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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Brauchst du auch noch etwas zum Antörnen? Ich habe gutes Zeug dabei.«
    »Nein, danke, heute nicht. Obwohl – so’n bisschen Schnee kann vielleicht nicht schaden.«
    »Genau. Ist auch garantiert öko.« Maarten Rickmers lachte lauthals.
    Der Mann zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und gab es ihm. Rickmers händigte ihm ein kleines Tütchen aus, schob seinen Kunden die Treppe hoch und schloss die Tür hinter ihm. »Viel Spaß«, rief er ihm nach, setzte sich auf die Stufen und zündete sich eine weitere Zigarette an.
    »Das ist Hendrik Görgens«, flüsterte Tom Brodersen Leander ins Ohr. »Mein Fraktionsvorsitzender.«
    Die Geräusche, die jetzt aus dem Bauwagen drangen und allmählich an Lautstärke zunahmen, waren eindeutig. Maarten Rickmers stand langsam auf, schlich sich an die Seite des Bauwagens, schob eine kleine Holzklappe zur Seite und zog etwas aus seiner Hosentasche, das er vor das freiwerdende Loch hielt. Im Dämmerlicht des Kojenwäldchens erkannten die vier Beobachter das leuchtende Display eines Camcorders. Auf dem Bildschirm verfolgte der junge Mann mit, was sich da drinnen abspielte. Die vier Lauscher konnten auf die Entfernung nichts erkennen, aber die Geräusche sprachen für sich.
    »Was ist?«, zischte Lena nun. »Wie lange wollen wir eigentlich noch warten?«
    Dieter Bennings nickte, und auf sein Zeichen hin sprangen alle vier auf und liefen durch das Gestrüpp auf den Bauwagen zu. Maarten Rickmers fuhr mit einem erschrockenen Aufschrei herum. Der Camcorder fiel ihm aus der Hand, und als er begriffen hatte, was da geschah, machte er Anstalten zu fliehen. Lena stellte ihm ein Bein, so dass er lang hinschlug und vor Schmerzen aufstöhnte.
    »Tut’s weh?«, erkundigte sich Lena. »Gut, du kleines Dreckschwein! Hoffentlich hast du keine Zähne mehr im Mund.«
    Dieter Bennings war inzwischen die Stufen hinaufgestürmt und hatte die Tür aufgerissen.
    »Polizei!«, rief er. »Lassen Sie sofort das Mädchen los, und ziehen Sie sich an. Sie sind festgenommen.«

    Lenas Anruf in der Wache hatte die gesamte Belegschaft in Bewegung gebracht. Jörn Vedder hatte Nachtdienst, den er seit der Suspendierung von Oberkommissar Hinrichs alleine verrichten musste. Es blieb ihm also gar nichts anderes übrig, als die beiden Kollegen der Tagesschicht, Jens Olufs und Dennis Groth, aus ihren Betten zu klingeln und sie mit zwei Streifenwagen zur Borgsumer Vogelkoje zu schicken. Die Einzelbesetzung der Streifenwagen war zwar gegen die Dienstvorschrift, aber auf dem Rückweg, beim Transport der Festgenommenen, teilten sich Lena und Dieter Bennings auf die beiden Fahrzeuge auf. Während Lena mit Jens Olufs und den Delinquenten zur Zentralstation fuhr, begleitete Dennis Groth Dieter Bennings zur Hausdurchsuchung bei Familie Rickmers. Der Hauptkommissar wollte Maartens Zimmer durchsuchen, bevor seine Mutter benachrichtigt war und Beweismittel beseitigen konnte.
    Leander und Tom Brodersen standen an der Straße und schauten den davonfahrenden Streifenwagen nach. Sie fühlten sich nach der Anspannung und der Hektik, die nach dem Eingreifen ausgebrochen war, plötzlich leer und verlassen. Andererseits begann jetzt der Routinekram mit Verhören und Protokollen, und das war alles andere als spaßig. Tom Brodersen schaute Leander an, der zuckte mit den Schultern, und so machten sie sich auf den Weg zurück zum Bauwagen in der Vogelkoje.
    »Jetzt wissen wir auch, warum dieser jungsche Bengel so selbstsicher und respektlos gegenüber dem Bürgermeister und einigen Ratsherren auftreten konnte«, stellte Tom Brodersen fest. »Der hatte sie alle in der Hand. Wenn schon mein Fraktionsvorsitzender sich auf solche Sachen einlässt, ahne ich den ganz großen Flächenbrand, sobald Maarten Rickmers auspackt.«
    »Wenn er auspackt«, wandte Leander ein. »An seiner Stelle würde ich die Klappe halten und so sicherstellen, dass ich später wieder ausgesorgt habe.«
    Tom Brodersen lachte. »So viel kriminelle Energie hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Lass uns hier alles dicht machen und dann den Rückweg antreten«, schlug Leander vor. »Gleich ist es dunkel, und wir müssen immerhin vier Fahrräder nach Hause bringen.«
    Sie verschlossen den Bauwagen mit dem Vorhängeschloss, das Maarten Rickmers draußen in dem dafür vorgesehenen Bügel hängen gelassen hatte, holten die Fahrräder aus dem Gebüsch, schoben sie zum Zaun und hievten sie nacheinander hinüber. Auf der Straße versuchten sie, jeweils ein Fahrrad zu fahren und

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