Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)
die Hardware, also die mechanischen Teile, sonderndas elektronisch festgelegte Verhalten des Motors ist ausschlaggebend. Mechaniker konnten früher fast alles reparieren, von Autos und Motorrädern bis hin zu Waschmaschinen. Sie sahen sich die Geräte an und sagten dann zum Beispiel: „Okay, dieses oder jenes Bauteil ist kaputt, sehen wir zu, dass wir es reparieren können oder ein neues bestellen und dann einbauen“. Dabei konnten sie gleich die gesamte Maschine warten. Wenn dein Auto heute zu ruckeln beginnt, fährst du damit in die Werkstatt, sofern du das nicht schon vorher tust, weil auf dem Armaturenbrett bereits eine Leuchte aufblinkt und anzeigt, dass das Auto in die Werkstatt „will“. Dort wird dann ein Diagnosegerät an dein Auto angeschlossen und der Computer wirft den Fehler aus: „Dieses Teil gehört getauscht. Das ist der Fehler.“ Es wird dann kaum mehr etwas repariert, sondern nur mehr ausgetauscht. Meist sind es elektronische Teile, die defekt sind. Die meisten Autos bleiben heutzutage nicht auf der Strecke liegen, weil etwas Mechanisches kaputtgeht, sondern weil die Elektronik einen Fehler aufweist und dann auf „Notprogramm“ schaltet und womöglich nur mehr eine Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern zulässt. An dem Punkt wird es für mich fast schon unheimlich, weil ich merke: Da hat irgendetwas in dem Ding plötzlich die Macht, zu sagen: „Ich bin kaputt“, obwohl mechanisch alles in Ordnung ist. So kann man auch mit wenig Aufwand die geplante Obsoleszenz in technische Geräte integrieren – das eingebaute Ablaufdatum.
Ich hatte aber auch schon überraschend positive „Begegnungen“ mit Computern, sodass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es gibt in meiner Nähe jemanden, der einen Computer besitzt, ein handelsübliches, unspektakuläres Gerät, auf dem ein Programm läuft, das sehr viel Geld gekostet haben muss. Damit können EDV -gestützte gesundheitliche Analysen an Menschen durchgeführt werden, was in dem konkreten Fall so funktioniert,dass ich der Dame, die den Computer bedient und im Umgang mit dem Programm geschult wurde, beispielsweise ein paar meiner Kopf- oder Barthaare gebe. Die Haare werden in eine Art Scanner gelegt und nach einer gewissen Zeit spuckt der Computer ein Profil meines Gesundheitszustandes aus. Sprich: Er sagt mir, was mir fehlt, welche Probleme ich habe, sowohl auf der seelischen als auch auf der physischen Ebene.
Das klingt natürlich zunächst wie Hokuspokus. Wir können uns vielleicht noch vorstellen, dass es Menschen geben könnte, welche die Gabe besitzen, gesundheitliche Probleme eines anderen Menschen zu sehen oder zu spüren. So etwas kann ich auch gedanklich gut nachvollziehen. Dass es aber ein technisches Gerät geben soll – nichts anderes als einen Computer, mit dem du auch Videogames spielen könntest –, das dir dann detaillierte Auskunft über deine Gesundheit geben könne, klingt wie Bauernfängerei. Ich habe es aber ausprobiert und war verblüfft.
Die Sache lief damals nicht so ab, dass der Computer einfach Allgemeinplätze ausgeworfen hätte wie zum Beispiel: „Sie haben manchmal Kreuzschmerzen, spüren gelegentlich die Bandscheiben, haben ein bisschen Übergewicht“. So etwas könnte man fast jedem Menschen sagen und das meiste würde zutreffen. Aber es war nicht so. Der Computer analysierte nur meine Haare und erstellte daraus eine spezifische, sehr detaillierte Diagnose, die ich durch bestehende medizinische Befunde zu hundert Prozent bestätigen konnte. Alles stimmte. Ich war sprachlos.
Clemens G. Arvay: Es war also kein Mensch, der deine Haare unter die Lupe nahm und dann sagte: „Ich sehe ein paar Ablagerungen dieser oder jener Substanz, daraus schließe ich dies oder das“. Haare dienen dem Körper ja unter anderem zur Entgiftung. Unser Organismus lagert in Haaren und Nägeln auch Stoffe ein, die er ausscheidet. Aussolchen Hinweisen könnte man bei der Analyse und bei entsprechender Erfahrung unter Umständen Schlussfolgerungen ziehen.
Roland Düringer: Das Ganze war aber ausschließlich eine Leistung des Computers und es ging nicht um Einlagerungen von Substanzen in meinen Haaren, sondern nur um Information, die im Haar abgespeichert ist. In deinem Haar sind also Informationen über dich abgelegt: Was du bist, wie du funktionierst, deine Mängel, alles! Dabei geht es auch nicht um genetische Information. Es handelt sich um eine Ebene, die wir noch nicht verstehen.
Clemens G. Arvay: Wenn wir diese
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