergiss also Tom wie du Wolf vergessen hast , sagte ich mir, und konzentriere dich auf den lieben Colin.
    Erneut wunderte ich mich über Sarah. Denn bei Colin dachte ich natürlich an Ronny. Wen verdammt wollte sie haben, wenn es nicht Ronny war? Da sie mit Tom plaudernd in meinem Zimmer saß, konnte ich sie schlecht fragen. Aber ich würde es nachher aus ihr heraus pressen, als wäre sie eine Orange und ich die Hauptaktionärin von Valensina.
    Tom und Sarah blickten auf, als ich zurückkam und verstummten. Sie hatten leise geredet und ich hatte nichts davon verstanden. Aber es ging mich wohl nichts an.
    „ Du hast dich ja umgezogen“, meinte Sarah erstaunt.
    „ Ist so

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