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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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sah sehr konzentriert wieder auf sein Buch. Ich dachte schon, er würde nichts mehr sagen, doch er meinte nur: „Verstehe, ich werde euch nicht stören.“
    Ich schluckte. Irgendwie musste ich daran denken, dass Toms Ex ihm übel mitgespielt hatte, dass Tom immerzu nur lernte und sich in Büchern vergrub, dass er immer nett zu mir war, dass ich mietfrei bei ihm wohnte und nun auch noch im Begriff war, ihn aus seiner Wohnung zu verdrängen, da er sich offensichtlich als Störfaktor empfand. Außerdem dachte ich natürlich daran, wie kläglich mein gestriger Versuch gescheitert war, eine klare Linie zwischen uns hineinzubringen.
    Es war ein neuer Tag. Sarah war nach dem Frühstück gegangen und ich hatte Zeit gehabt, mir alles auszudenken. Ich würde heute Kyle mit Sarah verkuppeln und ich würde verdammt noch mal dafür sorgen, dass Tom und ich uns besser verstanden als je zuvor – und zwar rein freundschaftlich.
    Daher sagte ich nun: „Ach, du störst nicht, Tom. Kyle und ich sind nicht äh... zusammen.“
    Kyle hatte Recht. Die Idee war absurd. Ich musste fast kichern, als ich daran dachte, dass ich ihn ernsthaft als meinen festen Freund ausgeben wollte. Aber das hatte ich gar nicht nötig. Denn es gab keine Tricks mehr; zwischen Tom und mir herrschten klare Verhältnisse. Allerdings sah er mich nicht an, sondern studierte weiter intensiv sein Fachbuch. Wie spannend konnten Keime im Mund schon sein?
    Ich rollte mit den Augen.
    „ Himmel Tom, Kyle ist mein Bruder.“
    Das würde er sowieso merken, wenn Kyle erst hier wäre, zumal Sarah dabei sein würde, die das ganz selbstverständlich wusste. Da ich Tom nicht mehr mit Kyle in seine Vermieter-und-nichts-weiter-Schranken verweisen wollte und ohnehin beabsichtigte, Kyle vor Toms Augen mit Sarah zu verkuppeln, konnte ich das deutlich sagen. Außerdem wollte ich nicht, dass Tom dachte, ich würde ein neues Date haben und obendrein meine Kerle in seine Wohnung schleppen. Ja, ich war seine Mieterin und ich durfte andere hierher bringen. Aber irgendwie würde ich das erst mit meinem festen Freund machen. Ich wollte gar nicht irgendwelche Verabredungen hier haben. Ich wollte Fremde nicht mein Zimmer sehen lassen oder Leute, von denen ich nicht wusste, wie ich zu ihnen stand, in mein Innerstes – meine Privatsphäre – eindringen lassen.
    Tom sah wieder zu mir auf.
    „Brauchst du Geld für den Einkauf?“
    Himmel, konnte ich mich eigentlich noch parasitärer fühlen? Bitte tragt mich gleich in der Liste von Keimen in diesen medizinischen Tabellen aus Toms Buch ein. Ich schüttelte strikt den Kopf.
    „Nein Tom. Ich besorge einfach ein paar Kleinigkeiten und dann können wir nachher alle zusammen fernsehen“, schlug ich vor.
    Er schaute mich irritiert an und seine Augenbrauen gesellten sich dabei dichter zueinander. Tom hatte ein sehr spannendes Gesicht. Es passierte immer etwas darin. Natürlich hatte ich selber Mimik. Ich meine, ich benutzte schließlich kein Botox. Aber Toms Gesicht war richtiggehend lebendig. Da war so viel Mimik und Ausdruck darin, dass es meist keiner Worte mehr bedurfte. Was insofern nicht schlecht war, da er heute Morgen ausgesprochen wortkarg war.
    „Falls du willst“, schob ich daher nach.
    Ich war wirklich nicht gerade feinfühlig gewesen, als ich ihm das gestern mit der Bezahlung auf die Nase band. Ich war schließlich nicht nur wegen Geld nett zu ihm. Wenn ich es genau betrachtete, war ich sogar kein Stück netter gewesen, seit er mich bezahlt hatte. Vielleicht war es diese verrückte Chemie zwischen uns, von der Sarah behauptete, dass wir sie hatten. Ich glaubte vielmehr, dass so gut sie auch beim Küssen funktionierte, sie gleichsam versagte, wenn es um unsere Worte ging. Wenn Tom und ich uns berührten, war das etwas ausgesprochen Nettes. Doch wenn wir den Mund für etwas anderes als Küssen aufmachten, kamen irgendwie nur Konflikte dabei heraus.
    Dabei war Tom so ein allseits beliebter Kerl, dass ich mich ernsthaft fragte, wie wir so regelmäßig aneinander geraten konnten. Erst war es gewesen, weil ich ihn aufgrund seiner vampirischen Art hochgenommen hatte. Ich gebe zu, ich war weniger neckend als ausfallend gewesen. Das tat mir auch leid. Aber dazu würde es nun nicht mehr kommen. Dann war uns das Küssen dazwischen geraten. Dazu würde es ebenfalls nicht mehr kommen. Wenn ich all diese Störfaktoren eliminierte, musste sogar ich mich blendend mit Tom verstehen können. Ich meine, wenn alle anderen es konnten, dann sollte mir das

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