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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Ehepaar Wiese und Melf Albertsen noch einmal Revue passieren.
    »Jetzt sind wir auch nicht schlauer als vorher«, stöhnte sie schließlich.
    »Vielleicht kommen wir nur deshalb nicht weiter, weil wir die Sache von der falschen Seite her angehen«, überlegte Dieter Bennings.
    »Was meinst du damit?«
    »Wir gehen davon aus, dass der Mord an Rickmers und der Mordanschlag auf Paulsen mit Elmeere zu tun haben. Und unser Problem ist nun, dass Wiese und Albertsen dafür eher nicht in Frage kommen.«
    Lena öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Dieter Bennings hob die Hand und fuhr schnell fort: »Ich weiß, Lena, ich weiß. Es könnten Verzweiflungstaten gewesen sein, und zu denen ist fast jeder Mensch fähig, wenn er nur genügend in die Enge getrieben wird. Aber lass mich meinen Gedanken erst einmal zu Ende bringen. Rickmers könnte auch von Paulsen getötet worden sein, weil er vielleicht doch eine größere Summe bei ihm angelegt hat, die er nun zurückfordern wollte. Hinzu kommt die Rivalität in der Kreisjägerschaft. Nun sind wir Paulsen so nah auf die Pelle gerückt, dass er befürchten musste, überführt zu werden. Angenommen, er hat einen seiner Freunde gebeten, auf ihn zu schießen – Frerich oder Ottensen –, um nicht länger als potenzieller Täter sondern als Opfer dazustehen …«
    »Und der Schütze hat dann des Guten zu viel getan? Also, weißt du … Das sind Jäger, die treffen Enten im Flug.«
    »Es war schon dämmerig gestern Abend. Außerdem ist das kein alltägliches Ziel, da kann man schon mal das Flattern kriegen. Und wenn Verzweiflung für dich ein denkbares Moment im Falle von Albertsen ist, dann ist es bei Paulsen auch möglich.«
    Lena dachte einen Moment nach, dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »So blöd ist Paulsen nicht. Der lässt sich doch nicht aus einiger Entfernung von einem dieser Deppen unter Beschuss nehmen. Und wenn der Anschlag auf Paulsen nicht gefaked war, stellt sich die Frage, wer sonst einen Nutzen von Rickmers und Paulsens Tod hat.«
    »Richtig«, bestätigte Dieter Bennings. »Und da fällt mir zuerst Brar Arfsten ein: Rickmers war ihm bei seiner Geliebten im Weg, und Paulsen hat ihn finanziell in die Scheiße geritten.«
    »Gut, dann nehmen wir uns Brar Arfsten jetzt noch einmal zur Brust«, meinte Lena seufzend und machte Anstalten, sich zu erheben, aber Dieter Bennings hielt sie am Arm zurück und deutete über den Zaun zur Mühlenstraße, wo Leander gerade von seinem Fahrrad stieg und herübergrüßte.
    »Henning«, rief Lena erfreut. »Was machst du denn hier?«
    »Das sollte ich wohl eher euch fragen«, antwortete der über den Teich hinweg. »Ist das etwa die moderne Form der Mörderjagd? Virtuell, sozusagen?«
    »Warte, ich komme rüber«, rief Lena und ließ Dieter Bennings alleine auf der Bank zurück.
    Leander kam ihr bis zum Tor entgegen.
    »Was ist denn das für ein Fahrrad?«, fragte Lena erstaunt.
    »Das habe ich mir gestern gekauft. Du warst ja zu beschäftigt, sonst hätte ich es dir vorführen können; und deines auch. Ich habe nämlich zwei davon gekauft.«
    Lena legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn theatralisch auf den Mund. »In ein paar Tagen sind wir bestimmt mit dem Fall durch, dann haben wir Zeit genug zum Fahrradfahren.«
    »Ihr seht nicht gerade so aus, als hättet ihr es mit den Ermittlungen eilig«, beschwerte sich Leander und spürte wieder diese dumme Eifersucht aufsteigen.
    Lena erzählte in knapper Form von ihrem Besuch bei Wiese und der Absicht, nach einer Pause im Schatten zu Brar Arfstens Hof zu fahren.
    »Und du? Ist es dir nicht zu heiß heute zum Radfahren?«
    »Ich brauche Bewegung. In meinem Garten steht die Luft. Eben sind übrigens meine neuen Gartenmöbel gekommen, die ich auch gestern gekauft habe.«
    »Ich sehe schon, du richtest dich hier auf der Insel ein, was?«
    »Jedenfalls gehe ich hier so schnell nicht wieder weg. So, jetzt will ich mal los. Es gibt heute bestimmt noch ein Gewitter, so weiß wie der Himmel inzwischen geworden ist. Hoffentlich ist es in der Marsch luftiger als hier in der Stadt.«
    »Viel Spaß. Und drück uns die Daumen, dass wir heute weiterkommen«, rief Lena ihrem Freund nach, als der sich auf das Fahrrad schwang und die Mühlenstraße entlang davonradelte.
    Dann machte sie sich mit Dieter Bennings zusammen auf den Weg zu ihrem Dienstwagen, der noch vor Wieses Haus in der Feldstraße stand. Sie hoffte inständig, bei Arfsten neue Anhaltspunkte zu bekommen.
    Henning Leander

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