Leben bis zum Anschlag
angehauen.«
Der Bayer eiert in Schlangenlinien los. Die Polenschlampe haut ihm ins Kreuz. Jetzt fährt er gerade weiter.
Ron beobachtet die beiden und ist schwer in Gedanken. Die Schlampe hat sich den Fuß verletzt. Vielleicht sehen Sandro und Dennis darin ja auch eine Chance, sie sich heute mal ordentlich vorzuknöpfen. Weglaufen geht nicht mit einem kaputten Fuß, und er wird weder der Schlampe noch dem Nigger noch mal nachrennen. Ron ärgert es wahnsinnig, dass seine Autorität nach dem letzten Debakel dahin und der Lapdance-Schuppen noch immer nicht in greifbarere Nähe gerückt ist.
Und jetzt kreuzt noch dieser andere Typ auf, und es ist unklar, was ihn auf den Plan gerufen hat. Alles ist so verdammt unüberschaubar.
Ron macht sich auf den Weg zum Club 66.
Für Nora, Dali und Schuhmacher schlägt der Schulalltag zu.
Nora transformiert sich selbst in einen subversiven, unsichtbaren Schülerinnengeist. Dali gibt sich Mühe und freut sich auf die Pause.
Michael Schuhmacher besitzt keine dieser Gaben. Er geht fälschlicherweise davon aus, Entgegenkommen stünde ihm generell zu und unterschätzt die Berechtigung von Forderungen an ihn, sonst hätte er im eigenen Interesse die Physikaufgaben gemacht, gelernt und kapiert.
Keaths Mutter blickt in den Spiegel und fühlt sich früh am Morgen schon dem Nervenzusammenbruch nahe. Ihr Parfum ist leer.
Verdammter Lucky! Der Dauergast arbeitet nicht, leert den Kühlschrank, sobald sie ihn gefüllt hat, lässt seine dreckigen Klamotten im Badezimmer liegen und benutzt auch noch ihr Parfum!
»Keath!«
Er reagiert nicht.
»Keath!« Sie klopft heftig an seine Tür.
»Was ist?« Seine Stimme klingt schlaftrunken.
»Ich muss mit dir reden!«
Keath schlurft in die Küche. Seine Mutter wirkt total verzweifelt.
»Ist es wegen …?« Keaths langer, gebogener Daumen ist auf das Wohnzimmer gerichtet.
Der Name des Verursachers ihrer Verzweiflung, Lucky, wird nicht laut ausgesprochen, sonst steht er sofort im Weg herum und macht sie mit seinem Auntie -Gequatsche wahnsinnig.
»Du musst ihn mitnehmen.«
»Zu meinen Jobs?« Keath sieht seine Mutter ruhig an und schüttelt den Kopf. »Niemals.«
»Dann schließ wenigstens dein Zimmer nicht ab. Er hängt immer im Wohnzimmer rum.«
Das stimmt und das nervt auch. »Ich hab ihn rausgeschmissen, du hast ihn wieder reingelassen. Gib ihm dein Zimmer und zieh so lange ins Wohnzimmer um.«
»Dann bin ich mein Zimmer und das Wohnzimmer los. Du glaubst doch nicht, dass er auf den LED-Backlight-Fernseher verzichtet?«
»Nein.«
»Was nein?«
»Glaub ich nicht.«
»Bitte.«
»Nein.«
»Keath!«
»Sei einmal auch konsequent. Ich bin es. Ich blech die Hälfte der Miete.«
»Ich geb dir was zurück.«
»Schmeiß ihn raus oder lass es bleiben. Ich check nicht jedes Mal, wenn ich komme, was von meinen Sachen noch da ist. Dein Gast soll sich verpissen. Und solang er das nicht tut, mach ich es.«
»Du übertreibst, Keath. Er nimmt dir doch nichts weg, ungefragt.«
»Nur weil er nicht drankommt. Und weil ich ihn neulich gerade noch rechtzeitig erwischt habe, als er meinen Kram durchforstet hat. Ich kann nicht mal meine Freundin mitbringen …«
»Du hast eine Freundin? Kenn ich sie?«
»Weißt du, was? Ich such mir’ne eigene Wohnung. Das hier ist doch alles ein Witz.«
»Du weißt, dass ich mir unsre nicht allein leisten kann.«
»Dann zieh mit einer deiner Freundinnen zusammen.«
»Good morning, Auntie.« Lucky füllt den Türrahmen aus. Er ist lange nicht so groß wie Keath, trotzdem ist jeder Raum überfüllt, in dem er sich aufhält, weil Lucky weiß, wie man sich breitmacht.
Mit einer randvollen Tasse Kaffee geht Keath direkt auf ihn zu. Er zwingt ihn, ihm auszuweichen, und verschwindet sofort in seinem Zimmer.
»Hi, DJ Çay!«
Kreisch! Kicher! Gegenseitiges Anstoßen mit dem Ellbogen und verstohlen zu ihm rüberlinsen, dann ist der Rudel Fans vorübergezogen. Mehmet liebt das. Egal was zwischen ihm und Nora nicht gut läuft, solang sie ihn lässt, wird er bei den U A-Clubs auflegen. Es hebt seine Stimmung jedes Mal ungemein, wenn ihn Leute auf der Straße ansprechen oder anders durchblicken lassen, dass sie ihn erkennen. Der Krach mit seinem Vater heute Morgen ist unentschieden ausgegangen, aber seine schlechte Laune ist jetzt wie weggeblasen. Mehmet sieht Dali aus der Schule kommen und sich auf sein Fahrrad schwingen.
Der Bayer rast mit seinem Superbike direkt auf ihn zu und bremst im letzten
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