Lea - Untermieterin bei einem Vampir
war, dass mir etwas warm zumute wurde. Ich hatte mich für den freundschaftlichen Kurs mit Tom entschieden, aber die weniger platonischen Begegnungen zwischen uns hatten sich in meine Erinnerung gebrannt und waren darin mit denselben Emotionen verknüpft, die ich gehabt hatte, als sie passiert waren. Das konnte ich nicht ändern. Tom sah nun einmal unverschämt gut aus und konnte viel zu gut küssen.
Ich versuchte mich von dem Gedanken an ihn abzulenken, indem ich mir Nudeln auf den Teller schaufelte und an meinen ausgehungerten Magen dachte, der zumindest im Moment noch wesentlich hungriger als meine Lippen war. Doch wie immer, wenn ich an unsere Küsse dachte, stellte sich das seltsame Flattergefühl in meinem Bauch ein.
„Ach, soll ich uns vielleicht noch einen Wein holen?“, erbot sich Tom.
Sarah nickte und auch Kyle schien dem Ganzen sehr gewogen zu sein. Mir war es einerlei. Ich war kein besonderer Weinkenner. Aber da Tom aus gutem Hause stammte und damit sowohl Kultur als auch Finanzen genoss, hatte er vermutlich einen deliziösen Tropfen auf Lager. Er kam mit einem fruchtigen Rotwein zurück und ich trank immer wieder ein Schlückchen aus meinem Glas, nippte aber gelegentlich an meinem Wasser, um nicht völlig beduselt zu werden. Denn wie mir nicht erst meine Sekteskapade gezeigt hatte, vertrug ich Alkohol herzlich wenig. Ich trank daher nicht oft welchen. Doch wie es aussah, häuften sich in diesen Tagen die Gelegenheiten für einen Umtrunk. Es machte die Stimmung in jedem Fall geselliger und ausgelassener und das war wiederum gut, um die beiden zu verkuppeln.
Tom war hierbei auch sehr hilfreich. Er sprach Dinge aus, die Kyle auf manches hinwiesen, was unter rein freundschaftlicher Betrachtung eher übersehen worden wäre.
„ Du siehst heute wieder toll aus, Sarah“, lobte er daher ihr Äußeres. „Das grüne Shirt bringt deine Katzenaugen toll zur Geltung“, fügte er an.
Sarah lächelte entzückt. „Danke Tom.“
Kyle betrachtete Sarah von der Seite und sie warf ihm einen hinreißend schüchternen Blick zu.
„ Wow, Tom hat Recht. Du siehst wirklich sehr gut aus“, stimmte er anerkennend zu. Ihre erwähnten katzenhaften Augen wurden noch größer und funkelnder, als Kyle ihr dieses Kompliment machte.
„ Danke Kyle. Du siehst auch sehr gut aus.“
Kyle grinste schief und mein Bauch kribbelte vorfreudig. Die beiden waren auf einem guten Kurs. Tom legte mir unter dem Tisch zufrieden seine Hand auf meine und drückte sie kurz. Ich sah zu ihm hinüber. Wir hatten dieselbe Distanz wie Kyle und Sarah. Mein Lächeln klebte in meinem Gesicht fest. Ich sah Toms strahlende Mokkaaugen vor mir, erkannte die goldenen Tupfen darin und mir war klar, wie gut Kyle das Grün von Sarahs Augen ergründen konnte. Ich schloss automatisch und ganz nervös meine Finger um Toms Hand und drückte leicht zurück. Er lächelte mich freundlich an. Wie immer, wenn ich Mittelpunkt dieses Blickes wurde, schmolz etwas in mir.
„Du siehst auch wunderschön aus, Lea“, sagte Tom nun zu mir.
Vermutlich wollte er die romantische Stimmung im Raum ankurbeln und den Pärchentrip entfachen. Es gelang ihm, denke ich, ganz gut, denn ich nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Sarah verschwörerisch Kyle knuffte, als wollte sie Tom und mich zusammenbringen. Ich glaube, es ging ihr darum, mit Kyle zu tun, als passten Tom und ich gut zusammen, um ein gemeinsames, verschwörerisches Thema mit ihm zu haben, wegen dem sie sich vertraut flüsternd an ihn heran lehnen konnte.
Was des einen Ziel, war des anderen Tarnung. Im Grunde hatte bloß Kyle keine Ahnung. Er würde es mir nachsehen, wenn er erst einmal glücklich mit Sarah wäre.
„ Danke Tom“, sagte ich nun meinerseits. „Dein Essen ist übrigens köstlich.“
Er lehnte sich zu mir vor, ich konnte seinen Blick nicht deuten.
„Hm, soll mich das freuen oder beleidigen?“
„ Was meinst du?“, fragte ich irritiert.
Toms Mund wanderte an mein Ohr und leise sagte er: „Jeder in diesem Raum wurde gerade für sein gutes Aussehen gelobt, nur ich nicht. Bei mir war es bloß das Essen.“
Ich blinzelte verwirrt und mit einem befangenen Kribbeln in der Herzgegend flüsterte ich an sein Ohr. „Tut mir leid, Tom. So war das nicht gemeint. Dein Essen ist wirklich köstlich. Und na ja, also dass du sehr gut aussiehst, weißt du doch bestimmt, oder nicht?“
Tom sah mich überrascht an. „Das hast du noch nie gesagt. Woher soll ich das wissen?“
Sein Gesicht war so nah an
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