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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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ansehe, ist mir völlig unklar, wie und weshalb das Ding funktioniert. Wenn ich einen Computer aufschraube, ist mir sein Innenleben unbegreiflich. Ich kann nicht nachvollziehen, warum er das verursacht, was ich auf dem Bildschirm sehe. Ich habe sogar den starken Verdacht, dass selbst viele Fachleute, die Computer zusammenbauen oder reparieren können, zwar wissen, welches Teil welche Funktion übernimmt, dass sie aber dennoch nicht verstehen, warum es funktioniert. Vermutlich begreifen das Warum nur die Entwickler der Technologie selbst.
    In der Elektronik bringt dich technisches Verständnis nicht mehr weiter. Selbst dann, wenn du ein bestimmtes Bauteil lange beobachtest und ihm beim Arbeiten zusiehst, kannst du seineFunktion nicht feststellen. Schließlich bewegt sich dabei ja nichts und ist daher nicht nachvollziehbar.
    Viel spannender ist es, eine Maschine zu beobachten. Selbst, wenn du in deinem Leben noch nie ein solches Gerät gesehen hast, hast du gute Chancen, dahinterzukommen, was es tut und wie es funktioniert. Was bewegt die Maschine? Wie arbeitet sie? Das Geheimnis ihrer Funktionsweise ist in der Mechanik nicht „eingeschweißt“, sondern offenbart sich vor unseren Augen. Ich bin Mechaniker, weil ich die Dinge gerne anfasse, um sie zu begreifen. Ich bin also ein analoger Mensch, kein digitaler.
    Mir fällt gerade ein Witz ein:
    Drei Männer, ein Mechaniker, ein Elektriker und ein Computertechniker, sind in einem Auto unterwegs, als der Motor plötzlich zu stottern anfängt, und der Wagen stehenbleibt. Die drei wissen nicht, was los ist, der Motor springt ganz einfach nicht mehr an. Die erste Ferndiagnose stellt der Mechaniker: „Da stimmt sicher etwas mit dem Vergaser nicht. Der bekommt zu wenig Sprit.“ Daraufhin sagt der Elektriker: „Nein, das ist bestimmt die Zündung, der Motor hat keinen Funken.“ Schließlich meldet sich der dritte zu Wort, der Computerfachmann: „Ich habe folgenden Vorschlag: Wir steigen jetzt alle aus und steigen einfach noch einmal ein. Vielleicht läuft er dann wieder.“
    Bei einem Computer besteht tatsächlich oft die einzige Möglichkeit der Instandsetzung darin, ihn abzuschalten, nochmals einzuschalten und zu hoffen, dass das Gerät gnädig ist und wieder das tut, was es tun soll. Du hast aber nur selten die Möglichkeit, das Ding – sei es ein Laptop oder ein Mobiltelefon – zu reparieren, wie man es als Mechaniker tun würde. Ich beschäftige mich mit vielen – vielleicht mit zu vielen – technischen Dingen und versuche stets, zu verstehen, wie und weshalb sie funktionieren. Ich möchte das Wesen derSache, die schließlich von Menschen gemacht wurde, begreifen. All dieser technische Kram, das Industriegerümpel, mit dem wir uns umgeben – die Kamera, der Computer, die Digitaluhr oder heutzutage auch das Auto –, ist zwar tote Materie, jedoch steht dahinter immer ein Geist. Das heißt, es müssen zuerst Gedanken da sein, irgendwelche Ideen und Visionen. Die Kunst besteht darin, diese Ideen zu materialisieren und etwas Reales daraus entstehen zu lassen, das man anfassen kann. In allen technischen Neuerungen, in jedem Computer, in jedem Auto, in jedem Motorrad, wohnt ein Geist, nämlich der Geist des Erfinders. Beim Motorradfahren ist das für mich noch deutlich spürbar. Jedes Mal, wenn du das Motorrad wechselst, sitzt du auf einmal auf einem ganz anderen Gerät, bist mit einem ganz anderen Wesen und einem anderen Charakter konfrontiert. Motorräder haben wirklich noch Charakter, vor allem die älteren Modelle.
    Moderne Autos verstehe ich auch nicht mehr so, wie ich die alten verstehen konnte. In den meisten neuen Autos gibt die Elektronik vor, was passiert. Früher musste man, um ein Auto oder ein Motorrad zu „frisieren“, einen Sportauspuff anbringen, einen größeren Vergaser installieren, den Zylinder schleifen, einen größeren Kolben einbauen und damit den Hubraum erhöhen. Das sind lauter mechanische Bauteile.
    Heutzutage sind Motoren oft mechanisch baugleich und werden elektronisch über das Zündverhalten und die Treibstoffmenge zu gegebener Zeit geregelt. Du kannst heute ein Motorrad mit 100 PS kaufen und mit dem teureren Modell vergleichen, das vielleicht 140 PS hat. Der Motor ist baugleich mit dem des schwächeren Fabrikats, lediglich der Computer ist anders programmiert, sodass sich die 140 PS ergeben. Ähnlich ist es bei herkömmlichen Dieselautos: Ob der Wagen 90 PS oder 120 PS hat, entscheidet letztlich die Elektronik. Nicht mehr

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