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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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halben Jahr furchtbar auf die Nerven gehen können. Ich hätte zu dem Schluss kommen können, dass ich zum Beispiel zu ungeduldig für einen Garten bin, weil ich gewohnt war, mechanisch zu denken und zu agieren. Baue ich einen Motor zusammen, so „wächst“ er vor mir genau so, wie ich ihn zusammenschraube. Aber so läuft das beim Gärtnern eben nicht.
    Würde ich mit der Herangehensweise des Mechanikers meinen Garten bewirtschaften, so würde das nicht klappen. „Ich setze meine Tomatenpflanze jetzt ein und punktgenau am Tag X muss dann die erste Frucht reif sein.“ Würde ich es nicht ertragen, wenn es nicht genau so kommt, wie ich es berechnet habe, dann würde ich mit meinem Garten furchtbar unglücklich werden. Wenn man sichaber auf den Garten und die Pflanzen einlässt, kann man sehr viel daraus lernen. Denn: „Es ist nicht entscheidend, was Sie aus Ihrem Garten machen, sondern entscheidend ist, was Ihr Garten aus Ihnen macht.“ Dieser Satz war in der TV-Serie „Der Wilde Gärtner“ in jeder Episode unser Schlusssatz.
    Nachdem der Garten nun Teil meiner Lebensgeschichte war, dachte ich bei mir: „Das war ein so schönes Erlebnis, eine so gute Erfahrung für mich, die möchte ich anderen Menschen weitergeben.“ Vielleicht gibt es da draußen viele Menschen, die sich nicht vorstellen können, dass ein Garten irgendetwas kann, sondern Gärten eher mit Spießertum, mit Schrebergärten, mit „alten Leuten“ in Verbindung bringen oder einfach meinen, Gärtnern sei konservativ und keiner würde das heute mehr brauchen. Ich wollte diesen Menschen zeigen, dass ein Garten eigentlich viel mehr zu bieten hat. So entstand die TV-Serie „Der Wilde Gärtner“. Zu dieser Zeit war mein Garten für mich bereits Normalität, also kein Experiment mehr. Irgendwann muss ein Experiment schließlich aufhören, ein Experiment zu sein. Entweder, indem man es beendet und sagt: „Okay, ich habe mir das angesehen, jetzt lasse ich es bleiben“, oder aber das Experiment wird zu einem Teil des eigenen Lebens.

    Für Roland Düringer ist der Garten ein Teil seines Lebens geworden.
    Das Leben in meinem Garten wurde zu meinem Leben und es lebt sich gut darin – auch wenn man sich manchmal ärgert oder wenn man unglücklich ist. Dieses Jahr, 2013, erlebe ich eine Saison, in der ich mit dem Garten eigentlich unglücklich bin, weil ich mich in diesem jahr erstmals wirklich außerordentlich bemüht habe, weit mehr als sonst – das ist wahrscheinlich der Fehler, weil ich dadurch Erwartungen hatte – und jetzt spielt das Wetter nicht mit 2 . So bemüht wie in diesem Jahr war ich um meinen Garten zum letzten mal im ersten Jahr, in dem ich mit dem Gärtnern anfing. Zu Hause, auf der Fensterbank, steckte ich Samen in die Erde, um die Jungpflanzen selbst großzuziehen. Ich legte ein Gartentagebuch an, in dem ich dokumentierte, wann ich welche Pflanzen einsetzte. Ich engagierte mich dieses Jahr wirklich sehr in meinem Garten.
    Im Frühjahr gingen dann einige Pflanzen aufgrund der plötzlichen Kälte zugrunde – als dieser starke Regen kam und in den Tälern entlang von Flussläufen Überschwemmungen brachte. Durch das nasse Wetter vermehrten sich die Nacktschnecken und diese fressen mir gerade so ziemlich alles aus meinem Garten weg. Von meinen Kürbispflanzen ist fast nichts mehr übrig, ich habe aber noch ein paar in Reserve, die ich einpflanzen werde. Für einen Berufsgärtner wäre das alles ein Misserfolg. Ich ging in letzter Zeit, als es so oft regnete, beinahe jede Nacht zweimal mit einer Stirnlampe durch den Garten, um Schnecken aus meinen Beeten aufzusammeln. Das macht unglücklich, erscheint mir sinnlos, denn am nächsten Tag sind ohnehin wieder Schnecken da. Dennoch ist dieses „Unglück“ Teil eines guten Lebens.
    Ich sehe den Sinn meiner Berufung darin, über Dinge zu sprechen, die mich gerade selbst bewegen und die ich durchs Tun verinnerlicht habe. So werden die Worte glaubwürdig und die Geschichten werden in Form von Bildern im Kopf nachlebbar.
    Am besten spricht man über Autos, wenn man sich mit Autos auskennt, redet über das Häuserbauen, wenn man die Baumaterialien kennt und weiß, wie man es macht – wenn man die Höhen und Tiefen des Hausbaus selbst erlebt hat. Das ist, so glaube ich, das Allerwichtigste, wenn man etwas zu sagen hat, und ich bin – zum Glück ein Mensch, der immer etwas zu sagen hatte, auch schon in der Schule. Ich meine damit nicht, dass ich das Sagen hatte. Etwas zu sagen zu haben

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