Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Dann hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Dabei musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, aber sollte Dustin doch ruhig sehen, wie viel länger meine Beine in den knappen Hotpants wirkten, wenn ich meinen Körper durchstreckte. Sollte Gabriella doch ruhig , wie herrlich groß gewachsen Tom im Vergleich zu ihrem neuen abgebrochenen Zwerg war. Sollten ruhig beide merken, dass Tom und ich das tollere Paar waren und vor allen Dingen, dass Tom über sie mühelos hinweg gekommen war.
Dann lächelte ich und strich mit der Hand über seinen Nacken. Meine Fingerkuppen formten Kreise an seinem weichen Haaransatz. Mein Blick wanderte hinüber zu Dustin. Gabriella ignorierte ich weiterhin. Ich war schließlich die Männer verschlingende Femme fatale.
„Hey“, ich machte eine kurze Pause, ehe ich anfügte: „Ich bin Lea.“ Dabei sah ich Dustin ganz geschmeidig an. Die beiden standen da, wie die Ölgötzen. Ich hätte sie am liebsten ausgelacht. Ich wandte mich zu Tom und fragte gelangweilt: „Wer ist das?“ Dabei zeigte ich mit meinem Daumen in ihre Richtung. Es gab viele Menschen, die es nicht mochten, wenn man mit dem Finger auf sie zeigte. Auf die Chance hin, dass die beiden Idioten dazu gehörten, probierte ich es also mal.
Tom räusperte sich.
„Das sind Gabriella und Dustin.“
Er schien sich zu fangen und legte mir seine Hand in einer vertraut intimen Geste um die Hüfte. Ich drückte mich noch etwas mehr an ihn heran, damit er sah, dass es okay war, und damit Gabriella sich nicht mehr für die Märchenprinzessin hielt, sondern für den rußigen Kamin. Nicht jede, die wie Aschenputtel den Schornstein ausfegte, war deshalb auch automatisch eine traumhafte Prinzessin.
Ich küsste Tom am Hals, knabberte dem Schwung seines Nackens folgend an ihm entlang, leckte über die Wölbung seiner Muskel und Wirbel. Ich spürte seine Gänsehaut unter meiner Zunge. Die aufgerichteten Nackenhärchen kitzelten hauchzart über meine Lippen. Ich raunte Tom vertraut, aber so, dass ich mir sicher war, dass die beiden mich gut hörten, zu: „Liebling, ich besorge uns noch Nougatcreme. Mach hier nicht mehr so lange, ich will wieder zurück ins Bett mit dir. Lass mich nicht warten.“ Dann küsste ich sein Ohrläppchen und spürte, wie Tom förmlich erstarrte. Ich lächelte und schaute flüchtig zu Dustin. „Hat mich gefreut.“ Das sagte ich zwar, aber meine Stimme ließ nichts von dieser angeblichen Freude durchsickern. Pure Langeweile. Gabriella ignorierte ich konsequent weiter.
Dann schlenderte ich lasziv davon, denn ich war offiziell auf der Suche nach Nougatcreme, während ich in Wahrheit die Tomaten wieder aus dem Regal hervor kramte, in dem ich sie zwischengelagert hatte. Ich hörte, wie Gabriella und Dustin sich von Tom verabschiedeten und wartete, bis sie von dannen gezogen waren. Dann tauchte ich mit den Tomaten bei Tom auf. Ich lief wieder normal und packte das Gemüse in den Wagen.
Er sah mich verblüfft an. Plötzlich schüttelte er den Kopf und grinste.
„ Aber Schatz. Ich glaube, du brauchst langsam eine Brille“, informierte er mich. „Das da sind Tomaten und nicht Nougatcreme.“
Ich grinste zurück. „Tut mir leid, ich konnte nicht anders, als ich mitbekam, wer die waren.“
„Sarah hat es dir also erzählt“, folgerte er.
Ich nickte. „Hätte sie etwa nicht sollen?“, erkundigte ich mich unsicher.
„Schon okay. Danke.“
„ Du Tom, ich wollte einfach nur, dass sie nicht denkt, dass sie vermisst wird. Sie sah so wohlgefällig aus. Dabei hat sie sich so schäbig benommen und hätte im Boden versinken müssen. Stattdessen hatte sie dieses triumphale Lächeln, als könnte sie sich daran erfreuen, dass du sie noch immer vermisst. Ich meine, wie grausam ist das denn? Ich sage es dir nur ungern, aber das ist ziemlich abartig von deiner Ex. Wer weidet sich so geschmacklos am Unglück anderer? Ich hoffe, du bist über sie hinweg. Weil…“ Ich stockte. Konnte ich ihm so etwas an den Kopf werfen?
„ Weil?“, fragte er leise.
„ Weil sie es nicht wert ist, dass du dich wegen ihr schlecht fühlst. Aber mir ist gerade klargeworden, dass ich dich damit ziemlich vor den Kopf stoße, falls du sie noch willst. Dann würdest du nichts Gemeines über sie hören wollen. Also…“
„ Schon gut, Lea. Ich vermisse sie schon lange nicht mehr. Sie kann mir nicht mehr wehtun.“
„ Dann ist es ja gut.“ Ich lächelte wieder. „Ich fand, sie sah nicht mehr ganz so überheblich aus, als sie dachte, du
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