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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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seiner Uniform. Ihn band er mit seinem eigenen Gürtel, und den Mund stopfte er ihm mit einem Raumfahrerhalstuch, ehe er ihn außer Sicht von der Tür hinter den Schreibtisch zerrte. Jetzt drehte er noch den Sessel so, daß ein Eintretender nur seinen Rücken sehen und so nicht erkennen konnte, daß der Gouverneur bewußtlos war.
    Hastig entkleidete er sich und schlüpfte in die feldgraue Uniform, die schnell an verschiedenen Nähten nachgab. Aber das lange Cape des Polizisten würde diese Tatsache vielleicht verbergen.
    Duane bemühte sich um einen festen Schritt über den langen Teppich, dann öffnete er die Tür und trat hinaus.
    Die beiden Wachen am Gang außerhalb des Vorzimmers beachteten ihn nicht weiter, und es hielt ihn auch niemand auf, als er durch das Gebäude und auf die Straße eilte. Aber er befürchtete, daß sein Glück nicht ewig währen würde. Trotzdem war es in der Stadt leichter, in der Menge unterzuschlüpfen, denn viele liefen in Uniformen wie der seinen umher. Es ist unmöglich, dachte Duane, daß die gesamte Ligapolizei auf Kallisto korrupt ist und alle der Männer Andrias unterstützten, denn wäre es der Fall, brauchte der Gouverneur ja die Gewehre nicht, weil die der Polizei für ihn genügt hätten, sich durchzusetzen.
    Duane fluchte, daß die Erdregierung nicht weitsichtig genug gewesen war, die, die damals Kallisto zum Zuchthausplaneten gemacht und den Abschaum der Menschheit hierher verbannt hatte. Erst als das Unheil seinen Lauf genommen hatte, war ihnen klar geworden, daß sie ein Problem geschaffen hatten, das viel schlimmer als jenes war, das sie versucht hatten zu lösen.
    Kriminalität war nicht erblich. Die Kinder der deportierten Strafgefangenen, oder zumindest die meisten, waren anständig und wollten respektiert werden. Aber das war unter den gegebenen Umständen nicht möglich. Auch auf der Erde war die Kriminalität nicht merklich gesunken, nachdem sie ihre Gangster und Mörder auf Kallisto verbannt hatten. Jedenfalls schritt die Liga viel zu spät ein und entsandte einen eigenen Gouverneur auf den Jupitermond. Es hätte sich immer noch eine zufriedenstellende Lösung finden lassen, wenn der Gouverneur ein ehrlicher Mann gewesen wäre. Der erste war es auch. Unter ihm hatte es beachtliche Fortschritte gegeben. Die unbestechliche, gutbewaffnete Ligapolizei hatte die Eiterherde der Planeten eingedämmt und für Heilung gesorgt. Eine bürgerfreundliche Kampagne war gestartet und eine Regierung mit Volksvertretern gewählt worden.
    Aber der erste Gouverneur war gestorben. Und sein Nachfolger war Andrias.
    Er hat alles wieder zunichte gemacht! dachte Duane grimmig, als er den Leihwagen zum Raumhafen lenkte. Auf seinem Marsch durch die Stadt hatte er die Gesichter studiert. Die Hälfte etwa war von düsteren Ahnungen gezeichnet, die andere von Verrat und Hinterlist. Einige der letzteren waren noch echte Deportierte – das letzte Häftlingsschiff hatte seine menschliche Ladung erst vor zwölf Jahren auf Kallisto abgesetzt. Alle, die Andrias zu bewaffnen gedachte, gehörten entweder den ursprünglichen Deportierten an oder ihren labileren Nachkommen.
    Was hielt Andrias eigentlich zurück? Weshalb brauchte er unbedingt die geschmuggelten Waffen? Die Antwort darauf, dachte Duane, war ermutigend, aber sie ließ eine Frage offen. Andrias hatte also nicht die absolute Kontrolle über die Ligapolizei auf Kallisto, aber welchen Prozentsatz hatte er für sich gewinnen können?
    Duane fuhr den Wagen auf den Parkplatz. Es war Nacht, aber die kurze Periode der Dunkelheit auf diesem Mond war schon nahezu vorbei. Ein leichtes Glühen am Horizont verriet den baldigen Sonnenaufgang, während am gegenüberliegenden die rote Scheibe des Jupiters das Land wie in Blut tauchte, ehe sie außer Sicht versank.
    In diesem unsicheren Licht war Duane nicht mehr als ein Schatten, als er zur Kamerun rannte, dem Frachter, mit dem er gekommen war. Zwei weitere Schiffe lagen auf dem gleichen versengten Landefeld, aber sie waren kleiner – Jäger der Ligapatrouille, die nur zum Auftanken auf Kallisto Station gemacht hatten.
    Duane überlegte kurz, ob er nicht zu einem dieser Schiffe gehen und dem Ligaoffizier seine Geschichte erzählen sollte. Aber er entschloß sich dagegen. Das Risiko, daß das Schiff bereits quasi unter Andrias’ Flagge segelte, war zu groß.
    Wütend schüttelte er den Kopf. Wenn er nur seine Erinnerung wieder hätte – wenn er nur sicher sein könnte, daß er das Richtige tat!
    Ein

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