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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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ankommenden Urlauber, aber auch eine Menge Touristen, die die Insel wieder verließen.
    Etwas abseits erkannte er zwei Gesichter, musste aber einen Moment nachdenken, um wen es sich dabei handelte. Dann fiel es ihm wieder ein: Das waren die zwei Kriminalbeamten, die im letzten Winter den Tod seines Großvaters untersucht und nun den Mordfall in der Vogelkoje aufzuklären hatten. An die Namen konnte er sich nur deshalb erinnern, weil er sie kürzlich in der Zeitung gelesen hatte: Bennings und Dernau. Die beiden wirkten nicht glücklich.
    Leander erinnerte sich daran, dass er sie für relativ fähige Ermittler gehalten hatte, obwohl sie von Anfang an auf der falschen Spur gewesen waren und am Ende die wahren Hintergründe auch nicht aufgedeckt hatten. Der eine, Dernau, war eher der Typ Rottweiler, einer, der nicht nur bellte, sondern bei jeder Gelegenheit auch zubiss. Gleichzeitig hatte er ein untrügliches Gespür für Unstimmigkeiten und schien vor allem eines nicht zu gebrauchen: Freunde. Der zweite, Bennings, behielt gerne den Überblick, beobachtete aus der Deckung heraus, war aber aus Sicht der Ganoven betrachtet nicht weniger gefährlich, denn dieser Kriminalbeamte durchschaute Zusammenhänge. Sicher warteten die beiden auf irgendwelche Hilfstruppen aus Flensburg, warum würden sie sonst vormittags an der Mole stehen, anstatt auf der Insel zu ermitteln.
    Die Fähre legte mit einem lauten Bollern an. Die Reedereimitarbeiter öffneten die Sperrbalken und ließen zunächst die Fußgänger mit ihrem Gepäck von Bord gehen. Die Menschenmenge auf der Treppe setzte sich langsam in Bewegung und ergoss sich auf die Rampe, die zur Mole führte. Jetzt entdeckte Leander Lena am oberen Ende der Treppe. Sie trug ein rotes T-Shirt und darüber eine leichte, weiße Windjacke. Neben dem Trolley, den sie vorsichtig neben sich her bugsierte, hatte sie einen großen Rucksack auf dem Rücken. Als sie Leander erblickte, winkte sie freudig mit ihrer freien Hand herüber. Sein Herz machte den Sprung, den er sonst nur aus kitschigen Schlagern kannte. Mein Gott, viel zu lange hatte er sie schon nicht mehr gesehen, immer nur am Telefon mit ihr gesprochen!
    Um Leander herum begrüßten sich alte Bekannte und fielen sich in die Arme, und dann endlich war es auch für ihn so weit. Lena fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest. Für kein Geld der Welt hätte Leander dieses Gefühl hergeben wollen, dieses Kribbeln im Bauch, als wäre er ein frisch verliebter Teenager.
    »Das war lange«, sagte Lena, und er sah, dass sie Tränen der Freude in den Augen hatte. »So lange!«
    Leander nickte. Er hatte einen Kloß im Hals und gab ihr lieber einen Begrüßungskuss, weil er eh keinen Ton heraus gebracht hätte. Dann nahm er ihren Trolley und ihre Hand und ging mit ihr über die Straße auf den Bürgersteig zu, der an der Strandmauer entlang zur Fußgängerzone führte.
    »Hattest du eine schöne Überfahrt?«, fragte er schließlich, während sie immer wieder seine Hand drückte.
    »Toll«, antwortete Lena. »Auf dem Sonnendeck war kaum ein Platz frei. Das ist aber auch ein herrliches Wetter und absolut glatte See. Und dann dieses Gefühl, wenn man an der Hallig vorbeigleitet und weiß, dass man in weniger als einer Stunde auf der Insel sein wird …«
    »Schön, dass du endlich mal wieder Urlaub machen kannst.«
    »Da freu dich mal nicht zu früh«, widersprach Lena und hatte mit einem Mal einen geschäftsmäßigen Tonfall. »Gestern Nachmittag hat mich der Chef zu sich gerufen und mir mitgeteilt, dass ich meinen Urlaub verschieben muss.«
    »Oh, nein! Heißt das, du fährst am Sonntag schon wieder?«
    Lena musste lachen, als sie seinen bestürzten Gesichtsausdruck sah. »Nein, keine Angst. Ich bleibe sogar länger als geplant. Nur mein Urlaub fängt eben erst an, wenn ich den Fall gelöst habe, der mir gestern übertragen worden ist.«
    »Der Mord in der Vogelkoje?«
    »Genau. Es muss ziemlich viel Theater mit den Kripokollegen gegeben haben, jedenfalls ist das LKA jetzt zuständig. Und da ich ohnehin nach Föhr fahren wollte, lag es nahe, dass ich den Fall übernehmen musste.«
    »Ich habe die beiden Beamten aus Flensburg eben an der Fähre gesehen«, erzählte Leander. »Dann sind die also abgereist, ohne dir den Fall ordentlich zu übergeben?«
    »Nur einer, dieser Dernau. Bennings bleibt und unterstützt mich bei den Ermittlungen.«
    »Na prima, dann brauchst du mich ja gar nicht«, beschwerte sich Leander halb scherzhaft.
    »Nicht für die

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