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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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Stimme. Dazu muss man gar nicht laut sein, man muss nicht einmal etwas sagen. Man braucht bloß zu handeln.
    Es gibt ohnehin schon genügend Menschen, die entsetzlich viel reden, die laute Stimmen haben und unentwegt quatschen. Aber sie handeln oft nicht, weil das Reden immer einfacher ist. Etwas zu tun ist viel schwieriger. Würde ich nun hier sitzen und darüber nur reden, wie toll es eigentlich wäre, kein Handy mehr zu besitzen, nicht mehr in Supermärkte zu gehen, das Auto viel seltener zu benutzen, dann wäre das alles für den Arsch. Ich muss meine Ideen in Handlungen umsetzen: „Ich fahre nicht mehr mit dem Auto. Punkt.“
    Es macht keinen Sinn, jeden Abend vor dem Fernseher zu sitzen und über das Fernsehprogramm zu schimpfen und am nächsten Tag zu den Kollegen zu sagen: „Habt ihr den Dreck gestern im TV gesehen?“ Stattdessen muss ich den Fernseher zum Fenster hinauswerfen.
    Ab dem Moment, in dem ich handle und meinen Worten Taten folgen lasse, bin ich eine gültige Stimme. Ich glaube fest daran, dass jeder einzelne von uns eine fürchterliche Macht hat, in unserer Welt etwas zu verändern. Wichtig dabei ist, dass all diese „Gültigen Stimmen“ in allen sozialen Schichten, Berufssparten und politischen Richtungen agieren. Es reicht schon, wenn wir einfach gewisse Dinge nicht mehr nachfragen.
    Wenn das passiert, sind diejenigen, die uns die Waren präsentieren, die Dummen. Nehmen wir an, sie rühren ihre Werbetrommeln: „Jetzt gibt es das neue iPhone 6, es kann dieses und es kann jenes!“ Was passiert, wenn es niemand kauft? Das ist natürlich utopisch, das ist eine Vision. Eine Vision zu haben ist allerdings nichts Schlechtes. Schlecht ist es nur, wenn Menschen versuchen, ihre Visionen mit Gewalt in Wirklichkeit zu verwandeln. Solche Versuche sind in der Geschichte schon oft fehlgeschlagen. Wir müssen uns zur Umsetzung unserer Visionen Zeit lassen – ich glaube, das ist das Allerwichtigste, um handlungsfähig zu bleiben. Auf Biegen und Brechen lässt sich keine Veränderung herbeiführen. Allmählich wird einer nach dem anderen sein Leben ein bisschen verändern, es in eine andere Richtung zu manövrieren beginnen, sich andere Ziele setzen, andere Werte im Leben und neuen Sinn finden. Sein Nachbar wird dann womöglich sagen: „Was tust du denn jetzt?“
    „Ich habe einiges überdacht und mache ein paar Dinge ab jetzt etwas anders.“
    „Aha, ach so, ich verstehe.“
    Vielleicht fängt dann auch der Nachbar mit der Veränderung an. Es braucht eben Zeit. Irgendwann einmal wird sich das alles wie ein Lauffeuer über das ganze Land ausbreiten. Man wird sehen, dass wir auch anders funktionieren können, als man uns einschätzt. Das geht aber nur dann, wenn eine Minderheit – und „wir“ sind die Minderheit, nicht die Mehrheit – ihren Ideen Taten folgen lässt. Ich, der in der Öffentlichkeit steht und die Möglichkeit hat, über meine Visionen öffentlich zu sprechen, kann vielleicht dem einen oder anderen einen Anstoß geben, auch selbst etwas zu verändern. Wir brauchen diese kleinen Mosaiksteinchen, dann wird eine Veränderung unserer Gesellschaft möglich. Was ich aber nicht glaube – und jetzt kommt die schlechte Nachricht –, ist, dass wirschneller sein können, als der Zerfall des Systems dauern wird. Ich hoffe sehr, dass ich mich irre, aber ich nehme an, dass, bevor wir das „Ding“ umkrempeln, sich dieses auflösen wird. Wir werden alle dumm aus der Wäsche schauen. Vielleicht wird die Veränderung auch mit Katastrophen und Gewalt einhergehen. So, wie ich aus meiner eigenen Lebenserfahrung Menschen einschätze und die Geschichte beurteilen kann, gehe ich davon aus, dass es irgendwann einmal so richtig krachen wird.
    Clemens G. Arvay: Der deutsche Philosoph Michael Schmidt-Salomon sagte einmal, wir seien nicht der Homo sapiens, sondern der Homo demens. Denn „demens“ ist lateinisch und bedeutet „verblendet“ oder „wahnsinnig“. Es kann auch als „sinnlos“ übersetzt werden.
    Roland Düringer: Alleine, dass wir uns selbst als Homo sapiens bezeichnen, bestätigt diese Aussage des Herrn Schmidt-Salomon. Wenn sich jemand selbst als „weiser Mensch“ bezeichnet, noch dazu als Homo sapiens sapiens , als doppelt weiser Mensch, dann muss man schon einen ziemlichen Knall haben. (lacht)
    Clemens G. Arvay: Homo sapiens ist übrigens die Spezies, also die Art des Menschen. Homo sapiens sapiens ist die Unterart, auch als Subspezies bezeichnet. Es gibt nur eine Unterart beim

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