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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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Menschen. Dazu zählen alle Menschen aller Hautfarben. Es gibt daher keine „Menschenrassen“, da der Begriff „Rasse“ gleichbedeutend mit der Unterart einer bestimmten Spezies ist. Und beim Menschen gibt es eben nur diese eine namens Homo sapiens sapiens .
    Roland Düringer: Also gibt es nur eine Menschenrasse, auch wenn manche anders aussehen? Wenn manche dunkler sind, manche gelber, manche röter. Es ist immer dieselbe Rasse?
    Clemens G. Arvay: Biologisch betrachtet ist das völlig korrekt. Wir gehören weltweit nur einer einzigen Unterart an, daher gibt es auch nur eine „Menschenrasse“.
    Roland Düringer: Das stimmt. Es gibt ja auch einen weißen Schäferhund, einen braunen oder einen schwarzen, und dennoch sind sie alle Schäferhunde.
    Jedenfalls hat Herr Schmidt-Salomon mit seiner Theorie des Homo demens schon recht. Nur muss man dann dazu fairerweise sagen: Ich gehöre auch dazu, Herr Schmidt-Salomon selbst ist es und wir alle sind es. Wir gehören alle dieser Spezies an: Homo demens , der verblendete Mensch. Die Frage ist, ob wir das immer schon waren oder ob wir uns erst dorthin entwickelt haben. Aber das ist ein anderes Kapitel.
    Unsere Vorfahren waren ständig in der Gefahr, vom Säbelzahntiger gefressen zu werden. Wenn es eine Begegnung mit einem solchen Säbelzahntiger gab, löste das Stress aus und entweder du schafftest die Flucht vor dem Raubtier oder du wurdest einfach aufgefressen. Säbelzahntiger sind aber – wie wir wissen – ausgestorben. Es gibt auch kaum noch Wildtiere, die uns ans Leben wollen. Da wir aber das Gefühl, gejagt zu werden, offenbar brauchen, haben wir unsere modernen Säbelzahntiger selbst erschaffen. Ich nenne sie einfach „Sachzwänge“. Das sind Sachen, die uns zwingen, das zu tun, was sie wollen. Und wir leisten unseren Säbelzahntigern Folge, obwohl wir sie selbst in die Welt gesetzt haben. Das ist eigentlich so richtig gaga.
    Ich halte zum Beispiel das Mobiltelefon für einen Säbelzahntiger, aber auch den Radiowecker am Morgen, der unbarmherzig läutet, und auch all die falschen Werte, die wir im Kopf haben. Dass wir uns darüber Gedanken machen, was sich die anderen über uns denken, ist auch ein Säbelzahntiger undbei jedem Säbelzahntiger, bei jedem virtuellen Säbelzahntiger, dem wir begegnen, entsteht genauso wie beim Neandertaler eine Stressreaktion im Körper. Das heißt, das vegetative Nervensystem reagiert darauf und schaltet in den Kampfmodus, in den Überlebensmodus. Der Blutdruck steigt, die Verdauung geht auf Stand-by, die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus und im Körper werden unglaublich viele Gifte erzeugt – zum eigenen Schutz. Wenn der Neandertaler vor dem Säbelzahntiger davonlief, war er so auf Drogen, auf körpereigenen Drogen, dass er, falls ihn der Tiger erwischte, den Biss gar nicht mehr spürte. Das ist eine natürliche Schutzfunktion des Körpers. Sobald die Flucht vor dem Säbelzahntiger gelungen war, wurden diese Gifte ausgeleitet.
    Bei uns ist es so, dass wir von einem modernen Säbelzahntiger zum anderen hüpfen: Hier läutet das Handy, dort ist der Computer abgestürzt. Die Kinder schreien. Der Chef ruft an oder der Installateur kommt nicht. Das bedeutet, dass wir pausenlos Stressreaktionen haben, die Gifte, die dabei entstehen, aber nicht mehr abbauen. Sie lagern sich im Körper ab. Unsere selbst erschaffenen Säbelzahntiger lösen also in uns nicht nur psychische, sondern auch körperliche Reaktionen aus. Wir stehen pausenlos unter Strom. Wer hat heute noch einen ruhigen Puls, setzt sich hin und kommt auf 40–50 entspannte Pulsschläge pro Minute, oder schafft es, in 60 Sekunden nur zwei- oder dreimal zu atmen, ohne sich dazu zu zwingen? Ein aktiver Mensch zählt in der heutigen Zeit als guter, wertvoller Mensch. Ein passiver Mensch wird als fauler Mensch betrachtet, der für die Gesellschaft keinen Wert hat. Allerdings gehen wir mit diesen beiden Begriffen sehr willkürlich um. Was bedeutet es, passiv zu sein und was bedeutet es, aktiv zu sein?
    Wenn ich in meinem Garten unter der Weide sitze, in meinen kleinen Teich blicke und mich eine Stunde lang nicht bewege, sondern einfach nur beobachte und nachdenke, dann bin ich in denAugen vieler Menschen passiv – also ein fauler Sack. In Wirklichkeit bin ich aber hochaktiv, da ich mich mit mir selbst und mit meinem Lebensraum beschäftige. Ich beobachte die Natur, denke über sie nach. Obwohl ich mich dabei nicht bewege, bin ich also aktiv und in meinem Inneren tut

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