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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Ich hätte ihn genauso leicht töten können wie Lurlan, und das muß ihm auch bewußt gewesen sein. Aber er war so mutig, wie alle ihn rühmten, und blieb stehen, wenn auch mit fahlem Gesicht.
    »Keefe!« brüllte er. Dann wirbelte er erneut herum und wandte sich an die Krieger. »Dieser Mann hat den Feind getötet!« heulte er. »Er hat den Stamm geschmäht – er ist unser Feind. Laßt uns ihn verbrennen!«
    Und sie hatten auch durchaus die Absicht, es zu tun. Die Krieger brüllten vor Wut. Zwar waren sie nicht übermäßig von Corlos eingenommen, aber sie respektierten den heiligen Brauch des Feindverbrennens. Und ich hatte ihn gebrochen! Also war ich der Feind.
    Ich griff nach Clory und wich so unauffällig wie möglich zurück. Meinen Bogen hielt ich immer noch in der Hand. Ich holte einen weiteren Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Sie sollten sehen, daß ich mich nicht kampflos verbrennen ließ.
    Das Unterholz war ziemlich dicht hier. Wir verschwanden darin. Nach etwa zwanzig Fuß hängte ich mir den Bogen wieder über und rannte mit Clory, was wir konnten.
    »Wohin wollen wir, Keefe?« fragte die Kleine. Sie benahm sich sehr tapfer. Ich brauchte ihr nicht zu sagen, daß wir uns in ernsthaften Schwierigkeiten befanden. Wenn ihr Vater nicht tot gewesen wäre – er war während eines Überfalls ums Leben gekommen, als er ihre Mutter zu beschützen versuchte –, hätte sie sich vielleicht dagegen gewehrt, daß ich sie mitnahm. Doch der einzige bei den Blauen, der ihr wirklich nahestand, war ich.
    Ich hörte sie in der Lichtung nach meinem Blut heulen. Und dann erschallte Corlos’ laute Stimme über die der anderen. Ich verstand nicht, was er sagte, aber es beruhigte sie offenbar. Wenn sie die Rot-Braunen diese Nacht noch überfallen wollten, mußten sie bald aufbrechen und hatten keine Zeit mehr, uns gefangenzunehmen – bis sie zurückkehrten. Das gab uns eine Chance.
    Wir standen eine Weile mucksmäuschenstill und lauschten auf Geräusche möglicher Verfolger, doch es gab keine. Wir hörten lediglich die fernen Schreie, als sie das Haus des Feindes verbrannten. Ich fragte mich, wen sie statt meiner verbrannt hatten. Lurlans Leiche vermutlich. Allmählich wurde es ruhiger, bis wir schließlich keinen Laut mehr vernahmen.
     
2. DER SEGLER
     
    Ich erwachte abrupt und griff nach meinem Bogen. Etwas hatte mich geweckt – Stimmen!
    Wir hatten Stunden geschlafen, viel länger als beabsichtigt. Das wurde mir klar, als ich nach Clory schaute, denn es war bereits hell genug, sie zu sehen. Der Morgen konnte nicht mehr sehr fern sein.
    Ich erhob mich vorsichtig, ohne sie zu wecken, und sah nach, woher die Stimmen kamen. Keine zwanzig Fuß entfernt bog gerade ein Trupp Krieger auf den Pfad.
    Verfolgten sie uns? Nein, es waren Piloten, Männer, die in der Sicherheit ihrer Segler über die zu überfallenden Dörfer flogen, auf den Feind schossen, brennende Fackeln auf ihn hinunterwarfen und so für Chaos sorgten. Sie waren auf dem Weg zum Hügel, wo unsere Segler stets einsatzbereit gehalten wurden.
    Ich konnte mit einem Segler umgehen, das war eines der Dinge, für die ich in Lurlans Schuld stand. Wenn wir eines dieser Luftboote stehlen könnten …
    Die Piloten waren bereits außer Hörweite. Schnell weckte ich Clory und erklärte ihr, was ich gesehen und was ich vorhatte. Sie war die wundervollste aller Siebenjährigen, sie verstand mich sofort und folgte mir vorsichtig durch das Unterholz zu der Lichtung, wo sich die Katapulte der Segler befanden.
    Als wir näher kamen, hörten wir das stumpfe Twäng, als ein Katapult den ersten Segler in die Luft schickte. Wir versteckten uns unter einem Baum, als das Luftboot direkt über uns ein Stück des Hanges herunterflog, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Glücklicherweise für uns mußten die Piloten anfangs eine ziemliche Strecke zurücklegen, ehe sie die nötige Höhe erreichten. Sie konnten deshalb nicht aufeinander warten und in größeren Gruppen das Feinddorf anfliegen. Wäre es ihnen möglich gewesen, hätte es keine Chance für uns gegeben, denn wir wären sofort entdeckt und abgeschossen worden.
    Nie schlich ich mich an einen Fresser so lautlos an, wie ich jetzt Clory kriechend zu den Katapulten führte. Der Himmel färbte sich bereits blau, und Tau bedeckte den Boden. Wieder ertönte das Twäng. Der zweite Segler brach auf. Zwei Segler mit je zwei Mann waren in der Luft. Wenn ich richtig gezählt hatte, waren drei Segler und acht Mann übrig.
    Ein dritter

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