Lea - Untermieterin bei einem Vampir
allen Hindernissen frei“ – Karte .
Tom packte mich an der Schulter und sah mich eindringlich an.
„Verkuppeln ist nichts Lustiges, Lea.“
Seine Stimme war dunkel und eigentümlich bedrückt. Für einen Moment war ich sprachlos, aber dann dachte ich daran, wie seine Eltern ihn immer mit Schreckschrauben verkuppeln wollten. Also legte ich ihm nun meinerseits – vollkommen freundschaftlich – die Hand auf seinen Arm.
„Tom, ich habe ein bisschen mehr Einfühlung als deine Eltern. Ich glaube, Sarah und Kyle passen toll zusammen. Du wirst es sehen, wenn du die beiden miteinander erlebst. Du kennst Kyle noch nicht, sondern nur Sarah. Aber ich bin etwas geschickter in der Auswahl. Nur weil deine Eltern dir furchtbare Frauen andrehen wollten, heißt das doch nicht, dass ich genauso danebenliege.“
Er atmete tief durch, als hätte ich ihn damit auf einen unbemerkten Gedanken gebracht. Schließlich nickte er lahm. „Ja, du hast Recht. Das war meine Befürchtung. Meine Eltern haben mich eben etwas geprägt.“
Ich strahlte ihn an. „Komm Tom, lass uns beide Liebesfee spielen. Du magst Sarah doch auch, oder?“
„ Ja, sie ist sehr nett“, gab er zu.
„ Und sie sieht toll aus und ist schlau. Kein Vergleich zu den Frauen, die deine Eltern für dich wollten, oder?“
„ Nein“, räumte er ein.
„ Dann ist Sarah also durchaus eine Frau, die für Männer interessant sein kann, nicht wahr?“
„ Ja.“ Er lächelte.
„ Siehst du. Dann ist Kyle doch nicht schlecht mit ihr bedient. Und von Sarah weiß ich, dass sie auf ihn steht. Kochen wir also etwas mehr?“
„ Wir?“, fragte er grinsend.
„ Ich helfe dir auch. Versprochen.“
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Also gut. Aber ich habe etwas gut bei dir dafür, das Dinner für die beiden zu zaubern.“
„Natürlich. Das wird langsam zur Gewohnheit, dass du Dinge bei mir gut hast“, sagte ich kleinlaut.
„ Schon okay. Steig ein.“ Er hielt mir die Wagentür auf wie der Gentleman, der er war und ich nahm gemütlich Platz. Wir fuhren fröhlich plaudernd zum nächsten Supermarkt und sprachen uns ab, wer was aus den Regalen zusammentrug. Im Laden war es angenehm ruhig. Tom schob mit allergrößter Selbstverständlichkeit den Wagen Richtung Pastaregal.
„ Besorgst du mir Tomaten?“, fragte er.
Ich nickte und machte mich auf den Weg. Ich schnupperte an jeder einzelnen und prüfte mit einem leichten Druck, ob sie auch noch nicht matschig waren. Bewaffnet mit einem Dutzend rot leuchtender, wohl duftender Rispentomaten schlenderte ich fröhlich zur Nudelabteilung zurück.
Dann hörte ich Tom sprechen. Er musste offensichtlich jemanden getroffen haben. Bevor ich ihn um die Ecke des Regals herum sah, vernahm ich seine Worte.
„ Hallo Gabriella. Dustin.“
Seine Stimme klang etwas blechern. Ich spähte geräuschlos in den Gang. Seine Körperhaltung war steif und in seinen Augen sah ich den alten Schmerz aus Verlust und Verrat. Mein Gott, liebte er sie etwa immer noch? Sie war eine kleine, farblose Blondine; etwas kürzer geraten als ich. Ihr Gesicht war nicht besonders aufregend; sie machte weniger her als ich, wie ich fand. Doch sie sah ihn an mit einer Überheblichkeit, als genösse sie es noch immer, Tom von sich bezaubern und ihn sprachlos machen zu können. Miststück!
Ich stopfte die Tomaten ins Kuchenregal neben mir und schnappte mir ein paar Süßigkeiten. In Windeseile war ich zurück und bog dann hüftschwingend in ihren Gang.
„ Hey Tomschatz“, zwitscherte ich möglichst verführerisch und sah zufrieden, wie sich die Blicke der drei auf mich hefteten.
Mit katzenhafter Eleganz ging ich auf ihn zu und wippte dabei kokett mit dem Becken. Meine Augen zogen Tom förmlich aus. Ich ignorierte die anderen völlig, so als seien Tom und ich in unserer eigenen zweisamen Welt verhaftet. Ich ließ mit knapper Geste die drei Kleinigkeiten in meinen Händen wackeln, bevor ich sie in den Wagen legte.
Dann glitt ich an seine Seite und schlang meine Arme um ihn. Tom sah mich die ganze Zeit atemlos an. Er schien angenehm überrascht, auch wenn ihm wohl noch nicht ganz klar war, was ich genau tat. Ich glaube, es war mir selbst kaum klar. Ich half einfach einem unglaublich lieben Kerl mit seiner biestigen Vergangenheit. Ohne sie zu kennen, verachtete ich seine grausame Exfreundin und den Waschlappen von ehemaligem Freund daneben bis aufs Mark.
„ Ich habe Honig, Sahne und belgische Pralinen besorgt“, raunte ich ihm wie pure Sinnlichkeit zu.
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