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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Thal schaute auf Jasons überdimensionale Armbanduhr. Es war zwanzig vor sechs, und sie mussten endlich zur Sache kommen, wenn er die Sechs-Uhr-Fähre nach Konstanz erreichen wollte.
    »Sie haben die Bilder gesehen, Jason. Könnte es sein, dass jemand hier das Examensthema auf seine Weise umsetzt und die Bildkomposition meiner Frau benutzt? Jeweils sechs Bilder eines Motivs?«
    Jason Kaufman fuhr sich mit der linken Hand durch das kurz geschorene Haar und ließ sie auf dem Kopf liegen.
    »Keine Ahnung! Aber es sieht so aus, oder?«
    Kaufmann ließ die Hand kraftlos herunterfallen.
    »Kennen Sie einen Viktor Speer?«
    Kaufman trank einen Schluck Whiskey und starrte vor sich hin, als habe er die Frage nicht gehört. Thal wollte sie wiederholen, als er sagte:
    »Das hat Sinn. Viktor war der Einzige, dem Leah ihre eigene Kompositionsidee verraten hätte. Quasi um ihm auf die Sprünge zu helfen, denn sonst hätte er es nie geschafft.«
    Thal wartete, ob Kaufman ihm noch mehr über Speer erzählen würde. Als er schwieg, zog er das Phantombild aus der Tasche und legte es vor Kaufman, der nickte.
    »Das ist Viktor. Nicht gut getroffen, und künstlerisch ist das Porträt wertlos. So wie Viktors Arbeiten. Er hatte kein Talent, wissen Sie. Trotzdem warf Leah ihn nicht aus der Klasse. Sie hatte Mitleid und fürchtete zudem, er könnte sich etwas antun. Die Akademie war sein einziger Halt, er hatte keine Freunde, war ein Einzelgänger. Leah zog ihn durch, versuchte, ihm Mut zu machen. Viktor war total vernarrt in sie. Alle Studenten mochten Ihre Frau, Alexander. Viktor aber war von ihr besessen. Er folgte ihr ständig, besuchte jeden Vortrag, jede Vernissage. Ich fand das unheimlich, man liest so viel von diesen Stalkern. Als ich Leah darauf ansprach, lachte sie und sagte: Mach dir keine Sorgen, Jason. Er ist ein bemitleidenswerter Mensch, und wir sollten ihm helfen. «
    Das war typisch für seine Frau. Thal glaubte fast zu hören, wie sie ihren Assistenten beruhigte.
    »Können Sie mir ein Foto von Viktor Speer besorgen, Jason? Und das so schnell wie möglich?«
    Kaufman überlegte einen Moment, ehe er nickte.
    »Es müsste eines in seiner Akte geben. Ist nicht aktuell, aber er hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Ich kenne eine Mitarbeiterin im Sekretariat der Akademie, die mir noch einen Gefallen schuldig ist. Haben Sie eine E-Mail-Adresse?«
    Thal suchte nach einer Visitenkarte. Als er keine fand, zog er seinen Notizblock aus der Tasche und schrieb seine dienstliche E-Mail-Adresse auf ein Blatt. Kaufman starrte auf Leahs in altes Silber gravierte Signatur.
    Thal holte Kaufman aus seinem Tagtraum.
    »Hier, meine Adresse.«
    Leahs Assistent griff zum Handy. Während der Kommissar die Rechnung beglich, überredete Kaufman seine Gesprächspartnerin, ihr Wochenende zu unterbrechen, in die Akademie zu fahren, das Foto von Viktor Speer – er buchstabierte den Namen drei Mal – zu scannen und per E-Mail an Thal zu schicken. Möglichst sofort.
    Thal blickte auf Kaufmans Uhr. Es war fünf vor sechs, wenn er sich beeilte, erreichte er den Katamaran. Er dankte Kaufmann und reichte ihm die Hand zum Abschied, der stattdessen auf das Foto von Leahs unvollendetem Werk zeigte, das immer noch auf dem Tisch lag.
    »Sie dürfen es gerne behalten«, sagte Thal.
    Jason Kaufman nahm das Bild, drückte es mit beiden Händen an seine Brust und verbeugte sich vor Thal, den diese Geste sprachlos machte. Er verließ das Café ohne ein weiteres Wort.
     
    Erneut erreichte Thal das Schiff, es hieß diesmal Fridolin, in allerletzter Minute. Um diese Uhrzeit war es besser gefüllt, trotzdem blieben mehr als die Hälfte der Plätze leer. Er ließ sich erschöpft auf einen der freien Sitze am Gang fallen und schloss die Augen. Endlich hatte der Fotograf einen Namen und ein Gesicht. Jetzt gab es eine Chance, dem Spuk ein Ende zu setzen. Während der Katamaran Fahrt aufnahm, entspannte sich Thal. Für ein paar Minuten konnte er sich erholen. Ungewollt fiel er in einen leichten Schlaf. Sein Körper holte sich, was er brauchte. Nach etwa einer halben Stunde klingelte sein Handy. »Berg« stand auf dem Display. Er nahm das Gespräch an. Schon nach zehn Sekunden war das Telefonat beendet. Thal hatte sich geirrt. Der Albtraum hatte gerade erst begonnen.
     
     
    ***
     
     
    Thal wartete an der Tür, während die Fähre im Konstanzer Hafen festmachte. Die Brücke hatte noch nicht den Boden erreicht, als Thal vom Schiff sprang. Er rannte durch die

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