Lebe wohl, Erde!
der eine ganze Reihe verschiedener Pulps herausgab. Aber es hatte auch eine verlockende Seite. Als selbständiger Redakteur hatte ich zwanzig Dollar die Woche verdient, für den Assistentenposten waren sie bereit, fünfunddreißig auf den Tisch zu blättern.
Ich überlegte nicht lange. Das regelmäßige Gehalt war unwiderstehlich. Außerdem würde es mir Spaß machen, für Al Norton zu arbeiten, denn er war ein sehr fähiger und tüchtiger Mann. Er war ursprünglich als Redakteur für die Sportzeitschriften eingestellt worden, dann hatte man ihm auch andere Reihen übertragen, wie Kriminalromane, Horror-, Western- und Luftkrieg-Stories, bis er schließlich auch meine beiden SF-Magazine erbte. Ich durfte bei allen mithelfen.
Wenn ich so überlege, handelte es sich dabei nicht gerade um herausragende Beispiele amerikanischer Literatur, obgleich tatsächlich hin und wieder ein paar sehr gut geschriebene Sachen darunter waren, erstaunlicherweise ein Teil davon in den Sportmagazinen, einiges auch in den Western. Ein paar Autoren – beispielsweise fand ich Joel Townsley Rogers beachtlich gut, verglichen mit den Schreiberlingen, die Norton gewöhnlich ihre Sachen anboten – schienen mir geradezu literarisch zu sein. Aber im allgemeinen machte das Redigieren von Stories etwa soviel Vergnügen wie das Reinigen von Abflußrohren.
Die Luftkrieg-Magazine waren besonders grauenvoll, einige von ihnen wurden auf Vertragsbasis von jeweils einem einzigen Autor verbrochen. Diese Stories zu redigieren war eine Qual. Als die beiden Magazine, die von solchen Vertragsautoren verfaßt wurden, aufgrund der Papierknappheit des zweiten Weltkriegs eingingen, bemerkten die beiden Schreiberlinge, sie müßten einen neuen Abnehmer finden. »Ich versuche es bei der SATURDAY EVENING POST«, erklärte der eine, während der andere beschloß, von nun an Krimis zu verfassen, weil er der Ansicht war, daß die Filmrechte dafür eine Menge Geld einbringen würden. Wir feixten hinter vorgehaltenen Händen – aber die SATURDAY EVENING POST kaufte tatsächlich alles an, was der erstere ihnen schickte, und zwar zu einem zwanzigmal höherem Honorar, als wir ihm je gezahlt hatten, und zumindest zwei der Krimis des anderen wurden sehr erfolgreiche Filme.
Wie John F. Kennedy gern bemerkte: »Es geht auf der Welt nicht gerecht zu.«
Bei solch einer Konkurrenz wie dem Mist, den ich Tag für Tag bearbeiten mußte, faßte ich den Mut, für Abnehmer außerhalb des SF-Markts zu schreiben, und es stellte sich heraus, daß ich keine Schwierigkeiten hatte, meine Sachen an den Mann zu bringen. Als erstes wurden meine Liebesgedichte angenommen. Wie fast alle Teenager mit ein wenig Begabung hatte ich ein paar geschrieben, um die Mädchen meiner Bekanntschaft zu beeindrucken. Ich konnte es kaum fassen, daß man mir auch noch Geld dafür geben würde. Doch ich sollte noch weitere Wunder erleben. Man zahlte pro Zeile zehn Cent. Meine Zeilen waren ziemlich lang. Da zeigte die verantwortliche Redakteurin Mitleid mit mir. Sie war ein ehemalige Trapezkünstlerin namens Jane Littell. Sie wies mich darauf hin, daß ich die Zeilen aufteilen könnte. Sie würden dadurch nicht nur wirkungsvoller, sondern brachten mir auch das Dreifache ein.
Trotzdem war mit Liebesgedichten nicht viel zu verdienen. Ich mochte Janie sehr, aber ich brachte es einfach nicht fertig, Liebesromane für ihre Reihen zu schreiben, genausowenig, wie ich je einen Western verfassen konnte. Aber alles andere versuchte ich. Für die Pulps wurden eine straffe Handlung und Action verlangt. Ich stellte mich darauf ein und lernte es gründlich, vielleicht gründlicher, als gut für mich war. Und ich glaube, das machte sich sogar in der SF bemerkbar, die ich zu der Zeit schrieb, wie beispielsweise in LEBE WOHL, ERDE! Diese Story erschien in der Februar-Nummer 1943 von ASTONISHING STORIES.
Lebe wohl, Erde!
1. DIE HERREN DER VASALLENERDE
Collard besuchte mich vor einer Weile. Er sagte mir, daß sie fast fertig seien. Ich habe noch etwa eine Stunde, dann bin ich an der Reihe. Ich weiß nicht, was geschehen wird. Ich glaube, ich werde sterben, wenn sie mich den Strahlen ihrer Maschinen aussetzen, um mich zu ihrem Geschöpf zu machen, zu einer Marionette, damit ich mich über die Gesetze und die Weisheiten der Anderen lustig mache. Ich wollte, ich könnte jetzt sterben, aber das läßt die Kraft nicht zu, die die Anderen mir gaben. Ich habe es schon mit Gift versucht, doch es wirkte nicht. Aber ich
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