Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
nichts ausmacht, würden wir dich gerne begleiten.“
„Warum?“
„Vielleicht wird uns das Orakel sagen, weshalb Akrissa Timor verfolgt.“
Adains Sohn war ebenso überrascht wie sie, dann aber lächelte er Leandra an, die sich unsicher war, ob sie sich darüber freuen sollte. Wollte Adain sie begleiten, damit er sie beschützen konnte? Anderseits war, was er gesagt hatte, einleuchtend. Wenn sie erfuhren, warum Akrissa Timor verfolgen ließ, konnten sie dieses Wissen vielleicht zu ihrem Vorteil nutzen. Leandra wurde bewusst, dass Adain sie immer noch ansah, und Timors Lächeln zu einer angespannten Miene geworden war. Stimmt, sie hatte ihnen nicht geantwortet.
„Das hört sich gut an, Vater. Lasst uns nach Bentan aufbrechen.“
Farina sah aus dem Fenster. Noch immer stürmte es, und der Regen trommelte gegen die Fensterscheibe.
„Wollt Ihr bei diesem Wetter etwa hinaus?“, fragte die pausbäckige Bedienung und stellte ihr das Mittagessen hin.
„Natürlich nicht.“
Dieses Wetter erinnerte die Amazone an die schlimme Sturmnacht während der Seereise nach Mendarn. Freiwillig würde sie nie wieder ein Schiff betreten, lieber nahm sie den beschwerlichen Weg über die Berge. Wenn Farina seinerzeit nicht auf Leandras Trick reingefallen wäre, wäre ihr die tagelange Seekrankheit erspart geblieben. Leandra. Keine Spur hatte sie von ihr gefunden. Farina war sich sicher, dass die verstoßene Prinzessin noch etwas Amazonenstolz besaß und nicht in einem Wirtshaus als Magd arbeiten würde. Weil sie ihre Fähigkeiten als Kriegerin nicht einsetzen wollte, würde Leandra bestimmt Arbeit auf einen Hof suchen. Farina lächelte bitter. Da würde sie scheitern. In den letzten Wochen hatte sie mehrere Gestüte besucht, und keiner der Besitzer wollte eine Frau einstellen, schon gar nicht eine Amazone, die sich von einem Mann nichts sagen ließ.
Seit gestern Abend war Farina in Kiranin, und wenn dieser verdammte Sturm vorüberziehen würde, könnte sie ihre Suche fortsetzen.
„Stimmt etwas mit dem Essen nicht?“, fragte eine Stimme und riss Farina aus ihren Gedanken.
„Nein, alles bestens.“ Das Essen war lauwarm. Natürlich konnte sie sich darüber kaum beschweren, wenn sie den Teller so lange stehen ließ.
Als es am nächsten Tag endlich aufhörte zu stürmen, ritt Farina zum Südtor. Während der größere Wachmann ihr Herankommen gleichmütig betrachtete, setzte der andere eine strenge Miene auf.
„Was ist dein Begehr in Kirans Tempel?“ Seine Stimme schwankte leicht, und die Amazone unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Sie stieg vom Pferd, damit sie den Mann nicht mehr verunsicherte.
„Ich habe einige Fragen an euch.“
„An uns?“
„Ja, war hier in letzter Zeit eine junge Frau mit einem Verband um der rechten Hand, die dem Tempel des Kirans beitreten wollte?“
Die beiden sahen sich an, und der größere Mann wurde etwas blasser.
„Ist sie noch nicht zurück? Nachdem sie den Tempel vor vier Tagen besucht hat, schien sie ziemlich durcheinander zu sein.“
Anscheinend glaubten sie, Farina wäre eine Freundin und würde sich um Leandra sorgen. Es hat wirklich eine Zeit gegeben, in der ich, ohne zu zögern, mein Leben für sie geopfert hätte , dachte die Amazone, doch die ist mit Neria vergangen . Nun musste sie dafür sorgen, dass der Schwarze Dolch Leandras Blut zu schmecken bekam. Vor vier Tagen war sie also hier gewesen, dann sollte Farina sich in Kiranin umhören.
Sie bedankte sich bei den beiden Wachen, und als sie auf Mira stieg, sagte der Größere: „Hoffentlich findet Ihr sie bald.“
Farina musste zum zweiten Mal ein Lächeln unterdrückte. Wenn er wüsste, dass sie Leandra töten wollte, würde er das nicht hoffen.
Timor konnte es kaum erwarten, Bentan zu erreichen, auch wenn Adain sagte, dass es nur ein kleines Dorf war. Dort war sein Vater aufgewachsen, und Timor wollte so viel wie möglich über seine mendarnischen Wurzeln erfahren. Er drehte seinen Kopf nach links, wo sich ein Wald ausbreitete.
„Hast du in diesem Wald Jagen gelernt?“
„Ja, da man aber kaum drei Tage braucht, um ihn zu durchqueren, waren unsere Ausflüge zur Freude meiner Mutter recht kurz.“
„Erzähl mir etwas von ihr.“
„Sie war so schön, dass dein Großvater sich entschloss, in Bentan zu bleiben, obwohl er eigentlich zum Wald am Asol-Gebirge wollte. Vor unserer Hütte gab es einen Garten, denn deine Großmutter liebte Blumen über alles. Ach, hinter dem nächsten Hügel liegt das Dorf.“
„Ich geh voraus!“,
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