Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
passiert.“
„Der bevorstehende Krieg zwischen Mendarn und Tehuna?“
„Das ist nur eine Facette, da ein Ungleichgewicht alle Welten betrifft. Wenn die natürliche Harmonie gestört wird, müssen Lebewesen leiden, und das macht unsere Göttin traurig. Gib dein Bestes, Leandra.“
Die Amazonenprinzessin erwachte auf dem Boden, und ein Sonnenstrahl blendete sie. Rasch hob Leandra die Hand, um ihre Augen zu schützen. Ich werde als Heilerin Rheas nach Tehuna zurückkehren , dachte sie, und versuchen zu verhindern, dass es zu diesem schrecklichen Krieg kommen wird .
Als Leandra hörte, wie sich die Tür öffnete, erhob sie sich. Mit ernsten als auch freundlichen Gesichtern betraten Alanna und Mina den Altarraum.
„Möchtest du dein Schicksal als Priesterin annehmen?“, fragte die Hohepriesterin.
„Ja.“ Ihre Augen tränten, und diesmal fühlte Leandra keine Scham. Ich bin keine Amazone , dachte sie mit Stolz.
Mina zog aus den Falten ihres Gewandes ein kleines Kästchen hervor, und Alanna öffnete es.
„Wir haben es lange für dich aufbewahrt.“
Auf blauen Samt schimmerte eine silberne Kette mit dem Zeichen Rheas. Leandra hielt es für einen Wirbel mit neun Armen.
Fast liebevoll nahm die Hohepriesterin die Kette heraus und legte sie der jungen Heilerin um.
„Dieses Rad symbolisiert das Leben, und weil es nie stillstehen wird, braucht es keine Nabe. Es ist unmöglich, die Speichen zu zählen, wenn ein Rad sich schnell dreht, und doch ist es wichtig, sich um die Menschen zu kümmern, denen man helfen kann.“
„Ich verstehe.“
„Dann geh mit dem Segen der Göttin, Leandra.“
Die Kerze am Fenster flackerte, während es draußen donnerte und blitzte. Leandra war froh, dass sie die Nacht in einer Herberge verbringen konnte, Anura dagegen machte das Unwetter nichts aus. Der trockene Stall hatte ihn in keinster Weise gelockt, trotzdem blickte sie beunruhigt in die Dunkelheit hinaus und hoffte, dass er einen natürlichen Unterschlupf gefunden hatte. Auf einmal wurde ihr bewusst, wie lächerlich ihr Verhalten war. Anura lebte schon einige hundert Jahre und war ein Geschöpf der Wildnis. Leandra pustete die Kerze aus und kuschelte sich unter die Bettdecke. Sie war fast eingeschlafen, als es plötzlich an der Tür klopfte.
„Aufmachen!“, befahl eine harsche Stimme.
Einen Moment glaubte Leandra, dass sie einen wirklichkeitsnahen Traum hatte, aber das Klopfen wurde lauter, und in den Nachbarzimmern stießen die Menschen Flüche aus. Wer immer das ist, er muss sich in der Tür geirrt haben , dachte Leandra, stand auf und öffnete die Tür. Die fünf Männer, die vor ihr standen, waren Soldaten des Königs.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte sie betont freundlich.
„König Bellin wünscht, Euch zu sehen.“
Wenn der König einen Trupp Soldaten schickte, war es keine Einladung, sondern ein unausgesprochener Befehl. Was wollte er von ihr?
„Seid Ihr sicher, dass ihr mich nicht verwechselt?“
„Nein, es denn Ihr bestreitet, Anura gezähmt zu haben.“
„Deshalb möchte der König mich sehen?“
„Das weiß ich nicht. Mein Befehl lautet Euch, so schnell wie möglich zu ihm zu geleiten.“
Die Hauptstadt lag vier Tage von Sharitan entfernt, wo sie sich mit ihren Gefährten hatte treffen wollen. Wahrscheinlich sorgten sie sich bereits um Leandra. Allerdings würde eine Nachricht sie noch mehr beunruhigen.
„Gut, ich komme mit euch.“
„Wann werdet Ihr bereit sein aufzubrechen?“
„Bei Sonnenaufgang.“
Leandra schloss die Tür und ging zurück ins Bett. Sie hörte, wie ein Dielenbrett knarrte und ahnte, dass sie jemanden zur Bewachung zurückgelassen hatten. Dachten die Soldaten, sie würde heimlich verschwinden? Wurde ihr Fenster ebenfalls beobachtet? Verstimmt entschied Leandra, dass sie im Gegensatz zu denen da draußen wunderbar träumen würde, und tatsächlich schlief sie einige Augenblicke später ein.
Kurz vor Sonnenaufgang erwachte sie und machte sich rasch fertig. Als sie die Tür öffnete, nahm der Soldat Haltung an. Fast hätte Leandra ihn gefragt, ob er eine angenehme Nacht gehabt hatte. Dass man an ihrem Wort gezweifelt hatte, ärgerte sie immer noch.
„Hauptmann Fhalgun erwartet Euch unten.“
So hieß also der unhöfliche Mann, der sie mitten in der Nacht gestört hatte. Sie ging nach unten und sah Fhalgun an einem Tisch sitzen, während zwei seiner Leute an der Tür warteten. Nachdem Leandra ihr Frühstück bestellt hatte, versuchte sie den Hauptmann in ein Gespräch zu verwickeln, doch
Weitere Kostenlose Bücher