Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
unserer Zeugendienste gekommen?“
„Wegen der Zeugendienste.“
„Jetzt muss ich mich entschuldigen. Der Hohepriester hat alle Vorsteher zu sich gerufen. Ich wollte gerade das Schild draußen anbringen, dass wir heute keine Aufträge mehr annehmen.“
„Kann ich nicht direkt einen der Priester bitten?“
„Nein.“
„Ich brauche dringend einen Zeugen.“
„Euer Tonfall hört sich verzweifelt an, also gut, Ihr könnt in der Halle warten, aber es wird sicher länger dauern.“
„Danke, das werde ich tun.“
Timor wandte sich nach rechts und folgte den Schildern zur Halle, wo er sich auf einen der Stühle setze. Hoffentlich waren die Priester schnell mit der Besprechung fertig. Die Zeit verging, und Timor hatte das Gefühl, dass er stundenlang wartete. Da hörte er endlich Schritte und blickte auf. Ein Mann in blauer Robe näherte sich ihm.
„Sei gegrüßt in Isidors Namen, folge mir in mein Büro.“
Timor gehorchte, und nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte der Priester: „Was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“
„Bevor ich Euch das sage, möchte ich, dass Ihr niemanden etwas von dieser Unterhaltung erzählt.“
Der Priester lachte.
„Wir formulieren es besser so: Ich werde niemanden etwas von unserer Unterhaltung erzählen, es sei denn, du wünscht es.“
Einen Augenblick war Timor zu verblüfft, um etwas zu sagen. Als er schließlich nickte, leistete der Priester mit ernster Miene den Schwur, und Timor erzählte, weswegen er gekommen war.
„Ich denke, für diesen Auftrag kenne ich die geeignete Person. Ob sie diesen kurzfristigen Auftrag annimmt, liegt dabei bei ihr. Folge mir.“
Der Vorsteher führte ihn zu den Unterkünften der Novizen und klopfte an einer Tür.
„Herein!“, rief eine Stimme von innen.
Da der Raum klein war, konnte Timor ihn sofort überblicken, als der Priester die Tür öffnete. Auf dem Bett saß ein blonder Jüngling in seinem Alter, der gerade ein Buch beiseitelegte.
„Vandur, das ist Timor. Er hat ein Anliegen an dich.“ Nach diesen Worten ging der Vorsteher und ließ sie alleine.
„Um was handelt es sich?“
„Ich möchte, dass du heute Nacht Zeuge bist.“ Ein zweites Mal erzählte er Johars Geschichte, und am Ende seufzte der junge Priester.
„Ich habe zwar morgen eine wichtige Prüfung, allerdings ist die Wahrheit wichtiger.“
Er stand auf und warf sich einen warmen Mantel über die Schultern.
„Komm, lass uns gehen.“
„Gehen? Wohin?“
„Zum Anwesen der Durals natürlich.“ Vandur marschierte aus dem Raum, während Timor verdutzt stehen blieb. Dachte er, die Wache würde sie einfach so reinlassen?
„Warte.“ Er lief ihm hinterher. „Wir müssen noch abwarten und nachts-“
„Über die Mauer klettern?“ Vandur lächelte ihn an. „Vertraue mir, wir kommen ohne solche Dinge hinein.“
Er wirkte so selbstsicher, dass Timor nicht weiter widersprach, dennoch blieb das unbehagliche Gefühl in seiner Magengegend. Schließlich erreichten sie das Anwesen, und der Priester ging, ohne zu zögern, auf den Wachmann zu. Hoffentlich hat er nichts Dummes vor , dachte Timor. Zu seinem Erstaunen lächelte der Wachmann.
„Vandur, deine Schwester wird sich freuen, dich mal wieder zu sehen. Warst in letzter Zeit schwer beschäftigt, wie?“
„Bin es eigentlich immer noch.“
„Ist das dein Freund?“ Die Wache sah Timor an, und ihm brach der Schweiß aus.
„Nein, er ist mein Auftraggeber.“
„Mehr muss ich nicht wissen.“ Er gab den Weg frei, und als Vandur und Timor zum Nebeneingang gingen, meinte Timor: „Du hättest mir ruhig sagen können, dass deine Schwester hier arbeitet.“
Der Priester lachte leise.
„Das ist der Grund, warum ich dich begleiten sollte. Ich zeig dir den Weg in die Küche.“
Den Weg in die Küche hätte Timor auch alleine gefunden, wenn er seiner Nase gefolgt wäre. Dort wurde gerade das Abendessen vorbereitet, und Helen, Vandurs Schwester, bat sie, kurz zu warten. Nachdem sie fertig war, aßen sie zusammen mit den anderen Dienern und Mägden Abendbrot. Die Geschwister hatten sich viel zu erzählen und schienen nicht zu bemerken, wie die Zeit verflog, bis die Köchin sie unterbrach und meinte, es wäre das Beste, wenn Vandur und Timor im Anwesen übernachteten. Sie erhielten ein kleines Zimmer, und vor Mitternacht weckte Timor Vandur.
„Es wird Zeit.“
Müde nickte Vandur und folgte ihm auf den Gang. Sie schlichen in den Garten, und Timor zuckte zusammen, als der Sand unter Vandurs Füßen
Weitere Kostenlose Bücher