Leander und die Stille der Koje (German Edition)
Dernau lachend.
»Deine Witze werden dir gleich vergehen«, meinte Bennings, der bereits die E-Mails an seinem Laptop abgerufen hatte und seinem Kollegen das Gerät nun hinüberschob.
Der las den Text ebenfalls und verfärbte sich so rot wie Oberkommissar Hinrichs vor wenigen Minuten. Dann tigerte er einen Moment lang auf und ab und schlug schließlich heftig mit der Faust auf den Tisch. »Verdammt noch mal«, brüllte er. »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wieso das LKA? Was haben die denn damit zu tun? Wir sind jetzt hier, und wir haben die ganze Laufarbeit gemacht.«
Bennings vermied es, direkt auf Dernaus Wut einzugehen. Stattdessen griff er zum Telefonhörer und wählte die Nummer seines Vorgesetzten in Flensburg. »Ja, Bennings hier. Kriminalrat Wenningstedt hat um Rückruf gebeten.« Er wurde sofort verbunden. Dernau lauschte angestrengt.
»Sie wollten mich sprechen? … Ja, habe ich gerade eben gelesen. Was soll das Ganze? Wir sind hier mitten in der Arbeit. Was hat das LKA plötzlich mit der Sache zu tun? … Ah, ja, verstehe. Und wenn Sie noch mal … Gut. Ja, das sage ich ihm, aber er wird nicht erbaut sein, und ich bin auch stinksauer, das sage ich Ihnen. Wir schlagen uns hier die Tage und die Nächte um die Ohren, und dann kommen die Absahner und profitieren von unserer Arbeit. … Wie bitte? Ich soll … Nein, Chef, das können Sie nicht von mir verlangen. … Wer hat das angeordnet? Kiel? Innenministerium, soso. … Nein, ich kann mir schon denken, woher der Wind weht. … Gut. … Klar. … Natürlich. … Scheiße, Chef!«
Er legte den Hörer auf und nahm nun seinerseits die Wanderung durch den Raum auf. »Diese Inselaffen«, wetterte er. »Wenn das mal kein Parteiengemauschel ist!«
»Was sagt er denn?«, erkundigte sich Dernau. »Der will uns doch nicht wirklich abziehen, oder?«
»Uns nicht. Dich! Der Bürgermeister muss Beziehungen ins Innenministerium haben. Jedenfalls ist aus Kiel die Anweisung gekommen, dass das LKA ab sofort den Fall übernimmt. Ich soll bleiben, weil Wenningstedt nicht einsieht, dass wir kampflos das Feld räumen, sozusagen als Kompromiss hat er das herausgeholt.«
»Dann bleibe ich auch«, bestimmte Dernau.
»Tut mir leid, Klaus. Aus Kiel ist ausdrücklich die Weisung gekommen, dich abzuziehen.«
Dernau schlug abermals mit der Faust auf den Tisch.
»Ich habe dir schon oft gesagt, dass du dich etwas zurückhalten sollst«, sagte Bennings. »Deine aggressive Art ist manchmal sehr hilfreich, aber wenn du den falschen Leuten auf die Füße trittst, ziehst du eben den Kürzeren.«
»Und du bleibst jetzt hier, oder was? Du kannst doch nicht ernsthaft die Leitung der Ermittlungen abgeben und als Schlappenschammes irgendeines LKA-Fuzzis weiterarbeiten.«
»Das ist nicht irgendein Fuzzi, der da kommt«, korrigierte Bennings. »Es ist sogar noch schlimmer. Sagt dir der Name Gesthuysen etwas?«
»Nee, ne? Nicht die Tussi von diesem Leander, mit dem wir uns im Winter herumschlagen mussten, oder?«
»Genau die. Und Leander ist auch hier auf der Insel. Er ist zwar nicht mehr im Dienst, aber dafür übernimmt seine Freundin jetzt die Regie. Was das für Leander heißt, kannst du dir vorstellen. Und für mich erst!« Bennings setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
»Wann kommt die Dame?«, erkundigte sich Dernau.
»Morgen. Wir sollen alle Berichte bis dahin fertig haben, damit sie sich gleich ein Bild machen kann. Aber nicht mit mir. Komm, Klaus. Feierabend.« Entschlossen klappte er seinen Laptop zu und stürmte durch die Tür in die Wachstube.
Hinrichs lehnte am Tresen und grinste wie ein Honigkuchenpferd über alle vier Backen. »Sie reisen ab?«, fragte er scheinheilig.
Bennings blieb stehen und grinste demonstrativ zurück. »Tut mir leid, Herr Hinrichs, da muss ich Sie leider enttäuschen. Nur mein Kollege Dernau reist morgen ab. Ich bleibe. Und da jetzt das LKA übernimmt, wie Sie ja sicher schon gehört haben, rücke ich nicht nur ins zweite Glied, sondern Sie dadurch ins dritte, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie werden ab jetzt nur noch Laufarbeit machen.«
»Merkst du was? So weit hat der Depp noch gar nicht gedacht«, freute sich Dernau. »Mann, Hinrichs, wie kann ein einzelner Mensch nur derart bekloppt sein?«
»Ich nehme Urlaub«, erklärte Hinrichs, nachdem er aus seiner ersten Erstarrung wieder aufgetaucht war. »Ich habe noch eine Menge Resturlaub aus dem letzten Jahr, den nehme ich jetzt.«
»Tut mir leid, Herr Hinrichs, aber dem kann ich
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