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Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Titel: Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Siebenreich
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bewusst, dass du dem Orakel nur eine Frage stellen kannst.“
Leandra bedankte sich und ging durch die Tür. In der Mitte des ansonsten leeren Saals stand eine Statue auf einem quadratischen Steinsockel. Das Abbild trug ein goldenes Diadem mit einem roten Rubin, der die Statue in ein seltsames Licht hüllte. Fast wirkte sie lebendig. Leandra kniete nieder und wollte ihre Frage aussprechen, als das Orakel erwachte.
„Du bist mit der falschen Frage zu mir gekommen, Tochter aus dem königlichen Geschlecht Tehunas.“
„Mit der falschen Frage?“ Leandra verstand nicht, denn die Wahl eines Gottes entschied über den Lebensweg.
„So ist es. Warum fragst du nicht, was in der Nacht, in der du verstoßen wurdest, wirklich geschah?“
Wenn das Orakel sie darauf hinwies, musste es ein Geheimnis geben, also nickte sie. Der Rubin flammte auf und erfüllte den Saal mit rotem Licht. Aus dem Boden stiegen Dämpfe auf, so dicht, dass Leandra glaubte, sie würde das Bewusstsein verlieren.
Auf einmal befand sie sich im Gemach ihrer Mutter, wo sich Königin Neria und Farina gegenüberstanden. Offensichtlich stritten sie sich, trotzdem verstand Leandra kein Wort. Dann merkte sie, dass die beiden nicht allein waren. Akrissa stand am Tisch und füllte Becher mit Wein. Sie warf einen seltsamen Blick auf die beiden Streitenden, und Leandra trat näher. Sie sah, wie Akrissa unter ihren Armschutz ein winziges Ledertäschchen hervorzog und den Inhalt – ein graues Pulver - in einen Becher schüttelte.
Leandra spürte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. Hilflos sah sie mit an, wie Akrissa die Becher zu ihrer Mutter und Farina brachte. Den Becher, in dem das Pulver war, gab sie der Königin.
„Mutter! Nein!“ rief Leandra, obwohl sie wusste, dass Neria sie nicht hören konnte.
Die Königin nahm einen Schluck. Farina sagte etwas, und Neria warf den Becher fort. Selten hatte sie ihre Mutter so zornig erlebt, und plötzlich griff Neria sich ans Herz und sank auf die Knie. Farina eilte an ihre Seite, während Akrissa die Wache ins Gemach rief, aber der Körper ihrer Mutter erschlaffte schon und ihre Augen – die sonst immer lebendigen Augen – wurden starr.
„Meine Mutter ist tot“, flüsterte die Prinzessin. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als Leandra sich daran erinnerte, dass sie im Streit auseinandergegangen waren. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Ihre Gedanken wirbelten durcheinander.
Sie blickte zu Akrissa.
„Warum hast du das getan?“, schrie Leandra.
Akrissa verließ den Raum, und Leandra spürte, wie eine Kraft sie hinterher trieb. Dabei bewegten sich nicht einmal ihre Beine! So musste sich ein Blatt im Wind fühlen. Akrissa ging auf Leandras Gemach zu und klopfte. Die Tür wurde geöffnet, und sie blickte in ihr eigenes Gesicht, damit verschwand das Bild, und die Prinzessin kam vor dem Orakel zu sich. Akrissa hat meine Mutter ermordet ...
Ihr wurde kalt und unfähig sich zu rühren, blieb sie liegen, bis ein Priester kam und sie hinausführte. Wie im Traum erblickte Leandra ihre Begleiter.
„Leandra!“, rief Timor entsetzt.
Wahrscheinlich sah sie aus wie ihr eigener Geist. Ihre Schultern fingen anzubeben.
„Hast du jemals geweint?“ Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
„Ja - bei den Göttern, was ist passiert?“
„Akrissa hat meine Mutter ermordet!“ Leandra warf die Arme um Timors Hals. Unbeholfen strich er ihr übers Haar, während sie sich an ihn klammerte. Eine Ewigkeit schien es zu dauern, bis ihre Tränen versiegten, und sie sich von ihm löste.
Verlegen wandte Leandra ihr Gesicht ab.
„Tut mir leid, dass ich die Fassung verloren habe.“
„Oh, Leandra!“ Timor umarmte sie und hielt sie fest. „Das ist in Ordnung.“
„Eine Amazone darf ihre Gefühle nicht zeigen, und meine Tränen entehren meine Mutter.“
„Unsinn“, Adain legte die Arme um sie beide. „wir drei haben so viel gemeinsam erlebt.“
Der Jäger wollte sie trösten, trotzdem erreichten seine Worte nicht die kalte Leere in ihren Herzen, und sie wollte allein sein.
„Wolltet ihr nicht selber das Orakel sprechen?“
„Aber-.“
„Geht nur, ich werde vor dem Tempel warten und trauern und nachdenken.“
Leandra ging nach draußen, ohne sich umzusehen. Sie lehnte sich gegen die Tempelmauer und schloss die Augen. Noch genau erinnerte sie sich an den letzten Abend, an dem die Königin ihr gesagt hätte, dass sie Leandra wie Stahl im Feuer härten will. Mutter, gerne wäre ich dir die Tochter gewesen, die du dir erhofft

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