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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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alten Mann
endlich aus der Deckung zu locken.
    »Ach, das bisschen«, fuhr der auf. »Wir haben niemanden
ausgezogen, aber leben mussten wir schließlich auch. Oder wie, glauben Sie,
kann man es finanzieren, Flüchtlinge oft wochenlang zu verstecken und zu
versorgen, bis man sie einigermaßen gefahrlos aus dem Land schmuggeln kann?«
    »Woher haben Jessen und Petersen dann ihr Vermögen und
Jörgensen, Sie und mein Großvater ihre Beteiligungen?«
    »Ehrlich erworben«, erklärte
Hansen bestimmt. »Die Flüchtlinge besaßen doch kaum etwas. Davon wird man nicht
reich.«
    »Was hat mein Vater meinem Großvater dann vorgeworfen? Und
worüber haben Hinnerk und Sie sich dann zuletzt gestritten?«
    »Wir haben uns nicht gestritten«, wiederholte Ocko Hansen
grimmig und zog sich wieder hinter seinen verschlossenen Gesichtsausdruck
zurück. »So, und jetzt ist Schluss. Ich mache Mittagspause und schließe den
Laden jetzt; Sie haben, was Sie wollten.«
    Der alte Mann stemmte sich von der Tischplatte hoch, nahm sein
Fotoalbum und legte es in den Schrank zurück. Dann hob er auch Hinnerks Album
vom Tisch auf und drückte es Leander unmissverständlich in die Hand.
    »Kommen Sie!«, forderte er seine Besucher auf und ging voran
durch den Laden auf die Ausgangstür zu.
    Er öffnete sie, hielt sie für Leander und Lena auf und schaute
zu Boden, als sie an ihm vorbei auf den Sandwall hinaustraten.
    »Vielen Dank für den Tee und das Album«, sagte Leander noch,
aber Hansen hatte schon die Ladentür hinter ihnen geschlossen und drehte nun
von innen den Schlüssel geräuschvoll um.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagte er resigniert und schlug
den Weg nach Hause ein.
    »Abwarten«, entgegnete Lena. »Immerhin haben wir gestern und
heute schon zwei ausführliche Gespräche mit den beiden Freunden deines
Großvaters geführt. Die Übereinstimmungen in ihren Erinnerungen sind deutlich.
An der Heldengeschichte ist bestimmt nichts faul.«
    »Wovor haben die beiden dann Angst?«
    »Nicht wovor, ist hier die Frage, denn offensichtlich haben sie
sich ja nichts zuschulden kommen lassen. Vor wem, musst du fragen.«
    »Du hast recht. Jessen und Petersen haben weit mehr zu
verlieren, wenn es einen dunklen Fleck in der Geschichte mit den
Rettungsaktionen gibt.«
    Sie hatten ihr Haus erreicht und gingen mit dem Fotoalbum ins
Wohnzimmer. Während Leander die Glut im Kamin wieder anfachte und Holz
nachlegte, setzte sich Lena an den Tisch und blätterte durch die Fotos aus der
Zeit von vor über sechzig Jahren.
    »Wenn das alles ausgestanden ist«, sagte sie, »gehen wir auf
den Dachboden und sehen nach der Tracht.«
    Leander versprach es ihr und setzte sich neben sie.
    »Sag mal, hast du nicht heute einen Termin bei deinem
Skatbruder?«, fragte Lena plötzlich. »Wie heißt der doch gleich?«
    »Tom Brodersen, stimmt!« Leander schaute auf die Uhr. »Gleich
halb drei. Das Treffen habe ich für drei vereinbart. Wir müssen gleich wieder
los.«
    »Wir?«, fragte Lena.
    »Natürlich, du hast doch gesagt, dass du mitkommst. Brodersen
wird dir gefallen.«
    In diesem Moment klopfte es an der Haustür.
    »Frau Kneelsen«, seufzte Lena.
    »Oder schlimmer: Frau Husen«, unkte Leander und begab sich zur
Tür.
    Draußen standen die beiden Kommissare aus Flensburg. Leander
trat zur Seite und bat sie herein.
    »Wir sind gekommen, um uns zu verabschieden«, eröffnete
Hauptkommissar Bennings das Gespräch, sobald sie in die Wohnstube getreten
waren. »Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Davon habe ich gehört«, entgegnete Leander mit gereiztem
Unterton. »Sie halten den Tod meines Großvaters für Selbstmord.«
    »Selbstmord oder Unfall«, antwortete Kommissar Dernau
provokativ, »das ist uns im Wesentlichen gleich. Auf jeden Fall handelt es sich
nicht um Mord, zumindest gibt es dafür auch nach der Obduktion keinerlei
Ansatzpunkte.«
    »Die Verletzungen an der Leiche«, erklärte Bennings in
beruhigendem Tonfall, »können sämtlich durch das Unglück im Sturm entstanden
sein. Für Fremdeinwirkung spricht gar nichts, jedenfalls nicht so eindeutig,
dass weitere Ermittlungen gerechtfertigt wären.«
    »Sie werden aber wohl nichts dagegen haben, wenn ich der Sache
weiter nachgehe«, erklärte Leander.
    »Sie sollten froh sein, dass Sie nicht mehr unter Mordverdacht
stehen«, fuhr Dernau ihn an.
    Leander lachte schallend. »Hör dir den an«, sagte er zu Lena
und zeigte mit dem Daumen auf Dernau. »Ist er nicht putzig?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Lena

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